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Geologischer Wegweiser
durch das
Dresdner Eibthalgebiet
zwischen
Meissen und Tetschen
von
A
4 \,"
Dr. Rl Beck
Professor an der Bergakademie zu Freiberg
Mit einer Karte
Berlin
Verlag von Gebrüder Borntraeger
*1897
i Vorwort
M
er Gedanke, den vorliegenden Wegweiser
zu schreiben, entstand bei dem Verfasser
während zahlreicher Exemtionen, auf denen
er auswärtige Fachgenossen, sowie auch Studirende
durch das zum grössten Theil früher von ihm selbst
geologisch kartirte Gebiet zu führen die Freude hatte.
Er wollte auch weiteren Kreisen in dieser Weise
dienstbar sein. Dresden birgt ja unter seinen Be-
wohnern eine so grosse Anzahl wanderlustiger Freunde
der Geologie, und seine anmuthige Umgebung wird
so häufig auch von auswärtigen Vertretern und Jüngern
unserer Wissenschaft bereist, dass Yielen unter diesen
Allen Aufzeichnungen solcher Art willkommen sein
dürften. Unter den schon vorhandenen Führern ähn-
licher Eichtung schwebte als besonders nachahmens-
x. werthes Yorbild der von Yielen gewiss dankbar
benutzte Credner'sche Führer durch das sächsische
Granulitgebirge vor.
*, Folgende Sectionen (1 : 25 000) der von der Kgl.
sächsischen, unter der Leitung von H. Credner stehen-
172472
iv • Vorwort.
den geologischen Landesuntersuchung veröffentlichten
geologischen Spezialkarte von Sachsen bilden die
Grundlage unser heutigen geologischen Kenntniss des
Gebietes :
Meissen (48) von A. Sauer.
Kötzschenbroda (49) von Th. Siegert.
Moritzburg -Klotzsche (50) von J. Hazard.
Wilsdruff-Potschappel (65) von E. Dalmer und
R. Beck.
Dresden (66) von R. Beck und J. Hazard.
PiUnitz (67) von G. Klemm.
Tharandt (81) von A. Sauer und R. Beck.
Kreischa-Hänichen (82) von R. Beck.
Pirna (83) von R. Beck.
Sebnitz-Kirnitzschthal (85) von R. Beck.
Berggiesshübel (102) von R. Beck.
Rosenthal-Hoher Schneeberg (103) v. F. Schalen.
Grosser Winterberg -Tetschen (104) von R.Beck
und E. Hibsch.
Die beistehende Skizze giebt eine Uebersicht
über die geographische Lage dieser Sectionen.
Niemand wird auch das ältere grundlegende
Werk von H. B. Geinitz, Das Elbthalgebirge in Sachsen,
Band I — II. Cassel 1871 — 75, Palaeontographica,
unbenutzt lassen, zumal wenn er die von den Ex-
emtionen heimgebrachte palaeontologische Ausbeute
bestimmen will.
Vorwort. V
Die Angaben zu den einzelnen Touren sind thun-
liehst so abgcfasst, dass sie im Nothfall auch ohne
geologische Karte nur mit Benutzung einer guten
topographi sehen Spezialkarte, wie etwa der Karte des
Deutschen Reiches (1:100000) ausführbar sind. Eine
später von Seiten der Kgl. geologischen Landesunter-
suchung zu erwartende Uobersichtskarte, die im Maass-
stabe 1:250000 demnächst erscheinen soll, würde
ebenfalls gute Dienste thun. Am vortheilhaftesten
aber natürlich wird man die Ausflüge mit *den oben
genannten Sectionsblättcrn in der Hand zur Ausfüh-
rung bringen und nach vorhergehendem Studium der
zugehörigen Erläuterungen.
vi Vorwort.
Das am Schlüsse beigefügte Blatt soll selbstver-
ständlich nicht als eigentliche Wegkarte, sondern nur
zur allgemeinen Orientirung über den Verlauf der
einzelnen Touren dienen.
Zwar hatte der Verfasser seine Manuscripte zu
dem Wegweiser bereits vor mehreren Jahren in der
Hauptsache abgeschlossen, aber noch kurz vor dem
erst jetzt erfolgten Erscheinen seines Werkchens, in
den Sommern 1895 und 1 89G, hat er nicht unterlassen,
fast alle Touren noch einmal zu wiederholen und da-
nach seine Ausführungen zu berichtigen.
Für die Sectionen Meissen, Kötzschenbroda und
Moritzburg -Klotzsche standen ihm freundliche Vor-
schläge besonders lehrreicher Routen von Seiten der
Herren Geheimen Bergrath Prof. Dr. Credner, Prof.
Siegert und Landesagronom Hazard zur Verfügung,
denen hiermit der wärmste Dank ausgesprochen wird.
Für spätere unvermeidliche Berichtigungen würde
der Verfasser den freundlichen Einsendern stets zu
grossem Danke verpflichtet sein, und würden solche
Zuschriften zugleich den Revisionsarbeiten der Kgl.
geologischen Landesuntersuchung zu Gute kommen.
Möge der Wegweiser auf das Studium der vater-
ländischen Geologie zu seinem bescheidenen Theile
fördernd einwirken dürfen!
Inhalt
Seite
I. Von Dresdon - Altstadt durch den Plauenschon
Grund bis Potschappel und über Coschütz und
Zschertnitz zurück 1
II. Von Potschappel nach Niederhässlich und durch
das Poisenthal nach der Goldenen Höhe ... 19
III. Von Kemnitz durch den Zschoner Grund über
Podemus und Prabschütz nach Cossebaude und
Niederwartha 29
IV. Von Meissen- Colin nach dem Riesensteiu und
über die Knorre nach Zehren , sowie am gegen-
überliegenden Ufer zurück nach Meissen ... 40
V. Von Meissen das Triebisch thal aufwärts bis Miltitz 46
VI. Von Kötzschenbroda über Neucoswig nach den
Plänerbrüchen von "Weinböhla 52
VII. In die Dresdner Haide 59
VIII. Von Niedersedlitz über Kreischa und Maxen nach
Häselich an der Müglitzthalbahn 69
IX. Von Hä3elich aus das Müglitzthal hinab bis
Mügeln 83
X. Von Pirna über Dohma, Rottwerndorf, Neundorf
und Krietzschwitz nach Vogelgesang und Zeichen 94
vm Vorwort.
Seite
XI. Von Pirna mit der Bahn nach Berggiesshübei
und von hier über Gottleuba und Göppersdorf
durch das Bahrethal hinab nach Pirna zurück . 105
XII. Von Liebstadt das Seidewitzthal hinab nach Pirna 123
XIII. Von Gottleuba über Tyssa nach Tetschen . .135
XIV. Von Tetschen am rechten Elbufor abwärts bis
HeiTnskretschen 148
Sachregister 156
Ortsregister 160
I.
Ton Dresden -Altstadt durch den Plauenschen Grund
bis Potschappel und über Coschtitz und
Zschertnitz zurück.
|iese eine starke halbe Tagestour bildende Ex-
cursion soll dem Studium des Syenites und
der Kreideformation des Plauenschen Grun-
des dienen und bewegt sich ausschliesslich im Gebiete
von Section Dresden der geologischen Specialkarte des
Königreichs Sachsen.
Wir verlassen Dresden am besten mit derStrassen-
bahn, die uns bis Plauen bringt. Unser Ausgangspunkt,
der Postplatz , liegt in der Alluvialaue. Bald gewinnen
wir die jüngstdiluviale, nur um wenige Meter höhere
Thalterrasse, deren Abfall zum Alluvium namentlich in
der Nähe der Annenkirche als eine recht deutliche
Stufe hervortritt. Hinter der Falkenbrücke, am Hahne-
berg, unweit der Brauerei zum FeldschlÖsschen, steigt
das Terrain in einer zweiten, scharf ausgeprägten
Terrasse an, die aus jungdiluvialen Weisseritzschottern
gebildet ist. Die Strassenbahnlinie folgt dem oberen
Rande dieser Terrasse längs der Weisseritzniederung
bis zur Endstation Plauen. Yon hier aus gehen wir
Beck, Geologischer "Wegweiser. 1
2 I. Von Dresden - Altstadt durch den Plauenschen Grund
hinunter zur "Weisseritzhrücke und schauen thalauf-
wärts hinein in den engen und steilwandigen Plauen-
schen Grund, während wir abwärts das Flussthal zu
einer breiten, im jüngsten Elbthaldiluvium eingesenk-
ten Aue sich erweitern sehen. "Wir überschreiten die
Brücke und wenden uns drüben am Ufer entlang fluss-
aufwärts, bis uns nach wenigen Schritten der rechts
nach Döltzschen abgehende Weg in den westlich von
der Gasanstalt gelegenen Steinbruch von Mros führt.
Hier finden wir ein sehr vollständiges Profil der Kreide-
formation des Plauenschen Grundes entblösst:
Zu oberst unter lehmigem Schutt den PI an er
der Stufe mit Inoceramus labiatus ScJüoth., ein un-
regelmässig plattig geschichtetes Gestein, zuweilen
mit Steinkernen von Nautilus sublaevigatus d'Orb.
(1 — 2 m). Es folgt hierunter eine Schicht von san-
digem Mergel (0,75m) undsodann der Carinate n-
pläner in 0,3 — 0,5 m starken Bänken, im ganzen
in gegen 10 m Mächtigkeit, nach unten abschliessend
mit einem meist glaukonitischen Pläner voll von
Gerollen und grösseren, ausnahmsweise sogar einen
Durchmesser von 3 m erreichenden Blöcken von
Syenit. Dieses unmittelbar dem ebenfalls aufge-
schlossenen Syenit aufgelagerte Grundconglo-
merat, wie wir es nennen wollen, führt nicht selten
Petrefacten, besonders Terebratula biplicata Sow.
in grossen Exemplaren, weniger häufig auch das
bis Potschappel und über Coschütz und Zschertnitz zurück. 3
eigentliche Leitfossil dieses Horizontes Ostrea cari-
nata Lam. Sämmtliche Schichten sind unter 5°
nach NO. geneigt.
Die hier zu beobachtende Trennung der ceno-
manen Carinatenstufe von der unterturonen Labiaten-
stufe durch eine Schicht von sandigem Mergel oder
Thon werden wir auf unseren "Wanderungen auf dem
linkselbischen Gebirgsabfall zwischen Zschoner Grund
und Müglitzthal überall wiederfinden. Wir haben es
hier geradezu mit einer Lei t Schicht für diese Gegend
zu thun.
Yon diesem Steinbruch lässt man sich den kurzen
Pfad nach dem nahen Thalrand und zugleich der Ober-
kante der Rathssteinbrüche zeigen. Man findet dort
auf weite Strecken hin den untersten Pläner und be-
sonders auch dasGrundconglomerat aufgeschlossen und
die sehr unregelmässig höckerige Auflagerungsflache
auf dem Syenit theilweise entblösst. Nicht selten ge-
wahrt man darin kesseiförmige Vertiefungen und bis
zu 1 oder 2 m Tiefe hinabführende Klüfte, die mit
einem an Conchylienresten reichen kalkigen Gestein
ausgefüllt sind. Nicht zu verwechseln mit diesen
ursprünglichen Unebenheiten des alten cenomanen
Meeresgrundes sind durch spätere Dislocationen ent-
standene Reliefformen. So war im Sommer 1896 hier
ein kleiner von Verwerfungen mit ostwestlichem
Streichen begrenzter Syenithorst aufgedeckt, der über
1*
4 I. Von Dresden - Altstadt durch den Plaaenschen Grand
5 m hoch die untersten Plänerbänke durchragte. Die
Schichten hatten namentlich an der einen der viele
Harnische aufweisenden Verwerfungsflächen beim Ab-
wärtsgleiten eine Schleppung erlitten. Längs der
nördlichen Kluft gewahrte man eine Zone von ganz
zerrüttetem Syenit mit förmlich eingekneteten Pläner-
schollen. Diese kleinen postcretaceischen Disloca-
tionen dürften die ersten nach S. vorgeschobenen Vor-
posten der grossen Lausitzer Hauptverwerfimg sein,
die wir noch genauer studiren werden (S. 52).
Vom Thalrand führt ein beschwerlicher Pfad
zur Linken nach den Rathssteinbrüchen hinunter.
Besser geht man den vorigen Weg zurück bis zur
Weisseritz und wendet sich alsdann den Fluss ent-
lang bis in die Brüche, nachdem man im Comptoir die
Erlaubniss zu deren Besuch erbeten hat. Der Syenit,
wie wir ihn bald anstehen sehen, ist die typische
Modification des Gesteins, die Abraham Werner zur
Aufstellung dieser neuen Gattung veranlasste. Der
Syenit des Plauenschen Grundes steht nach NW. hin
in directem Zusammenhang mit dem grossen Granit -
und Syenitgebiet der Umgebung von Meissen (S. 40),
während er nach SO. hin als schmaler, oberflächlich
oft durch jüngere Sedimente verhüllter Zug bis ins
Lockwitzthal unterhalb von Kreischa sich verfolgen
lässt. Hier geht er schliesslich in Hornblendegranit,
stellenweise auch in dioritische Abänderungen über.
bis Potschappel und über Coschütz und Zschertnitz zurück. 5
In den Rathsbrüchen sehen wir den Syenit von meh-
reren Gängen eines schwarzgrauen oder schmutzig -
grünlichen Lamprophyres durchsetzt. Sie streichen
zwischen K 20 °0. und N". 10° W., stehen saiger oder
fallen unter 75 — 90° nach W. oder 0. ein. Auch
macht sich ein schräg am Gehänge hinauf steigender
Brecciengang bemerkbar. Seine Füllung besteht aus
dicht gepackten Syenitfragmenten, die durch ein
dunkelgefärbtes Cement von zerriebenen Syenittheil-
chen äusserst fest verkittet sind. Auf Klüften des
Syenites finden wir endlich Ausscheidungen von Kalk-
spath mit schön ausgebildeten Krystallen. Der kohlen-
saure Kalk dürfte hier zum grössten Theil den kal-
kigen Schichten der oberen Kreideformation entstam-
men, die wir dem Syenit aufgelagert fanden.
Wir gehen zur Weisseritzbrücke zurück, über-
schreiten sie und folgen der Strasse thalaufwärts.
Yon hier aus gewähren uns die vorhin besuchten
Eathsbrüche mit der nach Norden geneigten Pläner-
auflagerung einen guten Ueberblick. Kurz ehe wir die
Eestauration zum Forsthaus erreichen, zeigt sich auch
am rechten Thalgehänge die Auflagerung des Cari-
natenpläners auf dem Syenit sehr deutlich. Hier
liegen zu unterst als Ausfüllung von Buchten und
kesseiförmigen Vertiefungen des Grundgebirges und
selbst als schmale Dejectionsgänge feste kalkige Ab-
lagerungen mit einer reichen Fauna und besonders
6 I. Von Dresden - Altstadt durch den Plauenschen Grand
ganz zu unterst mit vielen Syenitgeröllen. Der Punkt
hat früher eine reiche Petrefactenausbeute geliefert,
ist aber jetzt nicht zugänglich. Ähnliche Bildungen
werden wir übrigens später in grösserer Nähe studi-
ren können.
Die Strasse führt uns bald über die Weisseritz.
Yon der Brücke aus fällt der Blick zur Linken auf
mächtige Steilwände von Syenit, die eine ziemlich
regelmässige Zerklüftung aufweisen. Dicht hinter der
Brücke zweigt rechts der Weg in den zur Zeit nicht
betriebenen oberen Forsthausbruch ab. Hier können
wir die im Syenit des Plauenschen Grundes über-
haupt nicht seltenen basischen Ausscheidungen kennen
lernen, deren dunkelgrüne Färbung durch das Zurück-
treten des Feldspathes, das Yorwiegen der Hornblende
und die Beimengung von dunkelgrünem GH immer und
lichtgrünem Augit bedingt wird. Eine solche Aus-
scheidung in Linsengestalt erreicht in diesem Stein-
bruch die ungewöhnliche Grösse von 6 — 10 m in der
Quere, während sie sonst meist viel kleiner sind.
Bemerkenswerth ist die hier beobachtete Beimengung
von Kupfererzen. Endlich setzt auch in diesem Stein-
bruch ein 2 — 2,5 m mächtiger, NS. bis N. 10° 0.
streichender Brecciengang auf, als Zeuge gewaltsamer
Verschiebungen im Gebirge.
Wir gewinnen die Strasse wieder und folgen
ihr bis nahe der Haltestelle der Eisenbahn. Hier
bis Potschappel und über Coschütz und Zschertnitz zurück. 7
wird der Syenit der felsigen Strassenböschung zur
Rechten gangförmig von Melaphyr durchbrochen. Es
lassen sich zur Zeit am Fusse der Steilwand zwei
Abschnitte wahrscheinlich ein und desselben Ganges
unterscheiden. Sie streichen nach NO., sind etwa 1 m
mächtig und werden beide durch ungefähr nach OW.
verlaufende Verwerfungsflächen abgeschnitten, an
denen zum Theil Reibungsbreccien entwickelt sind.
Beim ersten Gangabschnitt zeigt das Gestein con-
centrisch - schalige Absonderung.
"Weiter thalaufwärts gelangen wir zu den grossen
Steinbrüchen unter der Begerburg bei Döltzschen, die
auf eine weite Strecke hin und bis zu 50 m Höhe
hinauf das Steilgehänge angeschnitten haben. Der
Syenit nimmt hier häufig in Folge gleich gerichteter
Lagerung seinerFeldspathtaf ein eineParallelstructur an.
Leicht finden wir in ihm auch die glitzernden Kryställ-
chen des Titanites. Gewisse Ablösungsflächen, „Ti-
tanitspiegel", sind ganz besonders reich daran. Horn-
blendereiche Ausscheidungen des Gesteins sind hier
nicht selten. Manche enthalten bis hirsekorngrosse
Körnchen von Apatit, sowie gediegen Kupfer. Ausser-
dem fallen uns Nester, Linsen, Schnüre, Trümer
und gangartige Gebilde eines feldspathreichen Peg-
matites auf. Biese ihre Zusammensetzung oft wech-
selnden Massen enthalten neben ihren Hauptgemeng-
theilen Orthoklas, Oligoklas, Quarz, Hornblende und
8 I. Von Dresden - Altstadt durch den Plauenschen Grund
dunkelgrünen Glimmer nach den Untersuchungen von
E. Z schau selten auch Malakon, Orthit, Titanit, Tur-
malin, Apatit, Scheelit, Titaneisenerz, Kupfererze,
Pistazit und Chlorit. Sie erinnern somit an gewisse
norwegische Vorkommnisse. Unter diesen accesso-
rischen Mineralien gelingt uns am ehesten den Orthit
von den Steinbrechern zu erhalten. Seine pech-
schwarzen Körner oder Krystalle werden häufig von
Quarz und Feldspath strahlig umgeben. Ausserdem
bieten die an der Begerburg gelegenen Brüche nicht
selten eine Reihe von anderen Mineralien dar, die
durch laterale Secretion bei der Zersetzung des Sye-
nites entstanden sind, wie Eisenspath, Kalkspath, Ara-
gonit, Laumontit in spröden weisslichen oder röthlichen
Krystallen, zuweilen auch Phillipsit.
Yon hier aus würde es noch lolinen, auf einem
Seitenweg links an der Garnisonmühle die Weisseritz
zu überschreiten und den Syenitbruch hinter dieser
Mühle zu besuchen. Hier sind mitunter im Syenit
Ausscheidungen aufgeschlossen, die als Zersetzungs-
product der reichlich beigemengten Hornblende viel
gelbgrünen Epidot führen. Auch dick stengelige
Aggregate von weingelbem Aragonit gewahrt man
dort im zersetzten Gestein.
Yon hier nach der Strasse zurückgekehrt, folgen
wir dieser an einer Reihe noch anderer Syenitbrüche
vorüber bis kurz vor der zu Potschappel gehörigen
bis Potschappel und über Coschütz und Zsohertnitz zurück. 9
Eisengiesserei Friedrich August -Hütte. Hier stossen
wir auf eine Gebirgsscheide : längs einer nach. NW.
streichenden und steil nach SW. einfallenden Ver-
werfungskluft grenzt hier der Syenit an den Horn-
blendeporphyrit des Steinkohlengebirges des Unter-
rotjhliegenden (S. 19). Nachdem wir den frischen
Porphyrit in einem nordwestlich von der Hütte ge-
legenen Steinbruch kennen gelernt haben, wohin uns
die von der Chaussee rechts abgehende „Döltzschener
Strasse" führt, kehren wir auf der bisher begangenen
Hauptstrasse durch den Grund zurück bis zur Brauerei
zum Felsenkeller. Andere werden vorziehen, die Ex-
cursion bis zum Bahnhof Potschappel fortzusetzen
und sich von hier aus des Programmes zur Tour II
zu bedienen. Das Ganze würde in diesem Falle eine
starke Tagestour bilden.
Jenseits der Brücke, die den Zugang zur Felsen-
kellerbrauerei bildet, wenden wir uns nach rechts an
der Restauration vorüber thalaufwärts, biegen in das
Seitenthälchen, worin Villa Kosen liegt, ein und ge-
winnen, hier immer im Syenit aufsteigend, den Pla-
teaurand bei Altcoschütz. Wenn nicht gerade die
Weisseritz wasserreich ist, kann man nach unserem
nächsten Ziel, der Heidenschanze, auch einen directen
Pfad benutzen, der bei einem Wegweiser noch vor
Villa Kosen abzweigt, erst dem Flussufer folgt, dann
das Gehänge hinauf führt. Im ersteren Falle in Alt-
10 I. Von Dresden -Altstadt durch den Plaaenschen Grand
coschütz angelangt, gehen "wir am besten links am
Dorfteich vorüber und dicht westlich vom Dorfe an
den Gärten entlang einen Feldweg, der in einen Sand-
steinbruch führt. Hier haben wir die Carinatenstufe
in anderer Ausbildung entwickelt vor uns, als wie
in den Rathsbrüchen. "Wir bemerken hier nämlich
an der westlichen "Wand bis zu .3 m Mächtigkeit an-
schwellende grobe Syenitconglomerate in zum Theil
linsenförmig gestalteten Bänken, die mit einem weissen
oder rostgelb gefleckten Quarzsandstein wechsellagern.
Nach der Tiefe hin und im östlichen Theile des Bruches
herrschen die Sandsteine fast allein. Derartige Ge-
steine sind in der sonst durchweg als Pläner ausge-
bildeten Carinatenstufe zwar nicht immer in so grosser
Mächtigkeit entwickelt, aber in schwächerer Ausbildung
ziemlich verbreitet. Ueberall haben sie als wasser-
führende Schickten eine grosse Bedeutung. So beziehen
die artesischen Brunnen im Plauenschen Lagerkeller
und auf dem Albertplatz in Dresden ihr "Wasser aus
diesem bei dem allgemeinen Einfallen der Kreide-
schichten nach NO. dort tief unter der Thalsohle ge-
legenen geologischen Horizont.
Unweit des eben besuchten Steinbruches sehen
wir zur Linken des Weges, den wir gekommen waren,
einen auffälligen Hügel sich erheben, der die Spuren
ehemaliger Aufwühlung zur Schau trägt. Es ist die
sogenannte Heidenschanze, die dem königlichen Mu-
bis Potschappel und über Coschdtz und Zschertnitz zurück. 1 1
seum zu Dresden zahlreiche prähistorische Funde ge-
liefert hat. Um zu sehen, wie die Sandsteine und
Conglomerate des Steinbruches vom Carinatenpläner
überlagert werden, müssen wir die jetzt stark zer-
fallenen und mit Buschwerk überwachsenen Planer-
brüche am Thalrande gerade nördlich vom Borfe Alt-
coschütz aufsuchen. Wir gelangen dorthin, indem
wir der Grenze des Buschwaldes am Thalrande folgen.
In den beiden westlichsten dieser alten Brüche sind
sowohl die Conglomerate und Sandsteine als auch die
concordant darüber lagernden Carinatenpläner aufge-
schlossen, deren unterste Schichten hier reich an
Schalen des Spondylus striatus Sow. sind. Dieselbe
Ueberlagerung finden wir übrigens am Thalrand schräg
gegenüber in dem Einschnitt der aus dem Plauen-
schen Grunde nach Döltzschen hinauf führenden Fahr-
strasse aufgedeckt.
Ein vielbesuchtes Yorkommniss, auf das man
früher unterhalb des westlichsten der eben angeführten
Plänerbrüche an dem mit Buschwald bewachsenen
Steilhang stiess, der sogenannte „Coschützer Muschel-
fels", konnte im Herbst 1896 nicht mehr aufgefunden
werden. Es war ein aufrecht stehender Klotz aus
kalkigem Sandstein mit zahlreichen Steinkernen und
Schalenresten von Fectunoulus obsoletus Goldf., Exo-
gyra columba Lam., Turritella granulata Sow., Nerinea
Geinitxi Goldf. und JRadiolites Germari Gein., wahr-
12 I* Von Dresden - Altstadt durch den Plauenschen Grund
scheinlich das letzte Ueberbleibsel eines aus dem Syenit
herausgewitterten Dejectionsganges. Dieses alte "Wahr-
zeichen der sächsischen Kreideformation scheint leider
dem Bedürfniss der Anwohner nach Bruchsteinen zum
Opfer gefallen zu sein.
Wir begeben uns nach dem Dorfe zurück und
folgen von hier aus dem Fussweg nach dem Hohen
Stein am Wasserreservoir der Felsenkellerbrauerei
vorüber über das mit Geschiebelehm und lössartigem
Lehm bedeckte Plateau hinweg. Das erstgenannte
Diluvialgebilde ist hier nur vorübergehend bei Brunnen-
grabungen gut auf geschlossen , wir haben aber später
bei Zschertnitz Gelegenheit, es genauer kennen zu
lernen. Dicht beim Wasserreservoir sehen wir Cari-
natenpläner anstehen, bedeckt von altdiluvialem
Weisseritzkies. Diesen hat der Fluss hier auf der
Hochfläche abgelagert, noch ehe er den engen, mehr-
fach gewundenen Thaleinschnitt des Plauenschen
Grundes eingesägt hatte. Würden wir von hier aus
wenige Schritte dem Pfade folgen, der die Seiten-
schlucht hinab zur Brauerei führt, so würden wir
wiederum wie bei Altcoschütz unter dem Carinaten-
pläner die Syenitconglomerate ausstreichen sehen, be-
sonders nahe an der Feldgrenze zur Linken des Fuss-
weges.
Wir schreiten dagegen auf dem eingeschlagenen
Wege immer am Thalrande hin weiter und gelangen
bis Potschappel und über Coschütz und Zschertnitz zurück. 13
zum Wirthshaus „zum Hohen Stein". Die den Aus-
sichtsthurm „Frohbergs Burg" tragende Syenitklippe
dicht am Hause ist in geologischer Beziehung wohl
einer der sehenswerthesten Punkte der Dresdener
Umgebung. Man gewahrt dort im Syenit eine un-
regelmässig kesseiförmige oder sackförmige Yertiefung
von 1 — 3 m Querdurchmesser und gegen 5 m Tiefe.
Sie ist ausgefüllt von bröckeligem, weichem Pläner,
dessen Schichten flach muldenförmige Lagerung zeigen.
Dies Gestein enthält sehr zahlreiche Conchylienschalen
und andere kalkige Reste der Fauna des cenomanen
Kreidemeeres, dessen Brandung dereinst diese Höhlung
ausgenagt hatte. Zur Zeit ist es vom Besitzer zur
wohlberechtigten Schonung des seltenen Aufschlusses
und zugleich der Thurmfundirung streng untersagt,
hier zu sammeln, wie die Inschrift „Mcht pickern"
warnend bezeugt. Wir können die hier einst gefun-
denen Petrefacten nur im Dresdener geologischen
Museum bewundern, wo alle die Originalexemplare
zu den Untersuchungen von H. B. Geinitz aufgestellt
sind. Doch kann ja schon der nächste Neubau in der
Nachbarschaft ähnlich reiche Fundstätten aufdecken.
In der Fauna des Hohen Steines sind an erster Stelle
vertreten Austern und zwar neben den prächtig er-
haltenen Schalen der grösseren Ostrea carinata Lam.
und Ostrea diluviana L. besonders viele kleine Formen,
wie 0. hippopodium Miss., Exogyra sigmoidea Rss.,
14 I. Von Dresden - Altstadt durch den Planenschen Grund
E. lateralis Nüss., ferner wurden verschiedene PUu-
rotomarien und Cerithien, Spondylus striatus Sow.,
zahllose Stacheln von Oidaris vesiculosa Qoldf. und
C. Sorigneti Des., Bryoxoen, Seeschwämme und Zähne
von Haifischen, wie Ckcyrrhina angwtidens Rss. ge-
sammelt.
"Wir steigen schliesslich hinauf auf den Thurm,
um die sehr lohnende Aussicht zu geniessen. Der
Blick wird zunächst durch das malerische Erosions-
thal der Weisseritz gefesselt, um dann darüber hinweg
nach West hin über eine ziemlich regelmässig nach
der Elbe hin geneigte schiefe Ebene zu schweifen.
Zwar bilden die Oberfläche derselben die fruchtbaren
lössartigen Gehängelehme des Diluviums, ihre regel-
mässige Gestalt hat sie indessen durch die einfachen
Lagerungsverhältnisse ihres Untergrundes, nämlich
der Kreideformation erhalten, deren Schichten zwi-
schen dem Cossebauder und dem "Weisseritz-Thal
ein unter 2 — 5 ° nach NO. geneigtes völlig ungestörtes
Tafelsystem darstellen. Weit unebener ist dagegen
der ebenfalls aus der oberen Kreideformation und dem
Diluvium zusammengesetzte sanfte Gebirgsabfall süd-
östlich von der Weisseritz, den wir in der entgegen-
gesetzten Eichtung überblicken. Im Norden und
Nordosten zieht sich am Fusse dieser Berggehänge
der langgestreckte Eibthalkessel hin, worin das Dres-
dener Häusermeer sich ausbreitet. Die Plateauland-
bis Potschappel und über Coschütz und Zschertnitz zurück. 15
schaft endlich, deren ziemlich steiler Abfall sich uns
jenseits dieser ELbthalweitung zukehrt, wird vom
Lausitzer Granit gebildet. Bei klarem "Wetter ver-
mögen wir sie zu einem guten Theile zu überblicken
und entdecken am Horizont die ihr aufgesetzten Höhen
des Keulenberges und des Sybillensteines bei Pulsnitz.
Der plötzliche Abbruch der Hochebene uns gegen-
über, der von "Wackerbarths Ruhe bei Kötzschenbroda
her bis zum Letzten Heller bei Klotzsche, von hier
aus aber in südöstlicher Richtung bis nach Pillnitz
hin sich verfolgen lässt, ist durch die grosse Tjausitzer
Hauptverwerfung verursacht worden. Diese Linie
bildet, nur einen kleinen Abschnitt dieser grossen im
allgemeinen von NW. nach SO. verlaufenden Dis-
location, die von Oberau bei Meissen über Weinböhla,
Pillnitz, Hohnstein, Hinterhermsdorf, Zeidler, Khaa,
Daubitz und endlich südlich von Zittau vorbei bis
zum Jeschkengebirge sich hinzieht. Der südlich von
dieser über 20 Meilen langen Linie liegende Gebirgs-
theil hat fast durchweg eine ziemlich bedeutende
Senkung erfahren, weshalb denn auch nur hier das
Kreidegebirge in grossen Territorien von der Denu-
dation verschont geblieben ist, während es auf der Lau-
sitzer Granitplatte bis auf ganz vereinzelte wenig um-
fangreiche Reste wieder hinweggewaschen worden ist.
"Gerade hinter der Residenzstadt sehen wir dem
erwähnten Steilrand des Lausitzer Granitgebietes eine
IG I- Von Dresden - Altstadt durch den Plauenschen Grund
breite Terrasse von Diluvialsand vorgelagert. Diese
Sande steigen auch auf das granitische Plateau selbst
hinauf und bilden vielfach den Untergrund der aus-
gedehnten Dresdener Haide. Abgesehen aber von
diesen höher gelegenen San den würde die dem Steil-
rand vorgelagerte Haidesandterrasse den "Weisseritz-
schottern entsprechen, die wir vorhin bei Altcoschütz
passirten. Beide sind Reste älterer Thalzuschüttungen;
während drüben fast lediglich Sande abgelagert wurden,
führten diesseitig die erzgebirgischen Flüsse grobe
Geröllmassen zu.
Nach dieser Orientirung verlassen wir den Aus-
sichtsthurm und gewinnen entweder auf der nach
Plauen hinabgehenden Chaussee die Endstation der
Strassenbahn wieder, die uns nach Dresden bringt,
oder setzen die Excursion nach 0. hin fort. In letz-
terem Falle bietet sich uns Gelegenheit, die diluvialen
Seilichten des linkselbischen Gebirgsabfalles kennen
zu lernen. Man verfolgt die Chaussee bergauf bis
etwa 300 Schritte hinter dem Friedhof und schlägt
dort den nach 0. führenden Kohlenweg ein. Dieser
gewährt eine sehr lohnende Fernsicht, besonders dort,
wo der Fussweg nach Kaitz ihn kreuzt. Zur Rechten
hat man ein sanft ansteigendes Plateau, an dessen
oberem Rande die weithin kenntliche Babisnauer
Pappel, die Goldene Höhe und endlich die Prinzen-
höhe mit mehreren Kohlenschächten in ihrer Um-
bis Potschappel und über Coschütz und Zschertnitz zurück. 17
gebung erscheinen. Zur Linken erhebt sich jenseits
von Dresden der Steilrand des Lausitzer Plateaus in
den mit Häusern besetzten Höhen vom "Weissen Hirsch;
vor uns dagegen springt diese Hochebene im Porsberg
bei Pillnitz als scharf markirtes Vorgebirge in die Elb-
thalweitung vor. Bei klarem "Wetter präsentiren sich
überdies in der Ferne die charakteristischen tafel-
förmig abgestutzten Felsenberge der Sächsischen
Schweiz, die beiden Bärensteine, der Lilienstein u. a.
Wir folgen dem Kohlenweg bis zum Kreuzpunkt mit
dem "Wege nach Mockritz. Hier wenden wir uns nach
links und gelangen zur grossen Dammüllerschen Zie-
gelei, die in ihren Ausschachtungen ausgezeichnete
Aufschlüsse im Geschiebemergel, der Grundmoräne
des nordischen Binneneises, darbietet. Unter den zahl-
reichen erratischen Geschieben fallen uns hier neben
den baltischen Feuersteinen besonders viele nordische
Silurkalke, Dalaquarzite, Scolithussandsteine, Aalander
und Elfdalener Porphyre sowie Rappakiwis ins Auge.
Bisweilen waren dort auch Geschiebe mit Glacial-
schrammen und Schliffflächen nicht selten. Auch im
Hohlweg, den man auf dem Heimweg nach der Stadt
zunächst durchschreiten muss, sieht man Geschiebe-
mergel unter dem Gehängelehm anstehen.
Man kann von hier aus leicht die Strassenbahn-
linie Strelüen- Dresden gewinnen. Nicht jedoch ist
es zu empfehlen, die einst so berühmten, jetzt ganz
Bock, Geolosischor Wegweiser. 2
!
18 I- Von Dresden - Altstadt durch den Planenschen Grund n. s. w.
verschütteten Plänerbrüche hinter dem genannten
Dorfe aufzusuchen. In diesen Strehlener Brüchen
wurde ehedem ein ziemlich versteinerungsreicher
Plänerkalkstein abgebaut mit Micraster cor testudina-
rium Ooldf. sp., Terebratula semiglobosa Sow. y Tere-
bratulina striatula Mant., Spondylus spinosus Sow.,
Inoceramus Brongniarti Sow., Ammonites peramplus
Mant, Scaphites Oeinüxi d'Orb. und vielen anderen
Petrefacten. Der Kalkstein bildet bei Strehlen eine
Einlagerung im Mergel mit Inoceramus Brongniarti
Sow., der wiederum dem Labiatuspläner concordant
aufgelagert ist. Diesen Brongniartimergel können wir
zur Vervollständigung des am Anfang unserer Excur-
sion beobachteten Profiles in den tiefen Ausschach-
tungen der grossen Ziegelei südöstlich von Zschert-
nitz kennen lernen. Wir gelangen dorthin, indem
wir beim Verlassen des vorhin erwähnten Hohlweges
die Strasse nach rechts einschlagen und sie durchs
Dorf hindurch verfolgen. Der Mergel kennzeichnet
sich als ein weiches, an der Luft schnell aufblättern-
des Gestein, das nur spärliche Versteinerungen ent-
hält, am häufigsten noch Terebratulina gracilis SchL
und den leitenden Inoceramus Brongniarti Sow.
II. Von Potschappel nach Niederhässlich u. s.w. 19
n.
Ton Potschappel nach Niederhässlich und durch
das Poisenthal nach der Goldenen Höhe.
||iese Excursion, die ohne Combination mit dem
ersten Theil von Tour I einen reichlichen
halben Tag beansprucht, soll zum Studium
des Eothliegenden des Plauenschen Grundes und der
Quadersandsteine in der Gegend der Goldenen Höhe
anregen. Sie wird sich im Gebiete der Sectionen "Wils-
druff- Potschappel, Tharandt, Kreischa-Hänichen und
Dresden bewegen.
Wir haben Potschappel mit der Bahn erreicht.
Beim Aussteigen aus dem Zuge erblicken wir zunächst
dicht jenseits der Bahnlinie den Stationsgebäuden
gegenüber den Sauberg, der aus Hornblendeporphyrit
besteht. Das Gestein gehört zu dem mächtigen decken-
förmigen Porphyriterguss, der das unterste Glied des
Rothliegenden im Plauenschen Grunde darstellt und
eine sehr wechselnde petrographische Ausbildung be-
sitzt. Der Ausstrich dieser Porphyritdecke bildet einen
von WW. nach SO. verlaufenden Höhenzug, der in Burg-
wartsberg, Sauberg und Eichberg gipfelt, und an dessen
Nordostflanke die grosse Hauptverwerfung des „Eothen
20 II« Von Potschappel nach Niederhässlich und durch das
Ochsen" sich hinzieht. Längs des „Rothen Ochsen",
der nicht eine einzelne Kluft, sondern einen ganzen
Spaltenzug darstellt, ist das nordöstlich angrenzende
Gebirge treppenförmig abgesunken. Es grenzen dar-
um nordöstlich an diesen Porphyr jüngere Schichten
des Rothliegenden , die hier in Folge ihrer tiefen Lage
vor der Denudation bewahrt blieben, unter anderen
auch Partien vom Steinkohlengebirge des Unter -Roth-
liegenden.
Wir verlassen den Bahnhof, gewinnen die durch
den Ort führende Hauptstrasse und gehen auf dieser
nach Süd bis zur Hofmühle, wo grosse Steinbrüche
sichtbar werden. Man gelangt in diese schräg über den
freien Platz und alsdann über die Brücke. Wenige
Schritte oberhalb von dieser steht unten im Flussbett
ein allerdings nur bei sehr niedrigem Wasserstand
sichtbarer lichtgrünlich grauer, zum Theil gerötheter
Thonschiefer an. Der Fluss hat sein Bett hier bis
zum silurischen Schiefergebirge hinab eingenagt, das
unter dem Rothliegenden auch durch den Bergbau
vielfach nachgewiesen worden ist. Nach wenigen
Schritten flussaufwärts befinden wir uns in den er-
wähnten grossen Steinbrüchen am Eichberg. Sie sind
im Hornblendeporphyrit angesetzt. Alsdann suchen
wir wieder die Hauptstrasse in Potschappel auf, der
wir nach S. bis zur Rothen Schänke folgen, um uns
von dort links auf die Strasse nach Grossburgk zu
Poisenthal nach der Goldenen Höhe. 21
wenden. Nach, dem abermaligen Ueberschreiten der
Weisseritz sehen wir zur Rechten eine niedrige mit
Buschwald bewachsene Steilböschung ansteigen, die
aus Gesteinen des Steinkohlengebirges des Unter -
Rothliegenden, hier wesentlich aus grauen Schief er-
thonen und Arkosen, besteht. Wir können sie studiren,
wenn wir einige Schritte dem Fahrweg am Wiesen-
rande hin folgen. Hinter der Steilböschung sieht man
den Windberg sich erheben. Zur Strasse zurückge-
kehrt gehen wir auf ihr bis zu den ersten Häusern,
der Schmiede von Grossburgk. Hier schlagen wir
eine nach rechts abgehende Birnbaumallee ein, die
uns nach dem Windberg führt. Bis zum Walde über-
schreiten wir jetzt den oberflächlich nur wenig mar-
kirten Ausstrich der Schieferlettenstufe des Mittel -
Rothliegenden. Das Gestein derselben ist hier nirgends
aufgeschlossen. Im Walde dagegen befinden wir uns
in der nächst höheren Stufe der Breccientuffe des
Mittel - Rothliegenden. Diese beöteht aus verschieden-
artigen mit einander wechsellagernden Gesteinen von
bunter Färbung und zwar aus Porphyrbreccien, Con-
glomeraten, rothen und grauen Arkosesandsteinen,
KrystalltufTen , Thonsteinen und Schieferletten. An
der Zusammensetzung der entschieden vorwaltenden
Breccien betheiligen sich sehr verschiedene Porphyrite
und Quarzporphyre, besonders ein schön fluidalstreifiger
Quarzporphyr. Die Fragmente sind theils scharfkantig,
22 II. Von Potschappel nach Niederh&sslich und durch das
theils gehen sie in Gerolle über. Wo der Pfad sich steiler
hinabsenkt, können wir am Gehänge zur linken den
Breccientuff auch anstehend beobachten.
Bald erreichen wir einen breiten Fahrweg, dem
wir nach link s folgen an ein paar Gruben im löss-
artigen Gehängelehm vorüber bis zum Kalkwerk von
Niederhässlich. Die Steinkohlenschächte drüben auf
der anderen Seite des Weisseritzthales sind die fis-
kalischen Carolaschächte. Im Kalkwerk, wo uns Herr
Inspector Zimmermann gern auf unsere Bitte sach-
kundige Auskunft über den Betrieb darbietet, wird
unterirdisch ein dolomitischer Kalkstein abgebaut, der
ein 1,3 — 1,4 m mächtiges Lager inmitten der Schiefer-
lettenstufe des Mittel -Bothliegenden bildet. Dieser
Kalkstein, den wir vor dem Ofen aufgestapelt finden,
hat die von H. Credner beschriebene formen- und
artenreiche Fauna von Urvierf üsslern geliefert. Viel-
leicht haben wir das Glück, den häufigsten Vertreter
derselben, den zierlichen Branchiosaurus amblystomus
Ored. mit heim bringen zu können. Am Haldenmaterial
haben wir auch Gelegenheit, das Gestein des Liegenden
und Hangenden des Kalksteinlagers zu studiren und
somit die Schieferlettenstufe näher kennen zu lernen.
Hierauf folgen wir der nahe vorbei führenden
Strasse durch das Thal des Poisenbaches hinauf. Die
unteren Gehänge, soweit sie nicht von Gehängelehm
bedeckt sind, zeigen sich hier aus Schieferletten ge-
Poisenthal nach, der Goldenen Höhe. • 23
bildet, die Höhen rechts und links dagegen bestehen
aus Gesteinen der Breecientuffstufe. Links oben am
Eande des Plateaus erblicken wir den Segen Gottes -
Schacht. Dort wo zur Rechten der Wald jenseits der
Wiese beginnt, folgen wir einem zur Linken am Ge-
hänge hinauf steigenden Pfad. Nach steilem Anstieg
erreichen wir das Plateau und die oben hin führende
Kohlenstrasse, der wir nach rechts in der Richtung
nach der Prinzenhöhe folgen. Nach links erblicken
wir den Segen -Gottes Schacht und Hoffnungsschacht
und dahinter den Windberg, der hier bloss als niedriger
Hügel erscheint, da er lediglich einen weit vorge-
schobenen Plateauvorsprung, keine isolirte Bergform
darstellt. Yor uns endlich erheben sich die nörd-
lichen Elbthalgehänge hinter Dresden. Auf der
Hochfläche, auf der wir uns befinden, lagert den
Breccientuffen die nur wenig mächtige Decke des
IDeinnaundorfer Quarzporphyrs auf. Um das röthlich
oder perlgrau gefärbte Gestein anstehen zu sehen,
gehen wir beim Wegweiser am Glückaufschacht nach
links nach Kleinnaundorf ab. Die Porphyrbreccien
und Porphyrconglomerate, die wir bald an der nord-
östlichen Wegböschung ausstreichen sehen, stellen
die obersten Schichten des Mittel -Rothliegenden dieser
Gegend dar. Sie lagern noch auf dem Porphyr, den
wir jenseits der Eisenbahnbrücke hinter einem Hause
zur Rechten aufgeschlossen finden.
24 II. Von Potschappel Dach Niederhässlich und durch das
Zum Wegweiser zurückgekehrt, schlagen wir
den Fahrweg nach Boderitz ein, um im ersten Stein-
bruch rechts einen Einblick in die Gliederung der
oberen Kreideformation zu erhalten, die hier das
Eothliegende discordant überlagert. In diesem Stein-
bruche sehen wir unter einer 0,2 — 1 m starken
Lehmdecke zunächst lehmigen Sandsteinschutt mit
vereinzelten nordischen Diluvialgeschieben, darunter
Feuerstein. Bis zu dieser bedeutenden Höhe von
336mherauf reichen also dieUeberreste des nordischen
Diluviums. Darunter folgt ein zur Labiatusstufe ge-
höriger mürber Sandstein, der hier und noch mehr
im nördlichsten der Steinbrüche an der Prinzenhöhe
in seinem untersten Mveau viele Hohlräume enthält,
die zum Theil mit feinem Sand voll von Serpukt, gar-
dialis Schhth. erfüllt sind. Der mürbe Labiatussand-
stein wird unterlagert von einer 1,2 — 2,3 m mäch-
tigen Thonsandbank, die der Leitthonbank in den
Plänerbrüchen bei Dresden entspricht (siehe S. 3).
Unter diesem Thonsand folgt die Carinatenstufe und
zwar zuoberst bestehend aus der sog. Werksteinbank,
einem lichtgrauen feinkörnigen Quadersandstein mit
Ostrea carinata Lam., Inoceramus striatus Ooldf.,
Voh, aequicostata Sow. u. a., zuunterst aus einem
gelblichen mürben Sandstein mit einer Bank voll
von Exogyra colu/mba Lam. Sämmtliche Schichten
fallen unter 5 — 7° nach NO. ein. Es empfiehlt sich,
Poisenthal nach der Goldenen Höhe. 25
zur Kohlen Strasse zurück zu gehen und diese bis zu
den grossen Steinbrüchen an der Goldenen Höhe zu
verfolgen, die ganz dasselbe Profil darbieten. Den
Eingang in diese Brüche erreicht man, wenn man
die Dippoldiswalder Hauptstrasse, mit der sich die
Kohlenstrosse vereint, knapp 300 Schritt nach links
verfolgt. Zur Zeit wird nur im vordersten Theil der
langgestreckten Steinbrüche gebrochen. Es verlohnt
sich aber, auch die übrigen Theile zu besichtigen,
um ein Bild von der ausserordentlichen Regelmässig-
keit in den Lagerungsverhältnissen zu gewinnen. Am
südlichsten Ende der Brüche kann man dann hinauf
zum Wirthshaus und Aussichtspunkt der Goldenen
Höhe steigen, um die sehr lohnende Rundsicht von
dem dortigen Thurm zu geniessen.
Besonders schön liegt nach N. zu der Elbthal-
kessel mit der Stadt Dresden vor dem Beschauer,
während nach S. zu der Blick auf einen quer vor-
liegenden langgestreckten Höhenzug stösst, der im
basaltischen Wilisch , in der Quohrener Kipse und im
Lerchenberg bei Börnchen gipfelt. Dieser Rücken be-
steht aus Conglomeraten des Mittel -Rothliegenden, die
hier die Breccientuffe vertreten. Während aber diese,
wie wir am Windberg uns überzeugen konnten, wesent-
lich aus zerkleinertem Porphyr- und Porphyritmaterial
bestehen, dessen Herkunft im Tharandter Wald, in
der Gegend von Wilsdruff und Meissen zu suchen ist,
26 II. Von Potschappel nach Niederhässlioh und durch das
werden die grobstückigen Conglomerate jenes Rückens
fast ausschliesslich aus dem lockeren Gneissgeröll
des unmittelbar anstossenden Erzgebirges zusammen-
gesetzt. Yiele der Gneissgerölle dieser Ablagerungen
zeigen eine feine Fältelung und andere Stauchungser-
scheinungen, wie sie bei denGneissen des Weisseritz-
thales gewöhnlich sind, ein Beweis dafür, dass schon
zur Zeit des Rothliegenden bedeutende Faltungen im
Erzgebirge vollzogen waren, und die Gneisse schon
denselben petrographischen Charakter besassen, wie
heute. Hinter diesem breiten Bergrücken erscheinen
noeh ein paar charakteristische aus Basalt gebildete
Bergformen, die dem sanft geneigten Erzgebirgs-
plateau aufgesetzt sind, nämlich der Geising bei
Altenberg und der Luchberg bei Glashütte, ja bis
hinauf zur Kammhöhe des Gebirges mit der Kirche
von Ebersdorf vermag bei klarem Wetter der Blick
zu dringen. Im Westen öffnet sich das Poisenthal, um
die Plateauflächen des Tharandter Waldes erschauen
zu lassen. Im Osten dagegen sehen wir die granitische
Lausitzer Platte steil im Porsberg abstürzen, und
rechts davon zeigen sich in blauer Ferne die Berg-
kegel der Sächsischen Schweiz bis hinauf zum Hohen
Schneeberg, bei ganz klarem Wetter in grosser Ferne
auch Kottmar und Lausche.
Unweit des Wirthshauses zur Goldenen Höhe
liegen ein paar Aufschlüsse im obersten Mittel -Roth-
Poiseuthal nach der Goldenen Höhe. 27
— ^ M^— _ M ^ , ^— ^_ ■ !■■ — ^— ■ ■ ■■■■■ ■ I ■ I ■ M. ■ ■■■ ■ ■ ■ .—
liegenden, die des Besuches werth sind, aber bald
verschüttet werden dürften. Es sind verlassene Stein-
brüche, die man erreicht, wenn man vom Wege nach
Hänichen hinunter sich auf einem Feldraine nach
links hin wendet, etwa 300 Schritte weit. Besonders
im östlichen dieser Brüche sieht man das lichtröthliche
oder perlgraue Gestein der Hänichener Quarzporphyr-
decke anstehen, die wahrscheinlich ehemals mit der
von Kleinnaundorf ein einheitliches Ganze gebildet
hat und nur durch die Erosion abgetrennt worden ist.
Ueber dem Porphyre lagern dort noch Conglomerate
mit Gerollen von Gneiss, Tharandter Porphyr und
dortigem Porphyr. Einige diesem Conglomerat ein-
geschaltete schmale Lagen von grauer Arkose von
typischem Rothliegend -Charakter sprechen dagegen,
dass diese Schichten etwa schon der Carinatenstufe
der Kreide angehören.
Wir gehen zur Goldenen Höhe zurück und treten
von dort aus den Heimweg nach Dresden über Welsch-
hufe, Bannewitz, Nöthnitz, Kaitz und Räcknitz an.
Dicht vor Welschhufe führt dieser Weg an einem
grossen Quadersandsteinbruche vorüber mit demselben
Profil, wie in den Brüchen an der Goldenen Höhe.
Je mehr wir uns von hier ab der Elbe nähern,
desto mehr verlieren die Gesteine der Carinaten- und
Labiatenstufe ihren rein sandigen Charakter. Ihr
Gehalt an kohlensaurem Kalk nimmt immer mehr zu,
28 II • Von Potschappel Dach Niederhässlich u. s. w.
bis schliesslich an die Stelle der Sandsteine Planer
getreten sind. Schon im Strasseneinschnitt kurz vor
Kaitz sehen wir die Labiatenschichten als Pläner ent-
wickelt ausstreichen.
Dicht nördlich vom eben genannten Dorfe, am
nördlichen Bande des Kaitzbachthales lagern auf dem
Pläner altdiluviale Schotter, die wir in einer Grube
rechts von der Strasse unweit des Weinberges an-
stehend finden. Sie bestehen hier fast ausschliesslich
aus Gneissen und anderen erzgebirgischen Gesteinen
und werden von lössartigem Lehm überdeckt, der
das ganze Gehänge längs der Strasse bis nach Dresden
hinab überkleidet.
III. Von Kemnitz durch den Zschoner Grund u. s. w. 29
III.
Ton Kemnitz durch den Zschoner Grund
über Fodemus und Frabschütz nach Cossebaude
und Niederwartha.
liese Excursion erweitert die auf der ersten
Tour gewonnene Kenntniss der Kreideforma-
tion, führt ferner zu Aufschlüssen in dem
Rothliegenden des Elbthales und in der Cossebauder
Gneisszone und giebt endlich einen Einblick in die
Lagerungsstörungen von Niederwartha. Sie lässt sich
an einem halben Tage ausführen und berührt aus-
schliesslich Section Wilsdruff-Potschappel.
"Wir gehen von der Haltestelle Kemnitz der Bahn-
linie Dresden -Coswig aus. Zunächst schenken wir
unsere Aufmerksamkeit dem leider jetzt durch Ueber-
wachsung ziemlich verwischten Profile, das die fel-
sige Abböschung längs der Bahnlinie dicht nordwest-
lich vom Haltepunkt darbietet. Hier steht zuunterst
mit ganz flach nach Nordost geneigter Schichtung
Pläner mit Inoceram/us labiatus Schloth. sp. an. Er
lieferte früher auch Steinkerne des für diesen Hori-
zont charakteristischen Ammoniten Acanthoceras Wool-
gari Mant. sp. Auf dem Pläner liegt ein jungdilu-
30 III. Von Kemnitz durch den Zschoner Grund Aber Podeuras
vialer lehmiger Schotter, dessen Gerolle hauptsächlich
dem Weisseritzthal und dem Zschoner Grunde ent-
stammen. Man bemerkt darunter aber auch nordisches
Material, das von älteren, wieder zerstörten Diluvial-
schichten herrühren dürfte. Zu oberst endlich breitet
sich lössartiger Gehängelehm aus.
Hierauf durchschreiten wir auf der rechts bei
Villa Therese vorüber führenden Strasse das Dorf und
treten auf einer neugebauten Strasse in den landschaft-
lich reizvollen Zschoner Grund ein. Bei der Welte-
mühle ist uns leider vorläufig die Wanderung im Thale
selbst verwehrt. Wir folgen links der Strasse nach
Briessnitz und von hier aus kurz vor der Kirchhofs-
mauer dem nach rechts abgehenden Fussweg nach der
Zschoner Mühle, der sich an der nächsten Weggabel
nach rechts in den Grund hinab wendet. Anfangs
vermissen wir in diesem Aufschlüsse. Erst von der
Stelle ab , wo der Pfad auf das linke Ufer des Baches
sich begeben hat, sieht man im Bachbett und am Ge-
hänge Conglomerate ausstreichen. Wir stehen hier
im Rothliegend -Gebiet des Elbthales, das durch eine
breite Syenitbarre von dem grossen Döhlener Roth-
liegend -Becken getrennt ist. Bachaufwärts werden
wir bald in jenes Syenitgebiet gelangen, thalab-
wärts aber unter der Decke der hier sich auflegen-
den Kreideformation breitet sich dieses Rothliegende
sehr weit in der Richtung nach der Elbe hin aus.
; •«. - v :
und Prabschütz nach Cossebaude und Niederwartha. 31
Es erstreckt sich wahrscheinlich ohne Unterbrechung
bis nach Dresden, wo durch die artesische Bohrung
auf dem Antonsplatz in 162,7 m Tiefe rothe und graue
Sandsteine, rothe Letten und Conglomerate erreicht
wurden. Das Rothliegend -Conglomerat im Zschoner
Grund besteht aus Gerollen von Porphyrit und Syenit,
die durch porphyritischen Detritus fest verkittet sind.
Früher sind weiter thalab am Gehänge auch bunte
Thonsteine aufgeschlossen gewesen, die horizontale
Schichtung aufwiesen. Besonders gute Aufschlüsse
des Conglomerates bietet das felsige rechte Gehänge
bei der Umbiegung des Thaies nach Süd. Es ist dort
ein alter ca. 90 m langer Stolln in das Gestein hinein
getrieben, das sogenannte Silberloch, angeblich auf
Kupfererze.
Zu einer Zeit, wenn die Wiesen gangbar sind,
kann man von dieser Stelle aus einen kleinen Ab-
stecher hinüber in das nach Merbitz hinauf führende
Seitenthälchen machen. Dort sieht man etwa 300 m
oberhalb der Ausmündung die Ueberlagerung des Roth-
liegenden durch die untersten Schichten der Cari-
natenstufe der Kreideformation, die hier aus Quarz-
sandstein mit Vola notabilis Münst. bestehen. Weiter
oben lagert sich auf diesem Sandstein der Carinaten-
pläner auf.
In den Zschoner Grund zurückgekehrt, gehen
wir wieder thalaufwärts und gelangen bald aus dem
32 III. Von Kemnitz durch den Zschoner Grand über Podemus
Rothliegenden in den sein Liegendes bildenden Syenit.
Bei der Zschoner Mühle wenden wir uns auf dem
Fahrweg nach Omsewitz und Ockerwitz hinauf auf den
rechten Thalrand, um den dort befindlichen Pläner-
bruch zu besuchen. Bei früheren Arbeiten hat man
hier als unterstes Glied der Kreideformation unmittel-
bar auf dem Syenit Plänersandstein angetroffen. Darauf
folgt ein noch jetzt bisweilen entblösster 3 — 4 m
mächtiger dunkelblaugrauer Mergel und endlich in
gegen 12 m Mächtigkeit der Carinatenpläner. Dieser
enthält in seinem untersten Niveau blaugraue Bänke
von hohem Kalkgehalt und ausserdem noch einzelne
faust- bis köpf grosse Knollen und unregelmässige Par-
tien, die ebenfalls sehr kalkreich sind. In Folge der
Auslaugimg des kohlensauren Kalkes durch die Sicker-
wasser sind in der Nähe der senkrechten, das Gestein
durchsetzenden Klüfte an die Stelle jener kalkreichen
Knollen Hohlräume getreten, die nur halb mit ocke-
rigem Sand erfüllt sind. Wer etwa von der Zschoner
Mühle aus über Omsewitz, Burgstädtel und Cotta
(Bahn- und Omnibusstation) oder Löbtau (Strassen-
bahnstation) nach Dresden zurückkehren wollte, würde
auf dem Wege Gelegenheit haben, die Plänerbrüche
zwischen Burgstädtel und Cotta zu besuchen. In ihnen
allen finden wir in der Tiefe den bankig geschichte-
ten Carinatenpläner aufgeschlossen, darüber, durch
die Leitschicht von blaugrauem Thon oder Mergel von
und Prabschütz nach Cossebaude nnd Niederwartha. 33
jenem getrennt, den unregelmässig plattig geschichte-
ten Labiatuspläner, hier Zwickpläner genannt, häufig
mit Nautilus süblaevigatus d'Orb. y seltener mit Acan-
thoceras Woolgari Mant. sp. oder riesigen Exemplaren
von A. Austern Sharps.
Wer indessen am eigentlichen Programm dieser
Excursion festhalten will, wird von dem Plänerbruch
am Thalrand zur Zschoner Mühle zurückkehren, durch
das Gehöft hindurchgehen und den anfangs am Bach
entlang, später am linken Gehänge hinauf führenden
Weg nach Podemus einschlagen. Dieser durchschnei-
det bis kurz vor dem Dorfe Syenitterrain, während
sich oben auf dem Plateau der Carinatenpläner auf-
lagert, der seinerseits von lössartigen Lehmen bedeckt
wird. Yon Podemus wenden wir uns nach Prabschütz
und von hier, dem Wegweiser nach der Lochmühle
folgend, durch ein Seitenthälchen hinunter in den
oberen Cossebauder Grund, der wiederum im Syenit
eingeschnitten ist. Wir passiren, thalabwärts gehend,
eine ganze Reihe von Syenitbrüchen. Im. Restaurant
Waldfrieden oder Lochmühle kann eine Zeit lang ge-
rastet werden.
Weiter thalab schreitend finden wir etwa 400 m
unterhalb einer entschiedenen Umbiegung der Thal-
richtung nach 0. in den Weinbergen zur Linken Por-
phyrit anstehen. Das braunrothe oder grauviolette Ge-
stein bildet einen mächtigen, nach SO. hin gangförmig
Beck, Geologischer Wegweiser. 3
34 m. Vöh Kemnite durch den Zschoner Grand über Podemas
ausgezogenen Stock gerade auf der Grenze zwischen
dem Syenit und dem grobfaserigen Gneiss. Die Ge-
birgsscheide, auf welcher das Eruptivgestein empor-
gedrungen ist, muss als eine Yerwerfungskluft auf-
gefasst werden. Dafür, dass hier auch noch nach der
Eruption des Porphyrites ein starker Gebirgsdruck ge-
wirkt hat, spricht die starke Zerdrückung, die dieses
Gestein erlitten hat. Wenn wir im Winzerhaus uns
die Erlaubniss zum Eintritt in den Weinberg ver-
schaffen, werden wir finden, dass der in halber Höhe
des Gehänges anstehende Porphyrit eine wahre Brec-
cienstructur besitzt.
Weiter thalab folgt der bereits erwähnte Gneiss,
der den Untergrund der Weinberge der Liebenecke
und des gegenüber liegenden Gehänges bildet. Wir
finden ihn an der Ausmündung einer nach S. ab-
gehenden Seitenschlucht durch einen Steinbruch auf-
geschlossen. Das röthliche, grobkörnig -flaserige, sehr
feldspathreiche Gestein zeigt nur sehr undeutliche
Schichtung. An der linken Steinbruchswand bemer-
ken wir eine gangartige, steil nach SSW. einfallende
Quetschzone, innerhalb deren die Gemengtheile des
Gneisses völlig zerdrückt sind und die Structur des
Gesteines durch starken Seitendruck eine schieferige
geworden ist.
Die Dorfstrasse abwärts schreitend gelangen wir
dort, wo nach links die beiden Fahrwege nach Lieben-
und Prabschfitz nach Cossebaade und Niederwartha. 35
ecke hinauf sich abzweigen, an eine zweite, durch
eine Verwerfung gebildete Gebirgsscheide. Hier stösst
an den Gneiss der Labiatuspläner. Eine Gelegenheit,
diese Dislocation näher zu untersuchen, bietet sich
uns besser später weiter nach AV. hin. Hier dagegen
sind die Gehänge wegen der vielen Gärten nicht zu-
gänglich, auch bedeckt zur Linken mächtiger Gehänge*
löss die Gesteinsgrenze. Ohne uns darum hier aufr
zuhalten, erreichen wir am Ausgange des Cossebauder
Thaies die Bahnlinie und folgen dem längs dieser nach
Niederwartha führenden Wege.
Auf der ganzen Strecke zwischen Cossebaude
und Gauernitz bildet der Labiatuspläner am unteren
Theile des linken Eibthalgehänges eine deutliche Ter-
rasse, deren obere Grenze sich meist an die 150 oder
160m-Curve hält. Hinter dem sanft geneigten Ge-
lände dieser Plänerterrasse erhebt sich mit viel steile-
rem Anstieg der grobfaserige Gneiss. Die von NW.
nach SO. verlaufende Verwerfung von Niederwartha,
dieselbe, die wir soeben im Cossebauder Grund passir-
ten, scheidet beide Gesteine voneinander. Der Pläner
ist am Gneiss abgesunken, und seine längs der Bahn-
linie ganz flach nach N. oder NO. einfallenden Schich-
ten haben unmittelbar an der Bruchlinie in Folge von
Schleppung eine stark aufgerichtete Stellung. Um
diese zu sehen, biegen wir ca. 160 Schritte hinter
dem Bahnwärterhaus in den von links herkommenden
3*
36 III. Von Kemnite durch den Zschoner Grund Aber Podemus
Amselgrund ein, dem Wege auf dem linken Ufer des
Bächleins folgend. Dort aber, wo zur Rechten der
Laubwald beginnt und das Thfllchen sich gabelt, gehen
wir etwa 100 Schritte in der westlichen Seitenschlucht
aufwärts. Hier steht Pläner unmittelbar an der Ver-
werfung an. Seine stark zerrütteten Schichten strei-
chen nach N. 85° W. und fallen unter 50 — 65° nach
NNO.
Wir kehren jetzt zur Bahnlinie zurück und fol-
gen dem parallel zu ihr am unteren Gehänge hinfüh-
renden Fahrweg nach Niederwartha. Kurz vor dem
Dorfe gabelt sich dieser Weg. Wir wählen den linken
Zweig, der uns nach dem Tännigtgrund führt und
bald den Fahrweg nach Oberwartha erreicht. Diesem
wenige Schritte thalab folgend, finden wir zur Lin-
ken einen ganz verfallenen Plänerbruch hart an der
Gneissgrenze. Der stark aufgerichtete Pläner streicht
nach N. 25 — 30 °W. Die Schichten schiessen im
oberen Theile der Steinbruchswand unter 80° nach
NNO., im unteren dagegen unter 75 — 80 ° nach WSW.,
also nach dem Gneiss zu ein. Die Schleppung an der
Verwerfung hat hier demnach sogar zu einer ganz
localen Ueberkippung geführt. Noch vor der nahen
Obermühle zweigt dann nach links ein Fussweg nach
dem Tännigtgrund ab, der zunächst steil am Gehänge
hinführt, dann sich unten auf der Thalsohle hält. Er
erreicht sie am Mühlteich. Wenige Schritte unterhalb
und Prabschütz nach Oossebande und Niederwartha. 37
dieses Mühlteiches finden wir einen guten Aufschluss
im Gneiss. Das hier anstehende Gestein enthält grosse
Einsprengunge von Orthoklas, die oft deutlich eine
Zwillingsnatur nach dem Karlsbader Gesetz erkennen
lassen und aus der verwitterten Masse sich leicht
herauslösen. Diese Einsprengunge verursachen die
Ausbildung einer typischen Augengneissstructur. Auch
hier durchsetzen den Gneiss häufig Klüfte und schmale
Yerruschelungszonen, innerhalb deren die Gemeng-
theile starke Zerdrückung erlitten haben.
Bald haben wir die Gneisszone durchschritten
und befinden uns wieder im Syenitgebiet. In dem
hier angesetzten Steinbruch treffen wir Leute, die uns
den kürzesten Weg hinauf nach Weisstropp zeigen
können. Yon hier wenden wir uns auf die Strasse
nach Niederwartha, die an gewissen Stellen eine herr-
liche Aussicht gewährt. Wir passiren hier abermals
die Grenze zwischen Syenit und Gneiss, auf der ein
Gang von Quarzporphyr durch zahlreiche umher-
liegende Bruchstücke sich verräth. Die Grundmasse
dieses Gesteines führt an gewissen Stellen abseits der
Strasse sehr scharf auskrystallisirte Quarze und Feld-
spathe, die sich aus dem verwitterten Gestein manch-
mal leicht herausklauben lassen. Im mineralogischen
Museum zu Dresden kann man eine sehr schöne Suite
von Orthoklaskrystallen von dort ausgestellt sehen.
Kurz vor dem Beginn des Gehänges sehen wir end-
38 III. Von Kemnitz durch den Zschoner Grand über Podemas
lieh noch auf der linken Seite der Strasse einen Rest
von altdiluvialem Kies mit Feuerstein und anderen
nordischen Bestandteilen. Diese Ablagerungen in
einer Meereshöhe von über 200 m im Vergleich mit
der Höhe des nahen Mbspiegels von etwa 100 m
geben uns ein Ausmaass der Erosionsthätigkeit der
Gewässer seit altdiluvialer Zeit, zu welcher das jetzige
Hochplateau bei Weisstropp, an dessen Rand wir uns
befinden, noch Thalboden war.
Zur Heimfahrt nach Dresden suchen wir die auf
hohem Damm gelegene Haltestelle von Niederwartha
auf. Der malerische Blick von hier stromaufwärts der
*
Elbe bietet auch geologisches Interesse dar. Wir sehen,
wie der Strom sich immer nahe am südwestlichen Ge-
hänge hält, ja schliesslich in dasselbe eintritt, indem
er zwischen Sörnewitz und Meissen in einem ziemlich
engen, stellenweise kaum 400 m breiten Erosionsthal
zwischen den linkselbischen Hochflächen und dem
Spaargebirge sich einen Durchbruch verschafft hat,
ohne die breite Thalaue nordöstlich vom Spaargebirge
zu benutzen, wie es sein diluvialer Vorläufer zu thun
pflegte. Nur bei grossen Hochfluthen, wie im Früh-
jahre 1845, umfliesst die Elbe das Spaargebirge noch
heute und nimmt ihren alten Lauf von Sörnewitz über
Zaschendorf nach Meissen wieder auf. Das Problem
dieses merkwürdigen Durchbruchsthaies dürfte sich
nur schwer lösen lassen. Vielleicht hat man aber
und Prabschütz nach Oossebaade und Niederwartha. 39
daran zu denken, dass zeitweilig in der Diluvial-
periode das breite Elbthal zwischen Zaschendorf und
AVeinböhla vom Binnlandeis ausgefüllt war, das seinen
Stirnrand lange Zeit stationär auf dem heutigen Spaar-
gebirge erhielt. Während dieser Zeit konnte die Elbe
ihr enges Durchbruchsthal erodiren, das nach dem
Rückzug des Eises anfangs zugleich mit dem breiten
Hauptthal, später allein noch von den Gewässern des
Stromes benutzt wurde.
40 IV. Von Weissen - Colin nach dem Rieeenstein und Aber die Knorre
IY.
Ton Meissen -C&lln naeh dem Riesenstein und
über die Knorre naeh Zehren, sowie am gegenüber
liegenden Elbnfer zurück naeh Meissen«
y •'-»;.;-'
ieser einen reichlichen halben Tag bean-
spruchende Ausflug ist dem Meissner Granit -
Syenitgebiet und seinen mannichfachenErup-
tivgängen gewidmet und bewegt sich ausschliesslich
im Gebiete von Blatt Meissen.
Es empfiehlt sich, die Fahrt nach dem Ausgangs»
punkt von Dresden aus auf dem Dampfschiff zurück-
zulegen. Während derselben achte man auf die Prall-
stelle des Stromes am linken Ufer bei Briessnitz. Das
Gestein, das dort die Fluthen bei Hochwasser bespülen
oder vielmehr vor Aufführung der Ufermauern be-
spült haben, ist Labiatuspläner (vergl. S. 29). Bei
sehr niedrigem Wasserstand konnte man wahrnehmen,
dass auch im Strombette selbst der Pläner auf grös-
sere Strecken hin dort ohne Schotterbedeckung an-
steht. Zahlreiche Strudellöcher sind an dieser Stelle
in dem Gestein beobachtet worden. Weiterhin fesselt
das Interesse des Reisenden die Fahrt durch das
Durchbruchsthal am Spaargebirge, von dem weiter
oben (S. 38) die Rede gewesen ist.
nach Zehren , sowie am gegenüber liegenden Eibufer zurück. 41
Yon Meissen aus wendet man sich über die
Brücke hinüber nach Colin. Am jenseitigen Brücken-
köpf sieht man den Syenit des felsigen Flussbettes
von mehreren Gängen von Granophyr durchsetzt,
einem Gestein, das in seiner äusseren Erscheinung
einem Quarzporphyr ähnelt. Aehnliche Durchsetzungen
gewahren wir am felsigen Steilgehänge an der Strasse
dicht südöstlich von der Brücke. In dem alten Stein-
bruch unterhalb des Eathsweinberges dicht vor dem
„Kaisergarten" können wir ausserdem die Auflagerung
der oberen Kreideformation auf dem Syenit studiren,
dessen Oberfläche sehr unregelmässig gestaltet ist.
Die unterste Schicht besteht aus einem cenomanen
Grünsandsteine mit Gerollen von Syenit, Granophyr
und Quarz. Dieser Sandstein wird von Carniatenpläner
überlagert. — Wir folgen der Hauptstrasse am Bahn-
hof vorbei, um dann in die Zaschendorfer Strasse ein-
zubiegen. Yon hier aus gelangen wir jenseits des
Ortes Colin auf den Timshübel. Auf dessen Gipfel
streicht in mehreren Klippen ein prachtvoll grobflase-
riger Augengneiss aus, der quer zur Maserung von
einem etwa 0,5 m mächtigen, am Salband feinkörni-
gen und lagenförmig entwickelten, im medianen Theil
gröber ausgebildeten Granitgang durchsetzt wird. Nach
Ueberschreitung der Wiese wenden wir uns beim
Friedhof nach links in die Steinbrüche am Kiesen-
stein. Der dortige grobkörnige, sehr quarzreiche,
42 IV. Von Meissen - Colin nach dem Kiesenstein und über die Knorre
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äusserst glimmerarme, rauchgrau auf fleisehrothem
Grund gefleckte Granit bildet ein gesuchtes Material
nicht nur für bossirte Pflastersteine, sondern auch
für grössere Werkstücke zu Monumenten aller Art
Er ragt in einer Anzahl niedriger Kuppen aus dem
jungdiluvialem Eibbette hervor, das sich in breiter
Ausdehnung nördlich vom Spaargebirge hinzieht. Yon
den vorderen Steinbrüchen aus suchen wir uns einen
Uebergang über die Bahnlinie, überschreiten die hinter
ihr gelegene Wiese und gelangen so am „ Gasthaus zum
Kiesenstein" auf die Strasse, die uns zur Eibbrücke in
Colin zurückführt. Yon dort ab gehen wir am Eibufer
abwärts und erreichen am Katzensprung den Steilhang
der von Norden her nun an den Strom herantretenden
Winkwitzer Hochflächen. Bis zu unserem Endziel
Zadel führt unser Weg am Fusse dieses Steilhanges
und zugleich nahe am Eibufer hin. Anfangs fehlen
leicht erreichbare Aufschlüsse. An den Blöcken der
Weinbergsmauern ersehen wir aber, dass das Gehänge
hier nicht mehr wie zu Colin aus normalem Syenit,
sondern aus Syenitgranit besteht, der von Granophyr-
gängen durchschwärmt wird. Bald gelangen wir nach
der geologisch berühmten Knorre, einem bis hart an
den Fluss vorspringenden Felsen, an dem wir eine
reiche Auswahl von Eruptivgängen inmitten des Syenit-
granites studiren können. Das hier vielfach biotit-
reiche Schlieren enthaltende Gestein wird zunächst
nach Zehren, sowie am gegenüber liegenden Eibufer zurück. 43
durchsetzt von Gängen von feinkörnigem Ganggranit
und kleinen Trümern von Pegmatit. Beide werden
durchschnitten von Granophyrgängen, und diese wieder
durchsetzt von Lamprophyren. Es empfiehlt sich,
das in den Erläuterungen zu Section Meissen auf
Tafel I von Sauer gegebene Profil hier zur Hand zu
nehmen, um sich rasch in die ziemlich complicirten,
zugleich die Altersfolge aller dieser Gesteine so deut-
lich vor Augen führenden Lagerungsverhältnisse hinein
zu finden. Sodann besuchen wir den zweiten Stein-
bruch thalab von der Knorre, wo wir Granit anstehen
sehen. Das dortige Gestein besitzt eine klein- bis
feinkörnige Grundmasse mit porphyrartig eingespreng-
ten grösseren Feldspathen und weicht hierin, wie in
anderen Merkmalen vom eigentlichen Hauptgranit der
Gegend ab. Im Steinbruch nahe am ersten "Wohnhaus,
das wir passiren, wird Granit von einem Quarzporphyr-
gang und dieser wieder von einem Lamprophyrgang
durchsetzt. Wir befinden uns hier im Gebiete des
Meissener Hauptgranites, mit dem der bei Colin ge-
fundene Syenit vermittelst des Syenitgranites ohne
scharfe Grenze verknüpft ist. In den Steinbrüchen an
der Karpfenschänke können wir den Granit noch
mehrfach von Lamprophyrgängen durchsetzt sehen.
Halbwegs zwischen der erwähnten Schänke und Zadel
dagegen fällt der Blick auf einen mauerartig hervor-
tretenden Gang von Zehrener Quarzporphyr im Granit.
44 IV. Von Meiosen - Colin nach dem Rieaenstein and über die Knafre
Dieses auch als quarzreicher Porphyrit aufgefasste
Ganggestein zeigt in einer tiefrothbraunen Grund-
masse zahlreiche Einsprengunge von erbsengrossen
Quarzdihexaedern, von sanidinartig frischen Ortho-
klasen und von Biotit. Ein zweites derartiges Yor-
kommniss präsentirt sich beim Orte Zadel selbst als
schroffer, dunkelgefärbter, massiger Felsvorsprung.
Bei Zadel setzen wir über nach Zehren. Yon
hier aus würde mit unserer Excursion unter Umstän-
den ein lohnender Abstecher nach den Porzellanerde-
gruben bei Seilitz sich verbinden lassen, wo sich die
allmähliche Kaolinisirung des in der Tiefe anstehenden
Pechsteines gut beobachten lässt. Sonst folgen wir
der an der Elbe hin führenden Landstrasse nach
Meissen, die uns an einigen besuchenswerthen Stein-
brüchen vorüberführt. In einem solchen bei Keil-
busch etwa 400 Schritt nach der Bachüberbrückung
sehen wir normalen Granit mit pegmatitischen Gängen
und zum Theil kugelig gestalteten dunkelgefärbten
basischen Schlieren anstehen. Thalaufwärts von der
Nickels -Mühle folgen dann mehrere Granitbrüche mit
Lamprophyrgängen , und endlich vor den Kloster-
häusern tritt an die Stelle des Hauptgranites der
Syenitgranit mit seinen extremen, feldspathreichen,
local rein syenitischen Abstufungen, überall mit dun-
kelen basischen Schlieren und von Ganggraniten durch-
setzt. Mehrfach finden wir an der Strasse auch Grano-
nach Zehren, sowie am gegenüber liegenden Elbnfer zurück. 45
phyrgänge aufgeschlossen mit verschiedenen Structur-
abänderungen am Salband felsitisch dicht entwickelt.
Schliesslich führt uns die Strasse unterhalb der male-
rischen Albrechtsburg vorüber, die bereits wieder
auf normalem Syenit gegründet ist, und wir haben
Meissen erreicht.
46 V. Von Meissen das Triebischthal aufwärts bis Miltitz.
Y.
Ton Meissen das Triebischthal aufwärts
Ms Miltitz.
iese zweite Excursion im Gebiete von Section
Meissen erfordert ziemlich einen Tag, lässt
sich aber bequem noch nach einer etwa früh-
morgens unternommenen Besichtigung der oberhalb
der Stadt im Triebischthal gelegenen Königlichen
Porzellanmanuf actur zur Durchführung bringen, zumal
wenn der Reisende nach Vollendung von Tour IY in
der freundlichen Stadt selbst übernachtet hat. Der
Ausflug gilt besonders den Pechsteinen, wie auch den
Contacterscheinungen im Schiefergebirge an seiner
Grenze mit dem Meissner Granit -Syenitmassiv.
Yor Beginn der eigentlichen Thalwanderung
lohnt es, den oben am linken Triebischthalrand gele-
genen Korbitzer Schanzen einen Besuch abzustatten.
Dorthin führt uns ein kurz vor der Porzellanfabrik
abgehender, das Dorf und Yorwerk Korbitz berühren-
der und dann nahe am Thalrand sich hinziehender
AVeg. Das Gehänge besteht aus dem sogenannten
Dobritzer Quarzporphyr, einem durch eine sehr auf-
fällige Fluidalstructur ausgezeichneten, oft plattig
V. Von Meissen das Triebischthal aufwärts bis Miltitz. 47
abgesonderten, lichtröthlich gefärbten, meist dunkel
gestreiften Felsitporphyr. In dem alten Steinbruch
an den Korbitzer Schanzen finden wir inmitten dieses
Dobritzer Porphyres eine Pechsteinmasse entwickelt,
vorzüglich mit rothlich gefärbten, hyacinthrothen bis
rothbraunen, daneben auch mit grünlichen Farben-
abänderungen. Der rein glasige Pechstein ist hier
durch Uebergänge verbunden mit einem felsitischen
Gestein von mikrokrystalliner Structur. Diese Felsit-
masse durchtrümert zum Theil maschenförmig den
normalen Pechstein und ist oft augenscheinlich an
die perlitischen Sprünge geknüpft, die jenen durch-
ziehen. Ausserdem sitzen in dem felsitischen Pech-
stein bis über köpf grosse Hornsteinkugeln, die aus
zahlreichen kleineren Kugeln und Nieren sich zu-
sammensetzen. Ist der Pechsteinfelsit, wie man das
dort öfter bemerken kann, fluidalstreifig entwickelt,
so kann man mitunter diese Streifen ungehindert
durch die Hornsteinkugeln hindurch gehen sehen.
Manchmal endlich sind die grösseren Kugeln parasi-
tär mit kleineren besetzt, sodass sie, besonders wenn
sie platt gedrückt sind, an Imatrasteine erinnern.
Wir verlassen die Korbitzer Schanzen auf einem zu-
nächst nach SSO. führenden Pfad, der schliesslich
bei der Altenburg auf die Thalstrasse stösst. Wir
benutzen diese vorläufig nicht, sondern zunächst einen
Fussweg am Fusse des felsigen aus einem bräunlichen
48 V. Von Meissen das Triebischthal aufwärts bis Miltitz.
Glimmerporphyrit bestehenden Hohen Eifers hin, der
später wieder in sie einbiegt. Die Flanken eines
vorspringenden Thalspornes, den wir darauf umgehen,
werden von mächtigen in einer Ziegelei abgebauten
Gehängelehmen bedeckt. Alsdann gelangen wir an
das Wirthshaus zum Buschbad, in dessen Nähe, und
zwar dicht westlich an der dortigen Chamotteofen-
Fabrik, eine Grube in einem völlig kaolinisirten Tuff-
gestein angesetzt ist. Westlich von dieser Grube, jen-
seits der Bahnlinie steht dagegen ein typischer fluidal-
streifiger Quarzporphyr vom Dobritzer Typus an.
Unmittelbar an diesen stösst endlich die mächtige
Pechsteinmasse des Götterfelsens an. Hier wird zeit-
weilig hart an der Strasse eine schwärzliche Pech-
steinvarietät gebrochen, wie denn überhaupt der Pech-
stein neuerdings in grösserem Maassstab zur Verwen-
dung in Glasfabriken gewonnen wird.
Sehr bald erreichen wir jetzt den nach rechts
abgehenden Fahrweg nach Dobritz, den wir bis zu
dem noch unterhalb des Dorfes gelegenen grossen
Steinbruch verfolgen. Hier finden wir den fluidal-
streifigen Quarzporphyr prachtvoll aufgeschlossen.
Seine Masse ist in Folge der beginnenden Kaolini-
sirung von Klüften aus weisslich ausgebleicht. Sehr
auffällig ist ferner auch eine bankartige horizontal
verlaufende Absonderung, die hier vorherrscht. Nach
der Strasse zurückgekehrt und auf dieser weiter wan-
Y. Von Meissen das Triebischthal aufwärts bis Miltitz. 49
dernd kommen wir nach etwa 400 Schritten an einem
zweiten Bruch in diesem Gestein vorüber. Schliess-
lich kurz vor der Fichtenmühle sehen wir nochmals
Pechstein angebrochen und zwar hier eine grünliche,
ausserordentlich frische Varietät. Eine weitere Aus-
dehnung des dortigen Steinbruches dürfte später auch
die Grenzverhältnisse zwischen dem Pechstein und
dem nordöstlich anstossenden Dobritzer Quarzporphyr
biossiegen. Wer die eigenthümliche Durchtrümerung
des grünlichen Pechsteines mit secundär aus ihm
durch Wasseraufnahme entstandenen Felsit studiren
will, findet geeignetes Material an dem weiter thal-
auf wärts nach Garsebach hinauf führenden Fahrweg.
Man kann diesen bis an die ersten Häuser des oberen
Dorftheiles verfolgen und alsdann durch die Pflaumen-
plantage hinab zur Strasse zurückkehren.
Am Gasthaus zu Garsebach haben wir die Syenit-
grenze erreicht. Blicken wir von hier hinüber nach
dem Bahneinschnitt, so sehen wir unmittelbar auf
dem Syenit zunächst einen weissen Tuff aufgelagert,
dessen dicke Bänke thalabwärts fallen. Der Dobritzer
Porphyr und Pechstein legen sich auf diesen erst
weiter nach NO. hin auf, und die dicken Bänke, in
die der Pechstein bei Garsebach abgesondert ist, sind
im gleichen Sinne geneigt.
Die weitere "Wanderung führt uns jetzt durch
ein ziemlich einförmiges Syenitgebiet bis zum Bahn-
Beck, Geologischer Wegweiser. 4
50 V. Von Meissen das Triebischthal aufwärts bis Miltitz.
hof von Miltitz. Frische Anbrüche im Syenit mit
schönen Titaniten finden wir namentlich am Thalsporn
oberhalb der Neidmühle. Das Gestein ist hier durch
Parallelstelliing der Orthoklase gestreckt, enthält horn-
blendereiche dunkele Ausscheidungen von linsenähn-
licher, der Streckung paralleler Gestalt und wird von
schmalen Parallelgängen eines mittelkörnigen feld-
spathreichen Granites durchsetzt. Beim erwähnten
Bahnhof grenzt an das Syenitmassiv ein wahrschein-
lich silurisches Schiefergebirge an, das ursprünglich
aus Thonschiefern, Grauwacken, Diabastuffen und
dichten Kalksteinen bestanden haben dürfte, jetzt aber
stark von der Contactmetamorphose umgewandelt ist.
Ein vom Bahnhof aus hart an der Bahn hinführender
Fussweg bringt uns nach dem Kalkbruch. Hier wird
ein feinkörnig -krystalliner marmorartiger Kalkstein
gewonnen, der im Liegenden und Hangenden von
schieferigen Hornblendegesteinen , amphibolitisirten
Diabastuffen, begrenzt wird. Stellenweise sind diesen
zahlreiche Schmitzen und dünne Lagen von Kalkstein,
zuweilen auch solche von derbem Granat, Epidot und
Yesuvian eingeschaltet, sodass auf dem Querbruch
ein gebändertes Aussehen entsteht. Neben den nor-
malen Hornblendeschiefern wurden hier auch Antho-
phyllitschiefer mit untergeordnetem Cordieritgehalt
nachgewiesen. Es lohnt, die ausgedehnten Weitungen,
die beim unterirdischen Abbau des Kalksteins hier
V. Von Meissen das Triebisohthal aufwärts bis Miltitz. 51
geschaffen worden sind, zu besuchen, was unter
Fackelbeleuchtung und Abbrennung von Buntfeuer
gegen Erlegung der Taxe gern gestattet wird. Man
wolle sich hierbei auch auf die interessanten Schlotten-
bildungen aufmerksam machen lassen, die durch die
auflösende Thätigkeit des Sickerwassers im Kalkstein
hervorgerufen wurden, während ein Wiederabsatz des
gelösten Kalkes in Form von Stalaktiten vermisst
wird. Um endlich auch noch die vorwaltenden Ge-
steine dieses contactmetamorphen Schiefergebietes
kennen zu lernen, nämlich Quarzbiotitschiefer, zuwei-
len mit einem Gehalt von Andalusit und Sillimanit,
wird man eine Strecke weit die aus dem Thale in
einer Seitenschlucht nach dem Dorfe Miltitz hinauf
führende Fahrstrasse einschlagen, oder einen Stein-
bruch am östlichen Gehänge des Hauptthaies besuchen,
wohin uns ein Weg von der nahen Mühle aus führt.
Man wird endlich durch den Anblick mehrerer Kies-
gruben an demselben Thalgehänge auf ausgedehnte
Ablagerungen von altdiluvialen Flussschottern aufmerk-
sam, die am Plateaurand unter einer Lehmbedeckung
zu Tage treten.
Die Eückfahrt nach Dresden von Miltitz aus
kann über Meissen oder Nossen angetreten werden.
52 VI. Von Kötzschenbroda über Neucoswig
YI.
Yon Kötzschenbroda über Nencoswig nach den
Plänerbrttehen yon Wemböhla.
iese halbtägige Excursion bewegt sich aus-
schliesslich im Gebiete von SectionKötzschen-
broda und soll die geologische Zusammen-
setzung des Steilabfalles des Lausitzer Plateaus mit
seinen interessanten Ueberschiebungserscheinungen
erläutern. Wie sich zeigen wird, sind gute Auf-
schlüsse zur Zeit hier ziemlich spärlich vorhanden,
aber dennoch lohnt auch jetzt noch ein Besuch dieser
Gegend, zumal die "Wanderung in landschaftlicher
Beziehung so reizvoll ist.
"Wir sind mit der Bahn nach Kötzschenbroda ge-
langt und folgen sofort der geraden, uns nach der
Friedensburg hin führenden Strasse durch den freund-
lichen Villenort, der Haidesand zum Untergrund hat.
Am Berggehänge angelangt, schlagen wir die durch
Telegraphenstangen markirte Fahrstrasse nach dem
genannten Aussichtspunkt ein. An einer Biegung der-
selben finden wir in einem verfallenen Steinbruch
das Gestein, aus dem das Plateau hier besteht, Sye-
nit, aufgeschlossen. Es besitzt ziemlich grobkörnige
nach den Plänerbrfichen von Weinböhla. 58
Ausbildung und wird von zahllosen Klüften und mit
Frictionsstreifen versehenen Kutschflächen durchzogen.
Diese starke Zerrüttung deutet uns an, dass wir uns
nahe an der grossen Dislocation befinden, die den vor
uns liegenden Steilabsturz erzeugt hat, wie bereits
auf S. 15 angedeutet worden ist. Yon einem früher
in diesem Steinbruch angeschnittenen Dioritgang ist
zur Zeit nichts mehr zu sehen. Oben auf der Friedens-
burg belohnt uns für den Anstieg eine prächtige Aus-
sicht auf die Mbthalweitung und die uns gegenüber
liegenden Anhöhen. Nach SO. hin vermag der Blick am
Erzgebirgsabhang empor zu dringen bis zum basaltischen
Sattelberg bei Schönwalde. Auch der ebenfalls basal-
tische "Wilisch bei Kreischa und die Quohrener Kipse
zeigen sich und geben uns zugleich die Ausdehnung
des Rothliegend -Gebietes an, das sich aus dem
Plauenschen Grund bis dorthin nach SO. zu erstreckt.
Yom diesseitigen Eibthalgehänge präsentiren sich be-
sonders schön die Höhen von Losch witz und Weisser
Hirsch, die wir bis zum jäh vorspringenden Pors-
berg bei Pillnitz verfolgen. Längs dieses Steilab-
sturzes führt die grosse Dislocation hin, die wir
heute verfolgen wollen. Eechts vom Porsberg ent-
decken wir endlich auch die Berge der Sächsischen
Schweiz und erkennen , eine wie tiefe Lage deren gra-
nitischer Sockel besitzen muss gegenüber dem Lausitzer
Granitplateau, dessen Abfall im Porsberg sich zeigt.
54 VI. Von Kötzschenbroda über Neacoswig
Aus dem Gehöft der Friedensburg weist uns ein
"Wegweiser am Waldrand hinter den Gebäuden auf
einen Weg hinab zum Sehwarzen Teich, einem schön
gelegenen dunkelen Weiher, und von dort gelangen
wir auf Promenadenwegen immer dem Thälchen folgend
bis zu den ersten Landhäusern zur Linken. Kurz vor
diesen gewährt das östliche Gehänge gute Aufschlüsse
im typischen Lösssand. Dieser ähnelt in seiner fein-
sandigen bis mehligen lockeren Beschaffenheit und
bei grösserer Mächtigkeit auch in seinem Kalkgehalt
dem eigentlichen Löss, enthält aber gröbere Quarz-
körnchen, als dieser. Auch der Lösssand dürfte in
der Hauptsache von Winden angeweht worden sein.
Yon hier aus begeben wir uns hinauf auf die bei der
nahen Villa Mohrenhaus vorüber führende Strasse und
gehen auf dieser abwärts bis zum nächsten rechts
nach dem Himmelsbusch abzweigenden Weg. Die An-
höhe dieses Namens wird von einem quarzfreien Horn-
blendeporphyrit gebildet. Dieses braunroth gefärbte
Gestein setzt als stockförmig anschwellender Gang
im Syenit auf. Steinbrüche in demselben liegen nur
innerhalb der Weinbergsmauern, wir vermögen den
Porphyrit indessen an dem Lesesteinmaterial am Wege
genügend zu studiren. Nachdem wir die herrliche
Aussicht auf der Höhe des Himmelsbusches genossen
haben, gehen wir den steilen Pfad hinunter zur Villa
Johannisburg und von hier zwischen den Weinbergen
nach den Plänerbrüchen von Weinböhla. 55
hindurch nach dem Weingute Kynast bei Zitzschewig.
Man folgt der dort ausmündenden Schlucht aufwärts
bis zu dem am südlichen Gehänge angesetzten Stein-
bruch. Hier steht noch Syenit an, weiter oben am
Berge jedoch stösst man auf Gneiss. Dies Yorkomm-
niss gehört zu der fast 5 km langen und bis 700 m
Breite oberflächlich aufgedeckten Gneisszone, die
zwischen dem grossen Laubenberge bei Weinböhla
und dem Hohen Haus bei Zitzschewig an der Eibthal-
kante sich hinzieht und nach 0. zu an das ausgedehnte
Syenitterrain der Moritzburger Gegend angrenzt.
Ueberall herrschen in diesem Areale grobnaserige
Gneisse vor, stellenweise auch Augengneisse, dieselben
Gesteine, die wir drüben am jenseitigen Elbthalge-»
hänge bei Gauernitz beobachten können und die wir
auf unserer III. Excursion bei Cossebaude angetroffen
hatten. Früher war in dem angegebenen Steinbruch
die Grenzfläche zwischen Syenit und dem Gneisse
direct aufgeschlossen. Sie charakterisirte sich als
eine Yerwerfungskluft, theilweise erfüllt mit einer
Reibungsureccie aus Bruchstücken von Syenit, Granit
und Gneiss. Yom Weingut Kynast aus, wohin wir
zurück kehrten, begeben wir uns hinunter ins Dorf
Zitzschewig und von hier auf durch Wegweiser gut
markirten Wegen nach der Spitzgrundmühle. Wir
haben bis dorthin eine ebene Haidesandfläche zu über-
schreiten. An der Strasse zwischen dem Restaurant
56 VI. Von Kötzschenbroda über Neucoswig
und der eigentlichen Spitzgrundmühle ist dieses Dilu-
vialgebilde durch eine kleine Grube aufgeschlossen
und zeigt deutliche horizontale Schichtung. Der Spitz-
berg gerade vor uns besteht aus Augengneiss, während
an seinem Westfusse früher Plänerkalkstein abgebaut
worden ist. Man hatte hier ähnliche Lagerungsver-
hältnisse angetroffen, wie in den Plänerbrüchen von
"Weinböhla, die wir nach Passirung eines Kalkofens
und nach kurzer Wanderung durch die Haide erreichen.
Yon den ehemals so berühmten und viel be-
suchten Aufschlüssen ist hier nicht mehr viel übrig
geblieben, aber immer noch genug, um uns ein Bild
von den eigentlichen Lagerungsverhältnissen zu geben.
Am südöstlichen Ende der Brüche, wohin wir zunächst
gelangen, sehen wir unter einer mächtigen Decke von
wohlgeschichtetem Haidesand den Brongniartipläner
in steil aufgerichteten Schichten anstehen, nicht aber
den angrenzenden Syenit, wie früher zuweilen. Sollte
der Bruchbetrieb auch dieses Gestein wieder bloss-
legen , so würden wir die Grenzfläche zwischen Pläner
und Syenit gegen NO. hin einfallend finden. Denn
die grosse Dislocation trägt hier, wie an vielen anderen
Punkten, den Charakter einer Ueberschiebung. Die
Gesteine des Lausitzer Plateaus sind über die über-
kippten Plänerschichten ein Stück hinweg geschoben
worden. Nur in dem verlassenen Bruchtheil nördlich
von dem kleinen Maschinenhaus lässt sich die so er-
nach den Plänerbrüchen von Weinböhla. 57
zeugte Ueberlagerung des Pläners durch den dort
überaus stark zerklüfteten Syenit noch einigermaassen
gut übersehen. Um uns über die stratigraphische
Stellung der Plänerschichten zu orientiren, suchen
wir nach Yersteinerungen, die wir gewöhnlich vom
Bruchmeister R. Fichtner im nordwestlichen Bruch
erwerben können. Am häufigsten wird dem Besucher
ein Seeigel, Micraster cor testudinarium Qoldf., ein
Ammonit, Pachydiscus peramplus Mant. und ein Zwei-
schaler, Spondylus spinosus Sow. angeboten. Diese
Petrefacten beweisen, dass diese Schichten der Stufe
des Inoceramus Brongniarti Sow. und der Scaphiten
zugehörig sind, also zum Mittelturon zu ziehen sind.
Ausser den genannten finden wir bisweilen Terebratula
semiglöbosa Sow., Terebratulina gracilis Schloih., Rhyn-
chonella plicatüis Sow., Inoceramus Brongniarti Sow.
und Scaphites Oeinitxi d'Orb., sowie Oocyrrhina Man-
telli Ag. , Ptychodus mammillaris Ag. und andere Fisch-
zähne in den Aufsammlungen der Steinbrecher vor.
Im Liegenden derPlänerkalke mit der eben angeführten
Fauna trifft man Plänermergel der Stufe des Inocera-
mus labiatus Schloth. an, die aber für gewöhnlich
nicht aufgeschlossen sind.
Zur Heimfahrt nach Dresden schlägt man am
besten den Weg nach der Haltestelle Neu-Sörnewitz
an der Bahnlinie Meissen ein. Die Wanderung dahin
geht über eine monotone Haidesandfläche. Die ge-
58 "VT. Von KÖtzschenbroda über Neucoswig u. s. w.
nannte Haltestelle liegt am östlichen Bande des jung-
diluvialen Elbthalbodens, der sich nach NW. hin am
Spaargebirge vorüber wendet, um bei Colin mit dem
jetzt vom Strome benutzten Thale sich^zu vereinen
(vergleiche hierüber S. 38). Nach Nord hin wird
dieser alte Thalboden begrenzt durch die Höhen von
Grobem mit der weithin sichtbaren Kirche und von
Oberau. Dieser Höhenrücken wird von den Gesteinen
der Kreideformation, besonders von Labiatuspläner ge-
bildet, der stellenweise von altdiluvialen Elbschottern
überdeckt ist. Beim Bau des Tunnels der Leipzig -
Dresdner Eisenbahn durch jene Hügelkette wurde
unter dem Labiatuspläner auch noch der kalkige Glau-
konitsandstein der cenomanen Carinatenstufe aufge-
schlossen, dessen unterste conglomeratische Bänke
unmittelbar dem Gneisse aufgelagert waren.
Leicht ist es auch möglich, diese Excursion nicht
in Neusörnewitz zu beenden, sondern daran den
ersten Theil von Tour IY zu schliessen und etwa in
Meissen zu übernachten. In diesem Falle würde
man sich von den Planerbrüchen über das Dorf Wein-
böhla nach dem Südwestende von Niederau und von
hier auf der Meissner Strasse bis zum Gasthaus zum
Riesenstein zu wenden haben, wo dann das Programm
von Tour IV in umgekehrter Reihenfolge einzu-
setzen hat.
VIII. In die Dresdner Haide. 59
YIL
In die Dresdner Halde.
resden geniesst unter den Gbrossstädten mit
wenigen anderen das Vorrecht, unmittelbar
vor seinen Thoren ein an landschaftlichen
Schönheiten reiches, ausgedehntes Waldgebiet zu be-
sitzen. Der Zweck der folgenden Excursion ist es,
den geologischen Bau dieses beliebten Ausflugszieles
der Eesidenz zu demonstriren. Man wird die Tour
in einer starken Halbtagsleistung bewältigen können,
besser jedoch ihr einen vollen Tag widmen. Sie be-
rührt die Sectionen Dresden, Moritzburg -Klotzsche
und Pillnitz.
Wir besteigen auf dem Albertplatz in Dresden -
Neustadt die Strassenbahn nach dem St. Pauli -Fried-
hof, die uns am Leipziger Bahnhof vorüber führt.
Hinter den Häusern der Neustadt sehen wir zur Rech-
ten mit steilem Anstieg die Haidesandterrasse sich
erheben, auf deren Rand die grossen Kasernenbauten
sich bemerkbar machen. Diese, die jungdiluviale Elb-
thalaue, die wir zunächst durchfahren, um etwa 50 m
überragende Terrasse ist dem in geologischer Be-
ziehung zum Lausitzer Plateau gehörigen Syenit-
60 VII. In die Dresdner Haide.
Granitgebiete von Moritzburg vorgelagert und mässigt
in der Gegend von Dresden die relative Höhe von
dessen südlichem Steilabsturz. Ihr für Land- und
Forstwirtschaft verhältnissmässig nicht sehr werth-
volles Areal ist fast gänzlich für die militärischen
Bauten und Uebungsplätze in Anspruch genommen
worden.
Yom Endpunkt der Strassenbahn gehen wir einige
Schritte auf der Landstrasse nach Rhänitz aufwärts
bis zur Dresdner Mörtelfabrik. An der Kirchhofsmauer
entlang gelangen wir von hier nach den grossen Gru-
ben im Haidesand. Dieser ist ein gleichmässig fein-
körniger Quarzsand mit ziemlich reichlich beigemeng-
ten verwitterten Feldspathbröckchen, sowie silber-
weissen kleinsten Glimmerschüppchen. Er besitzt
eine lichtgraue oder lichtgelbe Färbung und zeichnet
sich durch eine sehr deutliche horizontale oder schwach
geneigte Schichtung aus. Nur in seinen obersten Par-
tien von durchschnittlich 1 m Mächtigkeit hat er durch
die Einflüsse von Wind und Pflanzenwelt diese Schich-
timg eingebüsst. Zuweilen sind den dünnen Sand-
lagen auch solche von Quarzgeröllchen zwischen-
geschaltet, unter denen man wohl auch Stückchen
von Lausitzer Granit, von erzgebirgischem Gneiss,
von Kieselschiefer und Hornstein, sowie spärliche,
dem nordischen Diluvium enstammende Fragmente
von Feuerstein entdeckt.
VII. In die Dresdner Haide. 61
Nachdem wir den prächtigen Ausblick auf das
Eibthal und die gegenüberliegenden Höhen von unse-
rem Standorte gewürdigt haben, gehen wir zur Land-
strasse zurück und folgen ihr nach N. hin bis zum
Waldrand. Nach Ost hin breitet sich hier vor unse-
ren Blicken eine typische Dünenlandschaft aus, wie
wir sie kaum mitten im Binnenlande erwartet hätten.
Ueberall, wo der leicht bewegliche Haidesand einer
schützenden Pflanzendecke entbehrt, sehen wir ihn
noch heute als Flugsand von jedem heftigen "Winde
fortgeführt und nach und nach zu langgestreckten,
senkrecht zur herrschenden Windrichtung verlaufen-
den Hügelrücken zusammengeblasen. Diese Dünen-
züge streichen daher bei den vorwaltenden West-
winden und den vermöge ihrer Trockenheit als Trans-
portmittel von Sand besonders wirksamen Ostwinden
in der Hauptsache von NNW. bis N. nach SSO. bis S.
Nur nahe der dem Elbthal zugekehrten Kante der
Haidesandterrasse verlaufen sie parallel zum Thalrande,
wohl weil sich die Winde in dem halbkreisförmigen
Ausschnitt der jungdiluvialen Eibaue in der Haide-
sandterrasse fangen und dann senkrecht zu jener Kante
auf die höher gelegenen Sandflächen überspringen. Wir
sehen die Oberfläche der Dünen überall von SW. her
schwach ansteigen, nach NO. hin dagegen steil ein-
fallen und das anstossende Haidesandterrain um etwa
10 m überragen. Nur mühsam vermögen die Bäume
62 VII. In die Dresdner Haide.
und Sträucher im Windschatten dieser Hügel mit dem
Wachsthum der angewehten Flugsandschichten glei-
chen Schritt zu halten, sie verkrüppeln vielfach und
bieten als Sandfänger zur Bildung kleiner Secundär-
dünen Anlass. Auch die charakteristischen Rippel-
marken in Gestalt von parallel zur Längsachse der
Dünen verlaufenden, schwach geschlängelten Rinnen
und sie trennenden Rippen können wir hier beobach-
ten, wenn die Sandoberfläche frisch vom "Winde be-
arbeitet ist. Temporäre Aufschlüsse in einem sol-
chen Sandhügel würden uns endlich die steilgeneigte
Schichtung im Inneren dieser äolischen Gebilde gut
erkennen lassen, die von der horizontalen Lagerung
des vom "Winde noch unberührten Haidesandes stark
absticht.
Nachdem uns diese Beobachtungen eine Strecke
weit in der Richtung nach 0. abseits geführt haben,
kehren wir zur Strasse zurück und durchkreuzen auf
ihr den Exercierplatz bis zum Gasthaus zum Letzten
Heller. Hier sehen wir hinter der Sandterrasse den
aus Syenit aufgebauten , vielfach aber durch oberfläch-
liche Haidesandablagerungen gleichsam verschleierten
Plateauabfall vor uns, vermögen auch das genannte
Gestein in einem alten Steinbruch dicht westlich vom
Hellergasthaus anstehend zu beobachten. Es unterschei-
det sich nicht von den typischen Yorkomnissen des
Meissner Syenit -Granitgebietes, dem es auch zuge-
VIT. In die Dresdner Haide. 63
hört. Yon hier aus empfiehlt sich ein Abstecher nach
NW. zu den Oltersteinen. "Wir folgen hierzu dem
dicht nördlich vom Heller nach NW. abgehenden
Waldweg bis zur Schneuse, sodann dieser selbst bis
jenseits der Schlucht und gehen dann dieser entlang
nach 0. Bald stossen wir auf die genannten Steine
mitten im Walde, zwei mächtigen, ursprünglich offen-
bar ein Ganzes bildenden Quarzitblöcken, sogenannten
Knollensteinen, die ohne Zweifel der tertiären Braun-
kohlenformation angehört haben. Diese ist von der
Denudation nur in sehr spärlichen Resten in dieser
Gegend übrig gelassen worden. Die beiden Olter-
steine verrathen in einer eigentümlichen Glättung 7
dass sie lange Zeit dem Sandgetriebe des Windes
ausgesetzt waren, ein geologisches Agens, das auch
die in dieser Gegend hier und dort zerstreuten faeettir-
ten Gerolle oder Kantengeschiebe erzeugt hat. Immer
weiter nach 0. hin der Schlucht entlang uns wendend,
gelangen wir zur Strassengabel und folgen dem nach
Rhänitz führenden Zweige durch ein hügeliges Syenit-
terrain hindurch, worin mehrere Steinbrüche zum
Theil hart an der Strasse angesetzt sind. Beim Schul-
haus zu Rhänitz dagegen biegen wir rechts ab nach
Klotzsche und schreiten später durch das Dorf hin-
durch bis zum Ortstheil Schänkhübel, wo gerastet
werden kann. Nördlich von dem dortigen Gasthaus
zweigen sich von der Strasse nach rechts Wege hin-
G4 VII. In die Dresdner Haide.
unter in den Priessnitzgrund ab. Wir wählen nicht
den, der durch einen Wegweiser mit der Aufschrift
„Nach dem Wasserfall" markirt ist, sondern folgen
dem mehr nach rechts abgehenden anfangs einer
schmalen Waldwiese entlang. Man hat hier zur Rech-
ten eine langgestreckte Sanddüne. Kurz vor der Bahn-
linie deuten uns zahlreiche umherliegende Fragmente
an, dass wir uns im Gneissterrain befinden. Das Ge-
stein ist ein mittelkörnig -flaseriger Biotitgneiss. Es
gehört zu einer schmalen, nur local bis über 2 km
breiten, von NNW. nach SSO. hinziehenden archäi-
schen Gneisszone, die eine Grenzscheide bildet zwi-
schen den Meissner Syeniten und Graniten im W. und
den Lausitzer Graniten und Grauwacken im 0. Sie
lässt sich von unserem Standorte aus nach NNW. bis
Berbisdorf und Bärwalde verfolgen. Ihre Nordost-
grenze ist zugleich eine Dislocation. Nach Passirung
des Bahnüberganges sind wir bald unten im Grunde,
den wir aufwärts gehen bis zum grossen Steinbruch.
Dieser bietet uns eine selten günstige Gelegenheit,
um die dynamometamorphen Erscheinungen im Lau-
sitzer Granitgebiet zu studiren, denn im letzteren,
und zwar noch im Bereiche der vorhin erwähnten
Verwerfungszone , befinden wir uns hier. Diese Lage
ist denn auch die Veranlassung der hier so ausser-
ordentlich starken mechanischen Deformation des im
Steinbruch entblössten Granitites. Der erste Eindruck,
VII. In die Dresdner Hai de. 65
den er gewährt, ist der eines geschichteten Gesteines,
weil er durch zahlreiche nach NS. streichende und nach
0. einfeilende Hauptklüfte in viele Bänke zerlegt er-
scheint. Diese Hauptklüfte werden aber durch viele
andere, sehr unregelmässige Eisse geschnitten. Manche
jener Bänke bestehen nun aus einem noch fast nor-
mal zu nennenden, gleichmässig massig - körnigen
Granitit, so namentlich am Ostrande des Steinbruches.
Aber auch bei diesem Gestein zeigen sich unter dem
Mikroskop allerlei Merkmale einer beginnenden Zer-
drückung. Andere Bänke dagegen sind dieser voll-
ständig anheim gefallen und besitzen eine völlig ver-
änderte Structur. In manchen hat der Granitit den
Habitus eines faserigen bis schieferigen Gneisses an-
genommen, in noch anderen ähnelt er gar einem
Schiefer. Es wird uns gelingen, eine Reihe von Be-
legstücken hier zusammen zu stellen, die alle mög-
lichen Stadien dieser fortschreitenden Zertrümmerung
und förmlichen Auswalzung enthält. Freilich müssen
wir keine allzu grossen Ansprüche an das Format
stellen, denn es gelingt nicht leicht, aus dem von
zahllosen feinen Rissen und Gleitflächen durchzoge-
nem Material, das oft beim ersten starken Hammer-
schlag in polyödrische Stücke zerfällt, gute Hand-
stücke zu schlagen. Schon an diesem in der Structur
begründeten Verhalten zeigt sich uns ein gewichtiger
Unterschied zwischen diesen gneissähnlichen Produc-
Beck, Geologischer Wegweiser. 5
66 VII. In die Dresdner Haide.
ten und echten Gneissen, der bei mikroskopischer
Untersuchung noch viel schärfer hervortreten würde.
In demselben Steinbruch ist auch ein nur 0,25 m
mächtiger Gang von dunkelgefärbtem GHinmerporphy-
rit, der den Granitit durchsetzt, gut aufgeschlossen.
Er zeigt in seinem ganzen geradlinigen, nach NW. strei-
chenden Verlauf nirgends Andeutungen einer nach-
träglichen Beeinflussung durch den Gebirgsdruck. Da
er sehr wahrscheinlich gleichalterig ist mit dem ganz
gleichen Rothliegend -Porphyrit von Weissig, so geht
hieraus hervor, dass die Dynamometamorphose des
Granitits bereits vor oder im Anfang der Dyaszeit
stattgefunden hat.
Nach Besichtigung dieses Steinbruches wenden
wir uns thalauf wärts , zunächst auf der Strasse am
rechten, dann auf dem Fussweg am linken Bachufer
entlang. Nach etwa 500 Schritten erreichen wir einen
felsigen Thalriegel von stark deformirtem Granitit.
Das von Haus aus massige Gestein lässt hier deut-
lich eine Abtheilung in grobschieferige Bänke erken-
nen, die nach N. 20° W. streichen und steil nach NO.
einfallen. Noch weiter thalaufwärts , dicht unterhalb
des "Wasserfalles, wo die Priessnitz in kleinen Cas-
caden jenen Thalriegel durchbricht, ist die Zerdrückung
des Gesteines eine so vollkommene, dass es einer fein-
körnigen Grauwacke gleicht. Dann folgen wieder grob-
körnigere, durch Druck flaserig gewordene Granit-
VII. In die Dresdner Haide. 67
bänke, endlich eine nur wenig beeinflusste, noch fast
massige Partie. Ueber das kleine Brückchen schreiten
wir jetzt wieder auf die Thalstrasse hinüber, die uns
thalaufwärts zu der bereits auf Section Pillnitz ge-
legenen Haidemühle führt. Mehrfach finden wir bis
dorthin an den Strassenböschungen den Granitit an-
geschnitten. Noch besser aber ist er aufgeschlossen
im Thale oberhalb der genannten Mühle, in den Stein-
brüchen unterhalb der Einmündung des von N. her-
kommenden Metzenbornbaches. Hier können wir neben
dem frischen Granitit auch kleine Schollen von schiefe-
rigem biotitreichem Quarzglimmerfels, die jener um-
schliesst, studiren. Dieses Gestein, das seine hoch-
krystalline Structur schon dem unbewaffneten Auge
verräth, ist aus Grauwacke hervorgegangen. Man
sieht, wie diese Schollen nach ihrer Umhüllung und
Metamorphose durch das Magma und vor dessen Fest-
werdung noch einer weitergehenden Zerstückelung
ausgesetzt waren. Denn von ihren Rändern haben
sich kleinere Fragmente losgelöst und sind ebenfalls
vom Eruptivgestein umfasst worden. Auch sendet
dieses in jene zerborstenen Einschlüsse hinein Apo-
physen, die dann mitunter vom normalen Granitit
durch ihre feinkörnige Structur und Glimmerarmuth
sich unterscheiden. Der Mineralog macht hier zu-
weilen an gewissen, secundär auf Kluftflächen gebil-
deten Mineralien eine Ausbeute. Man kennt von dort
5*
68 VII. In die Dresdner Haide.
schwarzen Turmalin, farblosen oder weissen Prehnit,
farblosen Laumontit, kleine Kiy ställchen von wasser-
hellem Adular, sowie auch Kalkspath, Kupferkies,
Baryt und Apatit.
Nach der Haidemühle zurückgekehrt, schlagen
wir die nach SW. hin führende Dresdner Strasse ein,
die bald ins Gebiet von Section Dresden eintritt.
Wir gelangen auf ihr auf das granitische, meist mit
Haidesand bedeckte Plateau. Kurz vor dessen von
MTW. nach SSO. hinziehendem Steilrand passiren wir
zur Linken einen Granitbruch; wir stehen hier bereits
sehr nahe an der mit jenem Steilrand ungefähr zu-
sammenfallenden Grossen Dislocation. Wie daher von
vornherein zu vermuthen war, zeigt sich der Granitit
hier wiederum stark durch Gebirgsdruck beeinflusst.
Nach wenigen Schritten befinden wir uns wieder auf
der dem granitischen Plateau vorgelagerten Haide-
sandterrasse und haben vielleicht, ehe wir die Stadt
wieder erreichen, Gelegenheit, nochmals den Dünen-
bildungen unsere Aufmerksamkeit zu schenken, wie
zu Anfang unseres Ausfluges.
VIII. Von Niedersedlitz über Kreischa und Maxen n. s.w. 69
yni.
Yon Niedersedlitz über Kreischa und Maxen nach
Häseligt an der Mtiglitzthalhahn.
iese Excursion im Gebiete der Sectionen
Kreischa -Hänichen und Pirna gilt vorwie-
gend dem Schiefergebirge südöstlich von
Dresden, sowie den mannichfachen Contacterschei-
nungen in der Nachbarschaft der dortigen Granite
und Syenite, ausserdem auch dein Rothliegenden.
Der Ausflug lässt sich bequem an einem Tage aus-
führen einschliesslich der Bahnfahrt Dresden -Nieder-
sedlitz und Häseligt-Mügeln- Dresden. Yiele werden
vorziehen, die Fusswanderung am Abend bis Glas-
hütte fortzusetzen, hier zu übernachten und am
anderen Tage die IX. Excursion anzuschliessen.
Das zum Ziele gewählte Schiefergebirge liegt
zur Linken der Elbe und ist rein orographisch von
der nördlichen Abdachung des Erzgebirges nicht zu
trennen. Geologisch aber nimmt es schon deshalb
eine selbständige Stellung ein, weil es von einem sehr
regelmässigen nordwestlichen Hauptstreichen be-
herrscht wird, während das Erzgebirge nach NCL
streicht. Das elbthalgebirgische Schiefergebiet, wie-
70 VIII. Von Niedersedlitz über Kreischa and Haxen
man es auch wohl genannt hat, schliesst sich hierin
an die jenseits des langgestreckten Elbthalkessels
liegende Lausitz an, deren zahlreiche Gänge und Ver-
werfungslinien nach WNW bis NW. verlaufen. Das
Schiefergebirge lässt sich von Kauscha bis in das
Markersbacher Bahrathal, im ganzen auf eine Strecke
von gegen 25 Kilometer hin verfolgen. Es wird durch
mehrere vom Erzgebirge herab kommende Flüsschen
in vielfach gewundenen Querthälern durchbrochen,
deren eines, das Lockwitzthal, wir zunächst durch-
wandern wollen.
Wir beginnen die Excursion an der Bahnstation
Niedersedlitz der Linie Dresden -Bodenbach. Dieser
Punkt liegt in der jüngstdiluvialen Eibaue. Wenn
wir dort frischgepflügte Felder antreffen, so bemerken
wir, dass ..die oberste Bodenschicht, der Thallehm,
eine auffällig röthliche Färbung besitzt. Es rührt diese
von feinem Detritus des Rothliegenden her, den die
Lockwitz aus der Gegend von Kreischa herbeigebracht
und hier in der jüngsten Diluvialzeit abgesetzt hat.
Nördlich von der Bahnstation, in der Ziegelei am
Wege nach Leuben, würden wir diesen röthlichen
Thallehm anstehend finden, danmter Thaikiese, deren
Material grössten Theils ebenfalls dem Lockwitzthal
entstammt.
Wir schlagen darauf die Strasse nach Lockwitz
ein und durchschreiten auf ihr zunächst Niedersedlitz.
nach Häseligt an der Müglitzthalbahn. 71
Die hinter dem Dorfe vor uns ansteigenden Berglehnen
sind weithin mit fruchtbarem, lössartigem Gehänge-
lehm überkleidet. Zur Rechten längs der Strasse
haben wir die alluviale Thalrinne der Lockwitz, an
deren linkem Ufer sich eine niedrige Terrasse von
jungdiluvialen Lockwitzschottern erhebt. Eine Kies-
grube unweit der Niedermühle würde uns Gelegen-
heit geben, diese Schotter genauer zu studiren. Wir
durchschreiten Lockwitz bis zur Brücke über den
Fluss und gehen dort links ab unterhalb des Fried-
hofes weg nach dem herrschaftlichen Park. Dicht
hinter den letzten Häusern des Ortes beginnen sich
hier am rechten Thalgehänge Entblössungen von Gra-
nitit zu zeigen. Wenige Schritte weiter thalauf wird
dies Gestein in einem Steinbruch gewonnen. Dieser
Granitit gleicht petrographisch dem normalen Lau-
sitzer Granitit, zu dessen Gebiet er geologisch gehört,
und den wir schon etwa 10 km nördlich von hier
jenseits des Elbthales und zugleich jenseits der grossen
Lausitzer Hauptverwerfung wieder treffen können.
Auch die Felsen am steilen Thalgehänge gegenüber
bestehen aus diesem Gestein. Obenauf lagert drüben
Carinatenpläner, der in dieser Gegend die untersten
Schichten der oberen Kreideformation darstellt.
Im Parke thalaufwärts wandernd gelangen wir
ungefähr 375 Schritt südwestlich von dem Granit-
steinbruch an die Gebirgsscheide zwischen Granit und
72 VIII. Von Niedersedlitz über Kreischa und Maxen
i ■ i . ■* - i
Schiefergebirge, die indessen wegen der Bewaldung
nicht sehr scharf hervortritt. An den Böschungen
des etwa in 15 bis 20m Höhe am Gehänge hinfüh-
renden Fussweges finden wir stark krystalline Grau-
wacken und Hornfelse anstehen, die mit Knoten-
glimmerschiefern wechsellagern. An einer Stelle, bei
der Thalbiegung, enthalten sie Gerolle führende Zwi-
schenbänke. Während bei diesen die Grundmasse
starke Contactmetamorphose erlitten hat, ist die Ge*
stalt der aus Quarz und Granit bestehenden Gerolle
unversehrt erhalten geblieben. Die Grauwackenfor-
mation, der alle diese stark veränderten Gesteine an-
gehören, ist geologisch unsicheren Alters. Eine be-
stimmte Einreihung in das System ist schon deshalb
unmöglich, weil wir diese versteinerungsleeren Schich-
ten überall nur im contactmetamorphischen Zustand
kennen und so nicht einmal rein petrographische Ver-
gleiche mit ihrem geologischen Alter nach bekannten
Schichten der Nachbargegenden anstellen können.
Nach den Lagerungsverhältnissen kommt sowohl Cam-
brium als Devon in Frage. Den Gerolle führenden
Horizont des durchweg stark aufgerichteten, hier steil
nach NO. einfallenden Complexes werden wir später
drüben im Müglitzthal wieder antreffen und zwar dort
weit besser aufgeschlossen als hier.
Gegenüber der Fabrik, wo das Seitenthal von
Grossborthen herabkommt, verlassen wir das rechte
nach Häseligt an der Müglitzthalbahn. 73
Thalgehänge und folgen von nun ab der Strasse am
linken Ufer entlang. Das Gehänge hinter der Fabrik
besteht noch aus denselben Gesteinen, die wir zuletzt
durchschritten haben. Yon dem oben am linken Thal-
rand gelegenen , durch seine prähistorische Begräbniss-
stätte bekannten Dorfe Sobrigau ab, weisen indessen
die beiderseitigen Thalseiten eine andere Zusammen-
setzung auf. Sie bestehen nämlich von hier ab aus
einem gneissähnlichen, zumTheil sehr grobkrystalünen
Gestein , das durch seine Structur sich als hochgradig
im Contact verändert erweist. Neben seinen Haupt-
gemengtheilen Quarz, Orthoklas, Plagioklas, braunem
und farblosem Glimmer enthält es gewöhnlich noch
Cordierit oder Andalusit oder auch beide Contact-
mineralien zusammen. Besonders grobkrystallin und
reich an Cordierit tritt es uns dicht oberhalb der
Chocoladenfabrik an der felsigen Strassenböschung
entgegen. Die dunkelblaugrauen, bei der Verwitterung
sich röthenden Cordieritkörner erreichen hier bis 4 mm
im Durchmesser. Lichtgefärbte Quarz -Feldspath-
trümer, die auch Cordierit enthalten, durchziehen das
Gestein.
Wir gelangen darauf unterhalb von der Hummel-
mühle in einen merklich breiteren Thalabschnitt, dessen
Gehänge aus Rothliegendem gebildet sind. Wir stehen
hier in einer Seitenbucht des Grossen Rothliegend -
Beckens, zu dem auch die bekannten Steinkohle füh-
74 VIII. Von Niedersedlitz über Kreischa und Maxen
renden Ablagerungen im Plauenschen Grunde gehören.
Die hiesigen Schichten bestehen aus Schieferletten,
Thonsteinen, Arkosesandsteinen und Porphyrconglo-
meraten. Schon wenige Schritte oberhalb der Mühle,
die zugleich Wirthshaus ist, springt am rechten Thal-
gehänge ein mächtiger Felsenriegel hervor, der Blau-
berg, der aus stark contactmetamorphisch verändertem
Kieselschiefer und aus Hornfels besteht. Ihm gegen-
über erhebt sich am linken Lockwitzufer der Hummel-
stein. Die so gebildete, das Thal verengende Barre
trennt das Rothliegende an der Hummelmühle von
der Mulde von Kreischa -Quohren. Es empfiehlt sich,
die durch Graphitgehalt ausgezeichneten Kieselschie-
fer (Graphitquarzite) des Blauberges, sowie die süd-
westlich sich anschliessenden Hornfelse in dem grossen
Steinbruche an der Strasse zu studiren. Noch weiter
thalaufwärts sieht man an der Strassenböschung auch
den Syenit hervorstossen, dessen Oberfläche nach allen
Erfahrungen flach unter die veränderten Schieferge-
steine des Blauberges einschiesst. Für diese Annahme
spricht besonders das Profil des Preusserschachtes
südöstlich von der Hummelmühle, den man in der
Hoffnung, unter dem Rothliegenden Steinkohlen zu
finden, bis auf den Syenit niederbrachte. Auf der
allerdings fast ganz abgetragenen Halde dieses alten
Versuchsschachtes finden wir nämlich ein typisches
Contactgestein, das zwischen dem Rothliegenden und
nach Häseligt an der Müglitzthalbahn. 75
dem Syenit durchteuft wurde, also dem Eruptivstock
aufruht. Es ist ein feinkörnig schuppiger Glimmer-
fels, der die drei charakteristischen Contactminera-
lien Andalusit, Cordierit und SiUimanit zusammen
enthält.
Um zu dieser Halde zu gelangen, schlagen wir
von der Hummelmühle aus, wohin wir vom Fusse des
Blauberges zurückgekehrt sind, zunächst die Strasse
nach Burgstädtel und sodann den ersten Feldweg nach
rechts ein. Etwa in zwei Drittel Höhe des Gehänges
zur Rechten am nördlichen Ende eines Gebüschstrei-
fens im Felde liegt der gesuchte Punkt. Verfolgen
wir alsdann den Feldweg weiter bis hinauf auf das
Plateau, so fällt uns schon von weitem ein Haufwerk
von grossen Steinblöcken auf. Sie bestehen aus Syenit,
der sich petrographisch nicht von demjenigen des
Plauenschen Grundes unterscheidet. In der That ist
nicht daran zu zweifeln, dass wir uns hier auf einem
südöstlichen Ausläufer des Syenitmassives von Meissen
und dem Plauenschen Grunde befinden. Jüngere For-
mationen verhüllen allerdings den Zusammenhang
zwischen dort und hier. Dieser Syenitzug von Burg-
städtel, wie das nordwestlich gelegene nächste Dorf
heisst, streicht nach SO. hin, theilweise vom Schiefer-
gebirge augenscheinlich bedeckt und nur hier und
dort hervorstossend, weiter bis ins Müglitzthal. Auf
dieser Strecke verändert er aber, wie wir uns über-
76 VIII. Von Niedersedlitz über Kreisens und Maxen
zeugen werden, seinen petrographischen Charakter in
mehrfacher Richtung.
Das schon vorhin betonte flache Einschiessen
des Syenites unter die Schiefer bedingt die grosse
Breite der Contactzone, die sich so ausdehnt, dass
sie mit derjenigen am Granitit in eine verfliesst.
Wir folgen der Strasse nach Kleinborthen, so-
dann nach rechts einem Feldweg, der uns auf die
Parallelstrasse von Grossborthen nach Wittgensdorf
bringt. Auf dieser bewegen wir uns nach S. hin.
Kurz ehe die Strasse ein kleines Wiesenthal über-
schreitet, sehen wir am Wege ein streifiges Gestein
anstehen, das aus dunkelgrünen hornblendereichen
und aus lichtgrauen augitreichen Lagen besteht. Es
scheint im Contact mit dem schon ganz nahe am an-
deren Gehänge des Thälchens wieder einmal aus-
streichenden Syenit aus einem diabasischen Gestein
hervorgegangen zu sein. Nach Durchschneidung dieses
nur ganz schmalen Ausstriches von Syenit führt die
Strasse durch ein von gneissähnlichen Contactgestei-
nen mit Cordieritgehalt gebildetes Terrain. Sodann
kreuzt sie eine Einlagerung von schwärzlichem Knoten-
schiefer und endlich die breite Zone der uns schon
bekannten, im Contact zu Graphitquarziten geworde-
nen Kieselschiefer, die sich mit südöstlichem Streichen
vom Hummelstein bis Crotta erstreckt. Am schönsten
entwickelt, mit dem grössten, schon dem unbewaff-
nach Bäseligt an der Müglitzthalbahn. 77
neten Auge deutlich erkennbaren Gehalt an krystal-
linem glitzerndem Graphit ist das Gestein südöstlich
von der Schäferei, an der die Strasse vorüber führt,
und zwar am rechten Gehänge des hinter den Ge-
bäuden hinziehenden Seitenthälchens. Ein Abstecher
dorthin ist ohne grosse Umwege von der Strasse und
der Schäferei aus nur möglich, wenn die Bestellung
der Felder nicht hinderlich ist.
"Wir setzen die Excursion auf der Strasse nach
S. zu fort. An dem zur Rechten nach Gombsen ab-
gehenden Fahrweg befindet sich ein Steinbruch, worin
minder stark krystalline Graphitquarzite anstehen.
Etwa 350 Schritt weiter südlich zweigt sich ein Feld-
weg nach links ab. Hier liegen zahlreiche Blöcke
eines granitähnlichen Gesteines umher. Seiner Zu-
sammensetzung und Structur nach ist es ein Quarz-
glimmerdiorit (Tonalit). Folgen wir dem Feldweg am
Teiche vorbei bis in das nahe Wäldchen, so finden
wir zur Rechten zahlreiche Blöcke einer zweiten dun-
keler gefärbten Gesteinsabänderung, eines Quarzaugit-
diorites. Am Nordufer jenes Teiches aber sehen wir
jenen Quarzglimmerdiorit durch Zunahme des Ortho-
ilasgehaltes allmählich übergehen in einen Horn-
blendegranitit, der wiederum mit grosser Wahrschein-
lichkeit unterirdisch sich ohne scharfe Grenze an-
.schliesst an den im Thälchen südöstlich von der
genannten Schäferei hervorstossenden Syenit des Burg-
78 VIII. Von Niedersedlitz über Kreischa und Maxen
städteler Syenitzuges. Wir konnten also beobachten,
wie der Syenit hier einerseits eine granitische, ande-
rerseits eine dioritische Facies annimmt.
Wir kehren hierauf zur Strasse zurück und er-
reichen auf dieser Wittgensdorf, das in der südöst-
lichsten Ausbuchtung der Kreischaer Rothliegend -
Mulde gelegen ist, eines Seitenbeckens der Döhlener
Hauptmulde. Das Dorf selbst steht auf Porphyr-
conglomerat Dicht östlich vom Orte jedoch und na-
mentlich gut aufgeschlossen an der Strasse nach Maxen,
die wir nun einschlagen, steht ein weisslicher oder
röthlicher, sehr kaolinreicher Thonstein an, der eine
Einlagerung innerhalb jener Conglomerate bildet.
Manche Partien dieses tuffartigen Gesteines sind von
Kieselsäure gehärtet, andere von einem röthlichen
oder grünlichen Geäder eisenhaltiger Infiltrationen
durchzogen, die eine scheinbare Breccienstructur her-
vorrufen.
Bald befinden wir uns ausserhalb des Roth-
liegenden, dessen Schichten sanft nach dem Centrum
der Mulde hin, nach Kreischa zu, einfallen. Wir haben
jetzt das von Graniten unbeeinflusste silurische Schie-
fergebirge von Maxen unter den Füssen. Zu diesem
gehörte auch bereits die Anhöhe des Sandberges, die
wir dicht östlich von Wittgensdorf sich erheben sahen,
und deren Kieselschiefer die zur Altersbestimmung
dieses Schichtenverbandes so wichtigen Graptolithen
nach Häseligt an der Müglitzthalbahn. 79
geliefert haben. Etwa 100 bis 200 Schritte westlich
von unserer Strasse liegen die längst auflässigen sog.
Maxener Mannorbrüche, der Grosse Bruch und der
Rothe Bruch. Hier wurden ehemals zwei Einlage-
rungen von lichtgrauem Kalkstein abgebaut. Die Be-
zeichnung Marmor hatte noch die meiste Berechti-
gung für gewisse bunte, besonders grün und gelb-
grün gestreifte Varietäten im südlichen der beiden
Brüche. Das Vorkommen dieses Marmors war an die
Nachbarschaft eines dort aufsetzenden Diorites gebun-
den. Der Besuch der gänzlich verfallenen Brüche ist
jetzt nicht sehr lohnend. Diese silurischen Kalkstein-
lager von Maxen sind einem Gesteinscomplex einge-
schaltet, der theils aus Thonschiefern, theils aus schal-
steinartigen Diabastuffen und Tuffschiefern besteht.
Nachdem wir auf unserer Strasse Maxen erreicht
haben, können wir noch einen Abstecher in einen der
nordöstlich vom Orte gelegenen, zwar ebenfalls auf-
lässigen, doch besseren Einblick gewährenden Kalk-
steinbrüche machen. Hier bieten sich uns noch frische
Anbrüche des ziemlich dicht erscheinenden, plattig
geschichteten, blaugrauen Gesteines dar. Im Bruch
am Wirthshaus zum Bad, wo zwei Kersantitgänge die
Kalksteinschichten quer durchsetzen, kamen früher
auf einer Kluft prachtvolle Kalkspathkrystalle vor.
Wir kehren nach Maxen zurück und statten noch
dem Bergrücken südwestlich von dem Orte einen
80 VIII. Von Niedersedlitz über Kreischa and Maxen
Besuch ab. Hier befindet sich das eine schöne Aussicht
gewährende Wirthshaus „Zum Finkenfang", das seinen
Namen zur Erinnerung an das drüben auf dem quarzi-
tischen Scheerberg am Wege von Maxen nach Schmors-
dorf stattgefimdene historische Ereigniss trägt. Es
empfiehlt sich , hier eine längere Rast zu halten. Der
Bergrücken, auf dem wir stehen, wird von der Phyllit-
formation gebildet, und zwar das untere Gehänge nach
dem Dorfe zu von Phylliten, der obere Theil von
einem chloritreichen, fast überall stark von Gebirgs-
druck gequetschten Feldspathgestein, das man seiner
Structur wegen Chloritgneiss genannt hat. Wir sehen
es am Wege unweit der Gebäude anstehen.
Auch gemessen wir die herrliche Rundsicht: Nach
N. hin schweift der Blick über die sanft nach der Elbe
zu geneigte Hochfläche des Schiefergebirges hinweg
bis in die Thalebene unterhalb von Pirna, die man
bei klarem Wetter bis Dresden überschaut. Hinter
dem Elbthale erhebt sich mit steilen Gehängen im
Porsberg bei Pillnitz das Lausitzer Granitplateau.
Nach S. zu breiten sich die allmählich ansteigenden,
aus Gneiss bestehenden Hochflächen des Erzgebirges
aus mit den ihnen aufgesetzten Basaltkuppen des Gei-
sings bei Altenberg und des Sattelberges bei Schön-
walde. Im W. erhebt sich der basaltische Wilisch
auf einem aus Rothliegenden gebildeten Bergrücken.
Im 0. endlich bietet sich eine wahre Profilansicht
nach Häseligt an der Müglitzthalbahn. 81
der Tafellandschaft der Sächsischen Schweiz dar mit
den charakteristischen abgestumpften Felskegeln, wie
dem Lilienstein und den Zschirnsteinen. "Wir sehen
deutlich, wie dieses System von Sandsteinplatten nach
S. hin sanft ansteigt, bis es im Hohen Schneeberg
gipfelt und zugleich steil an der erzgebirgischen
Hauptbruchzone nach Böhmen hin abbricht.
Wir kehren nach Maxen zurück, dessen Gebäude
grösstentheils auf dem Gebiete einer schmalen Schie-
ferzone errichtet sind, der man cambrisches Alter zu-
zuschreiben geneigt ist Dieser Gesteinszug besteht
aus grünlichgrauen, oft auch violetten oder grünlich
und violett gefleckten dünnspaltigen Thonschiefern
mit vielen Quarzknauern und mit häufigen Zwischen-
lagen von chloritischem Hornblendeschiefer. An Bö-
schungen unweit des Gasthofes und an der Dorfstrasse
im unteren Theile des Ortes finden wir sie anstehend.
Zwischen dieser cambrischen Zone und dem silu-
rischen Schiefergebirge sind bei Maxen zwei dem all-
gemeinen Streichen nach NW. folgende Diabaslager
eingeschaltet. Das mächtigste von ihnen bildet unter
anderem den Steinhübel auf dem Rittergutsgrund-
stück. Man kann das grobkörnige Gestein in ein paar
alten Brüchen am Feldweg kennen lernen, der vom
Park zum Pavillon führt. Yon diesem aus geniesst
man einen herrlichen Blick ins obere Müglitzthal
hinein, hinter dem sich der Geising erhebt. Es sei
Beck, Geologischer Wegweiser. Q
82 VIII. Von NiedersedUtz über Kreisens und Maxen u.s.vr.
jedoch darauf hingewiesen, dass das Betreten des
Parkes und der Wege zum Pavillon nur nach ein-
geholter Erlaubniss gestattet ist.
Nachdem wir uns durch den Park zum Orte
zurück begeben haben, gehen wir die Dorfstrasse ab-
wärts. Bei den untersten Häusern erreichen wir wieder
den Ausstrich der Phyllitformation. Ein alter tiefer
und schmaler Bruch rechts vom Wege ist auf einem
steil nach N. einschiessenden Lager von krystallinem
Kalkstein angesetzt, dessen Hangendes Phyllite, dessen
Liegendes dagegen Chloritgneisse bilden. Bei der
weiteren Yerf olgung unseres Weges hinunter ins Müg-
litzthal durch Mühlbach hindurch sehen wir diese
Chloritgneisse vielfach als Bruchsteine an Garten-
mauern verwandt. Manche Varietäten enthalten grosse
Feldspathaugen.
An der Haltestelle Häselich hat die Excursion
ihr Ende erreicht.
IX. Von Häselich aus das Müglitzthal hinab bis Hügeln. 83
IX.
Ton Häselich aus das Mttglitzthal hinab
Ms Mügeln.
I a<i pjf.v.i fji/. j.tjulu' g»q
11 m* v 4
iese Excursion, eine bequeme Tagestour,
schliesst sich eng an Route "VIII an. Wer
sie nicht direct mit jener verbinden will
und zu diesem Zwecke etwa in Glashütte übernachtet
hat, kann den Ausgangspunkt Häselich mit der Bahn
von Dresden aus über Mügeln erreichen. Diese
Tour bietet ein sehr vollständiges Querprofil durch
das Schiefergebirge südöstlich von Dresden dar und
gewährt guten Einblick in dessen Contactmetamor-
phose von Seiten der Granite. Auch die Gliederung
der Kreide in der Gegend von Dohna lässt sich hier-
bei demonstriren.
Um das Querprofil des Gebirges vom liegendsten
Schichtencomplex an kennen zu lernen, gehen wir
von der Haltestelle zunächst thalaufwärts. Bei der
scharfen Umbiegung des Thaies nach "W. erreichen
wir die Gneissformation, die durch kleinkörnig -schup-
pige Biotitgneisse vertreten wird. Nachdem wir dies
Gestein an der Wegböschung anstehen sahen, gehen
wir wieder zurück. Bald folgen auf jenen Gneiss
6*
84 IX. Von Häselich ans das Müglitzthal hinab bis Mügeln.
Phyllite. Zwischen beiden besteht hier völlige Con-
cordanz, denn beide streichen nach N. 65 — 75° W.
und fallen unter 60 — 70° nach NNO. Eine Glimmer-
schief erformation ist hier, wie überhaupt im Östlichen
Erzgebirge nicht entwickelt. Sie wird durch jene
kleinkörnig -schuppigen Gneisse vertreten.
Nun gehen wir immer der Strasse folgend und
in immer jüngere Schichten gelangend weiter thalab.
Auf der ganzen Wanderung werden wir die Schiefer-
gesteine nach NW. streichen und steil nach NO. ein-
schiessen sehen.
Dicht oberhalb von Häselich fällt uns zunächst
ein Thalsporn zur Rechten durch seine schroffen Fels-
bildungen auf. Er besteht aus Chloritgneissen, die
eine Einlagerung innerhalb der Phyllite darstellen.
Die weiss herüberschimmernden Gesteinslagen dagegen
gehören einem zuckerkörnigen Quarzit an. Dahin-
gegen besteht das nicht zugängliche Steilgehänge zur
Linken unterhalb von Häselich aus buntgefärbtem
Thonschiefer von vermuthlich cambrischem Alter.
Diese Zone ist von nur geringer Breite. Schon kurz
oberhalb von der Böschelmühle beginnt in sehr grosser
Mächtigkeit entwickelt das Silur. Hinter der Mühle
und weiter thalab am Felsgehänge zur Linken beim
Rabenhorst sehen wir silurische Schalsteine, schiefe-
rige Diabastuffe und Tuffschiefer anstehen, die häufig
mit Thonschiefern wechsellagern und hier und dort
IX. Von Häselich ans das Müglitzthal hinab bis Mügeln. 85
Kalkstemschmitzen enthalten. Noch weiter abwärts
hei der Jonasmühle und Villa Kosen walten Thon-
schiefer vor, meist schwärzliche, an Kohletheilchen
reiche Gesteine mit Zwischenlagen von Kieselschiefer.
"Wir nähern uns jetzt granitischen Eruptivmassen
und treten darum bald in eine Contactzone ein.
Schon etwas oberhalb von der Holzschleiferei fallen
uns viele kleine Knötchen auf den dunkelen, wenn auch
etwas glänzender, wie sonst erscheinenden Schiefer-
flächen auf. "Wir befinden uns in der äusseren Con-
tactzone, im Gebiete der Knotenschiefer. Bereits
dicht unterhalb der Holzschleiferei stehen noch stärker
veränderte Gesteine von noch mehr krystalliner Struc-
tur an, plattige Hornfelse, die ebenso, wie die Knoten-
schiefer aus dem schwärzlichen silurischen Thon-
schiefer hervorgegangen sind. Sie werden in einem
Steinbruch am linken Müglitzufer gebrochen. Neben
Quarz, Feldspathen und Glimmer enthalten sie auch
Cordierit.
Bei der nächsten Thalumbiegung nach 0. hat
die parallel zur Strasse laufende Bahnlinie eine jung-
diluviale Schotterterrasse angeschnitten.
Bald gelangen wir zur grossen Weesensteiner
Papierfabrik und damit an die Gebirgsscheide zwischen
den Schiefern und dem Hornblendegranitit, der hier
stellvertretend die Fortsetzung des auf der YDI. Ex-
cursion besuchten Burgstädteier Syenitzuges bildet.
86 IX. Von Häselich aas das Müglitzthal hinab bis Mügeln.
Ein sehr lehrreicher Aufschluss dieser, wichtigen
Grenze befindet sich unmittelbar am rechten Müglitz-
ufer an der Ostseite der Fabrik. Ein Fussweg, der
kurz vor der Brücke abgeht, führt uns dorthin. Hier
sehen wir zunächst eine steil aufgerichtete Schichten-
gruppe, die vor Einwirkung der Contactmetamorphose
jedenfalls aus Thonschiefern mit dünnen Lagen und
Schmitzen, sowie mit dickeren Bänken von Kalk-
stein bestanden hat. Durch ihre Umwandlung sind
die Thonschiefer jetzt plattige Hornfelse geworden,
die wesentlich aus Quarz und Biotit zusammenge-
setzt sind. Die Kalksteinbänke dagegen bestehen
jetzt aus grobkrystallinem Marmor, die schwächeren
Kalksteinschmitzen aus Kalksilicathornfels, der vor-
wiegend einen farblosen oder schwach lichtgrünen
Augit, aber auch Granat, Titanit und andere neu ge-
bildete Mineralien enthält. Der Schichtengruppe ist
ein Lagergang von Hornblendegranitit zwischen ge-
schaltet, ein Vorläufer des eigentlichen Massives, das
wir nach wenigen Schritten erreichen. Es hebt sich
hier rückenförmig aus den Schiefern heraus, wird aber
nach 0. zu oben am Thalrand von ihnen bedeckt.
Die Eruptivmasse schiesst flach unter diese Schiefer-
hülle ein, um nach 0. zu fortan nicht wieder empor
zu tauchen.
Wir kehren jetzt zur Strasse zurück und gehen
auf dieser an der Fabrik vorüber. Unterhalb davon
IX. Von Häselich aus das Müglitzthal hinab bis Mügeln. 87
steht zur Linken der Horablendegranitit an, von einem
schräg aufsteigenden Granitgang durchsetzt. Auf
Klüften im zersetzten Gestein findet sich hier ziegel-
rother Laumontit. Ungefähr 200 Schritt unterhalb
der Papierfabrik stösst der Hornblendegranitit wieder-
um an Schiefergebirge und zwar an ein schieferiges
Hornblendegestein, das in Folge der Contactmetamor-
phose aus einem Diabastuff hervorgegangen zu sein
scheint. Darauf folgt dort, wo der Schlosspark be-
ginnt, ein sehr stark verwitterter feldspathreicher
Andalusitglimmerfels. Zwischen beiden setzt ein Gang
von Quarzporphyr auf. Kurz v?>r der Müglitzbrücke
endlich bemerken wir zur Linken an der felsigen
Böschung quarzitisches Gestein. Es gehört zu dem
hier noch sehr schmalen Quarzitlager, das von hier
ab in südöstlicher Richtung auf eine Entfernung von
6 km hin verfolgt werden kann und das wegen seiner
grossen Widerstandsfähigkeit gegen die Verwitterung
häufig auf den Hochflächen wall- oder riffartig her-
vortritt.
Dicht vor uns auf einem aus Knotenglimmer-
schiefer gebildeten Thalsporn erhebt sich Schloss
Weesenstein. Die Strasse wendet sich hinter dem
Orte an seinem Fusse aufs linke Flussufer hinüber.
"Wir verlassen sie drüben indessen nach wenig Schritten
und folgen einem Promenadenweg, der auf einem
Steg sogleich wieder» das rechte Weisseritzufer ge-
88 IX. Von Hftselich ans das Mtiglitzthal hinab bis Mügeln.
winnt, um diesem entlang bis nach Köttewitz zu
fuhren. Längs dieses Fussweges wiederholen sich
häufig Auf Schlüsse in einem abwechselnd aus Knoten-
glimmerschief er und aus kristallinen Grauwacken be-
stehenden Gesteinscomplex, demselben, den wir zum
Beginn der Wanderung oberhalb von Lockwitz durch-
kreuzten. Etwa 400 Schritt nördlich Tom Steg be-
ginnen sich in diesem sehr steil nach NNO. einfallen-
den Schichtenverband auch Gerolle führende Bänke
bemerkbar zu machen, die nun öfter wiederkehren
und namentlich schon bei der Thalbiegung nach W.
an einer Ruhebank entwickelt sind. Das Bindemittel
dieser Conglomerate unterscheidet sich in nichts von
den krystallinen Grauwacken und giebt sich, wie
diese und wie auch die Knotenglimmerschiefer als
ein typisches Contactgestein zu erkennen. Trotzdem
aber haben die meisten der von dem krystallin ge-
wordenen Cement umschlossenen Gerolle von Quarz,
Quarzit und Granit ihre abgerundete Form völlig be-
wahrt, ja manche lassen sich leicht aus dem Gestein
herauslösen. Wir sehen hier deutlich, die Contact-
metamorphose bestand nicht in einer plötzlichen totalen
Umformung etwa nach Art einer Einschmelzung, son-
dern vielmehr in einer allmählichen Umkrystallisirung.
Bestandmassen aber, die, wie die Gerolle, schon von
Haus aus krystallin waren , erlitten bei diesem Yorgang
nur geringe oder gar keine Veränderung. Die Con-
IX. Von Häselieh ans da» Müglitzthal hinab bis Mügeln. 89
glomerate von Köttewitz gleichen völlig denen von
Wellers walde und Clanzschwitz bei Strehla, mit denen
sie jedenfalls auch stratigraphisch gleich zu stellen
sind. Ihre grosse Aehnlichkeit mit den bekannten
Vorkommnissen von Obermittweida im oberen Erz-
gebirge ist dagegen nur eine äusserliche.
Kurz hinter der Stelle, wo der Promenadenweg
die Bahnlinie erreicht, setzt die Gebirgsscheide
zwischen diesen contactmetamorphen Schiefern und
demselben Granitit, den wir bereits von Lockwitz her
kennen, schräg über das Thal. Wir werden sie später
drüben am anderen Ufer aufsuchen, wo sie besser auf-
geschlossen ist, als hier. Immer im Granitit gehen
wir bis zur Köttewitzer Papierfabrik, zu der uns
ein Steg hinüberführt, und alsdann auf der Strasse
thalaufwärts bis zum Wehre des Mühlgrabens. Hier
sind am felsigen unteren Thalgehänge die Lagerungs-
verhältnisse zwischen Granitit und Schiefergebirge
gut zu übersehen und haben darum schon seit langer
Zeit die Aufmerksamkeit der Geologen erregt. Der
mittelkörnige, vielfach senkrecht zur Eichtung N.
80° W. gequetschte Granitit, welcher eine 1,75 m
grosse Scholle von schieferigem Hornf eis umschliesst,
wird am Contact in einer 1,5 — 2 m breiten Zone fein-
körnig und fast glimmerfrei. Seine Grenze gegen
das Nebengestein, einen zersetzten, schieferigen Quarz-
biotitfels, steigt von der Thalsohle aus zunächst bis
90 IX. Von Haselich aus das Müglitzthal hinab bis MBgeln.
zu etwa 25 m Höhe senkrecht auf, um hier ein Knie
zu bilden und sieh alsdann steil am Abhang hinauf
zu wenden. Die Lagerung des angrenzenden Schiefers
ist mehrfach gestört. Auch eine schmale Apophyse
von feinkörnigem Granit, die vom Granitmassiv aus
schräg in die Schiefer hinein aufsteigt, um sich dann
wieder bis zum Strassengraben herab zu biegen, ist
drei Mal durch Verwerfungsklüfte durchschnitten
worden, von denen zwei zugleich durch Gänge von
Glimmersyenit ausgefüllt worden sind. Ein dritter
paralleler Gang dieses Eruptivgesteines setzt wenige
Schritte weiter thalaufwärts in den Schiefern auf.
Wir kehren darauf wieder nach der Köttewitzer
Papierfabrik zurück und folgen der Strasse immer im
Granitit dahinwandernd bis kurz vor Dohna. "Die
eigentliche Stadt liegt oben auf dem Plateau, wo sich
die Schichten der Carinatenstufe der oberen Kreide-
formation ausbreiten, überragt von der rings von ihnen
umgebenen Porphyrkuppe des Kahlebusches. Ein
Fahrweg zweigt von der Thalstrasse ab imd führt
uns hinauf zunächst in den am Sedlitzer Weg ge-
legenen Stadttheil. An der Böschung dieses Weges
bei einer Mauer sehen wir den ganz zersetzten Granitit
überlagert von der Carinatenstufe der oberen Kreide-
formation. Diese besteht zuunterst aus einer Quarz-
breccie mit Granitgeröllen. Darüber folgt eine dünne
Mergelschicht und endlich zuoberst der Carinatenpläner.
IX. Von Häselich aus das Müglitzthal hinab bis Mügeln. 91
Nach, wenigen Schritten nach der Stadt zu sehen
wir zur Rechten den Zufahrtsweg zum grossen Por-
phyrbruch am Kahlebusch abgehen, dem wir folgen.
Durch diesen Steinbruch ist das Innere einer ausge-
zeichneten Quellkuppe völlig erschlossen. Der Quarz-
porphyr zeigt eine Absonderung in nach dem Scheitel
des Berges zu convergirende Säulen, ferner eine Nei-
gung zur Bildung von concentrischen Ablösungsflächen
und endlich eine sehr deutliche Fluidalstreifung, die
im Querprofil fächerförmig vom Centrum des Berges
ausstrahlt. Diese Porphyrklippe war dereinst vom
Meere der Cenomanzeit umbrandet. Die Wogen haben
damals kesseiförmige Vertiefungen ausgenagt, von
denen zeitweilig ein paar oben am Rande der Bruch-
wand sichtbar sind. Sie sind zum Theil mit grobem,
von Kalk cementirtem Porphyrgeröll, zum Theil auch
mit grauem Mergel erfüllt. In beiden Ablagerungen
finden sich zahlreiche Petrefacten, besonders Schalen
vieler Austernarten, Seeigelstacheln, Schwämme und
Bryozoen. Diese Klippenfacies des Cenomans liegt
gegen 35 m höher, als wie die Auflagerungsfläche
der Sedimente derselben Stufe am Fusse des Berges.
Wir steigen wieder hinab und durchschreiten
die Stadt auf dem Wege zum Bahnhof. Nördlich von
diesem erhebt sich der Raupschen genannte oben ab-
geplattete Bergrücken zwischen den Thälern der Müg-
litz und der Rietzschke. Sein äusserster Vorsprang
92 IX. Ton Häselich ans das Müglitzthal hinab bis MÜgeln*
besteht aus Granitit, den ein paar Kersantitgänge
durchsetzen. Oben hat man innerhalb eines alten
Burgwalles mit Erfolg Nachgrabungen nach prähisto-
rischen Resten veranstaltet. Am unteren Gehänge
aber, weiter aufwärts im Rietzschkethal, sowie auxsh
hinter der Brandmühle befinden sich Steinbrüche mit
interessanten Aufschlüssen der Cenomanstufe. Im
Bruche an der Rietzschke unweit der am Bahnhof
vorüber nach Lockwitz führenden Strasse sind von
oben nach unten geordnet folgende Schichten entblösst:
Lehm mit Plänerfragmenten,
Carinatenpläner mit mehreren thonig- sandigen
Zwischenmitteln,
Breccie von Quarzkörnern oder kleinstückiges
Quarzconglomerat,
Feiner Quarzsandstein mit kalkigem Binde-
mittel und mit vielen Höhlungen,
Dünnplattiger, thoniger Sandstein mit Pflan-
zenresten,
Thoniges Quarzconglomerat.
Den oberen Theil dieses Pronies kann man auch
im Steinbruch hinter der Brandmühle kennen lernen,
die man erreicht, indem man vom Bahnhof auf der
Müglitzthalstrasse thalab geht und nach etwa 750
Schritten sich links wendet. Auch lohnt der Besuch
eines Steinbruches am rechten Thalgehänge unweit
des Chausseehauses, wo man an Stelle des Granitites
IX. Von HÄselich aus das Müglitzthal hinab bis Hügeln. 93
einen feinkörnigen glimmerreichen, viele Quarzfrag-
mente umschliessenden Granit aufgeschlossen findet,
der völlig dem typischen Lausitzer Granit gleicht.
Dieser Granit wird von Kalksandsteinen, kalkigen
Muschelbreccien und zuoberst vom Pläner der Cari-
natenstufe überlagert.
Weiterhin die Strasse nach dem Bahnhof Mügeln
einschlagend sehen wir zur Linken ein felsiges Steil-
gehänge, das aus Labiatuspläner gebildet ist. Seine
Bänke, wie sämtliche übrigen Schichten der Kreide-
formation sind sanft nach Nord geneigt Zur Rechten
in der Ferne dagegen zeigen sich die Felsenberge
der Sächsischen Schweiz , vor uns endlich erhebt sich
der granitische Porsberg bei Pillnitz.
Wir treten die Heimfahrt vom Bahnhof Mügeln
aus an, der bereits in der jüngstdiluvialen Elbthal-
aue gelegen ist.
94 X. Von Pirna über Dohma, Rottwerndorf,
X.
Ton Pirna über Dohma, Rottwerndorf,
Neundorf nnd Krietzschwitz nach Yog-elgesang-
und Zeichen.
,iese Excursion, die als eine nicht anstren-
gende Tagestour auszuführen ist, lässt einen
ziemlich vollständigen Ueberblick über die
Gliederung der oberen Kreideformation der Gegend
von Pirna gewinnen.
Diese Stadt, unser Ausgangspunkt, liegt gerade
dort, wo die Elbe aus ihrem engen, in dem Quader-
sandstein der Sächsischen Schweiz eingeschnittenen
Thale austritt, um von nun ab bis Sörnewitz vor
Meissen in einer weiten Aue dahin zu fliessen. Die
unweit des Bahnhofes gelegene Eibbrücke nach Copitz
hinüber bietet eine hübsche Aussicht auf die nächste
Umgebung. Im NW. präsentirt sich von hier aus
ziemlich stattlich der granitische Porsberg, dessen
südliches Gehänge zugleich den Steilabsturz der Lau-
sitzer Hochfläche nach der Elbthalaue darstellt. Diese
breitet sich nach W. hin vor uns aus. Im SW. da-
gegen blicken wir über sanft ansteigende Plateaus,
die im Vordergrund eine Decke von Kreidegebirge
tragen, in weiterer Entfernung indessen aus dem nord-
Neundorf und Krietschwitz nach Vogelsang und Zeichen. 95
westlich streichenden Schiefergebirge bestehen, das
sich ohne orographische Grenze an das aus Gneiss
gebildete Erzgebirge anschliesst. Gerade im Süden,
ganz nahe hinter der Stadt, ragt der Kohlberg auf,
vor dem sich die Thäler der Gottleuba und des Zehister
Baches vereinen. Auf einem Sockel von turonem
Grünsandstein und Pläner trägt er eine Kappe von
Diluvialkies. Links von ihm, weiter im Hintergrunde,
erscheint auf einem sanft ansteigenden Quadersand-
steinplateau, das wir später zu durchwandern ge-
denken, der vom Steinbruchsbetrieb stark beschnit-
tene basaltische Gipfel des Cottaer Spitzberges. Im
SO. endlich ist uns das rechte Steilgehänge des Gott-
leubathales zugekehrt, das das linke an Höhe weit
überragt. Hier werden wir später einen guten Ein-
blick in die Gliederung der turonen Kreidestufen er-
halten. Dahinter erscheinen ausgedehnte Hochflächen,
auf denen die schroffen Bergformen des Liliensteines,
Königsteines und der Bärensteine aufgesetzt sind und
hinter denen in der Ferne bei klarem Wetter der Hohe
Schneeberg sichtbar wird. Das enge Eibthal im 0.
vor uns ist erst vor verhältnissmässig kurzer, näm-
lich postglacialer Zeit eingeschnitten, und die Eben-
heiten zu beiden Seiten des Flusses oberhalb von Pirna
waren zu altdiluvialer Zeit eine ähnliche breite Thal-
aue, wie sie jetzt unterhalb der Stadt nach Dresden
hin sich ausdehnt.
9G 3T. Von Pirna über Dohma, Rottwerndorf,
Wir richten unsere Excursion so ein, dass wir
mit den tiefsten Schichten des Quadergebirges be-
ginnen und alsdann Aufschlüsse in immer höheren
Gliedern aufsuchen. Zu diesem Zwecke begeben wir
uns zunächst nach Zehista, entweder zu Fuss auf der
Strasse oder mit Bahn bis zur Haltestelle Zehista der
Linie Pirna -Grosscotta. Hinter dem Dorfe zweigt
nach links die Bahrethalstrasse ab, der. wir folgen.
Nach ein paar hundert Schritten sind an der Strassen-
böschung anfangs jungdiluviale Schotter, alsdann ceno-
mane Sandsteine der Stufe der Ostrea carinata Lam.
entblösst. Etwa 10 — 15 Minuten weiter südlich kön-
nen wir diese Carinatenschichten in einem Steinbruch
unmittelbar an der Strasse anstehen sehen. Es herrscht
hier von oben nach unten folgendes Profil:
Lössartiger Gehängelehm,
Plänerartiger Sandstein,
Thon,
Lockeres Conglomerat,
Feinkörniger Sandstein,
Festes Conglomerat,
Granitit.
Das feste Conglomerat enthält neben Gerollen von
Quarz, Quarzit und Schiefer zahlreiche Steinkerne
von Exogyra columba Lam. Der Granitit ist nur noch
in der südlichsten Ecke des Steinbruches sichtbar.
Von hier gehen wir auf der Strasse etwa 550 Schritte
Neundorf und Krietzschwitz nach Vogelgesang und Zeichen. 9 7
zurück und folgen dem nach rechts über die Wiesen
führenden "Weg. Wo er das rechte Thalgehänge er-
reicht, stehen am Bachufer breccienartige Conglome-
rate an, die in ihren tiefsten, wahrscheinlich dem
Granitit unmittelbar auf ruhenden Bänken eckige Frag-
mente eines quarzitischen Schiefers, weiter höher am
Gehänge hinauf solche von Quarz enthalten. Diese
Grundconglomerate werden an der Böschung unseres
Weges von einem dunkelfarbigen, an kohligen Be-
standtheilen reichen thonigen Sandstein mit undeut-
lichen Pflanzenresten überlagert. Diese Schichten , die
zum Theil auch Lagen eines schwärzlichen Schiefer-
thones enthalten, repräsentiren die unterste Stufe des
Cenomans, die sogenannte Crednerienstufe. Sie sind
denselben Schichten zu parallelisiren, die bei Pauls-
dorf und Niederschöna eine reiche Flora mit den
charakteristischen Oredneria- Blättern geliefert haben.
Noch weiter oben am Gehänge folgt darüber der
Quadersandstein der Carinatenstufe.
Auf dem jenseits der Bahnlinie nach rechts hin
über die Felder führenden Wege erreichen wir Dohma.
IJas unterste Gehänge des Bergrückens unmittelbar
hinter dem Dorfe besteht, wie wir uns an den um-
herliegenden plattigen Bruchstücken überzeugen kön-
nen, aus einem weisslich grauen, sehr porösen und
darum leichten, feinkörnigen, thonigen Sandstein, der
Oidaris Sorigneti Des. geliefert hat. Er ist ursprüng-
Beck, Geologischer Wegweiser. 7
98 X. Von Pirna über Dohma, Rottwerndorf,
lieh jedenialls kalkhaltig gewesen und stellt in etwas
abweichender Ausbildung den Carinatenpläner dar.
Dem vorhin erwähnten Carinatenquader ist er un-
mittelbar aufgelagert. Höher am Gehänge jedoch,
das wir auf einem Feldwege ersteigen, streicht der zu-
unterst im Pläner übergehende feinkörnige Sandstein
der turonen Stufe des Inoceramus labiatus Sehloth. sp.
aus. Wir ersteigen das Gehänge auf einem nach NO.
führenden Feldweg und gewinnen die oben auf dem
Plateau hinziehende Strasse nach Berggiesshübel. Ihr
folgen wir nach SO. und später nach S. bis dahin,
wo links der Weg hinunter in die Steinbrüche des
Lohmgrundes abgeht. Kurz vor diesem Punkte über-
schreiten wir den Tunnel der Eisenbahn.
Wir steigen alsdann hinab in die Brüche, die
sich in ununterbrochener Eeihe am linken Gehänge
des Grundes hinziehen, dessen tiefere Theile stellen-
weise gänzlich unter den auch vom rechten Gehänge
her vorrückenden berghohen Schutthalden begraben
liegen. Das hier gebrochene Gestein, als Rottwern-
dorfer Bildhauersandstein oder Cottaer Stein weithin
bekannt, ist ein gleichmässig feinkörniger, äusserst
leicht bearbeitbarer Labiatusquader von graulich-
weisser Färbung. Kohlige Partikel, die in feinen,
auf dem Querbruche als zarte Linien hervortretenden
Streifen und Flasern vertheilt sind, verleihen ihm
eine eigenthümliche Maserung. Die einzelnen Quarz-
Nenndorf und Krietzschwitz nach Vogelg«9ang nnd Zeichen. 9 9
körnchen werden durch ein thoniges oder schwach
kalkiges Bindemittel zusammengehalten. Neben der
äusserst regelmässigen Schichtung in sanft nach NNO.
geneigten Bänken fallen uns zahllose senkrechte oder
steilgeneigte Parallelklüfte auf, die zwei annähernd
senkrecht zu einander stehenden Systemen angehören.
Yon diesen streicht das eine nach NNO. , das andere
nach WNW. Diese regelmässigen paarigen Kluft-
systeme sind für den Sandstein der Sächsischen j
Schweiz charakteristisch. Sie bedingen die Zerlegung y
der Bänke in Quader und erleichtern so den Abbau
der Sandsteinmassen ganz erheblich. Dieser erfolgt
meist durch „Hohlmachen", nämlich durch Unter-
minirung einer senkrechten Wand, die sich dann an
einer ihrer Stirnfläche parallelen Fläche ablöst, wenn
zuletzt die stützenden Stempel fallen. Yon den Stein-
brechern erhalten wir die im Labiatusquader vor-
kommenden Petrefacten, sämmtlich in Gestalt von
Steinkernen. Inoceramus labiatus Schloth sp. und Eoco-
gyra cohvmba Lam. sind in gewissen Schichten, den
„ Muschelbänken u der Arbeiter in grosser Menge
angehäuft. Daneben erhält man häufig grosse Exem-
plare verschiedener Species von Pinna.
Immer an den Steinbrüchen hingehend, gelangen
wir schliesslich hinab in den Grund und ins Gott-
leubathal. Eine Strasse führt uns dieses aufwärts
nach Neundorf. Unterwegs, an der Steegmühle, kön-
100 X. Von Pirna über Dohma, Rottwerndorr,
nen wir ein Steinsägewerk besichtigen. Hier werden
die Quader in Platten und Säulen zerschnitten, indem
ununterbrochen zurieselnder feiner Eibsand die Bei-
bung der zahnlosen Stahlblätter verstärkt. Die Pro-
duction der Steinbrüche im Gottleubathal und bei
Dohma ist eine gewaltige. Sie belief sich z. B. im
Jahre 1889 auf etwa 61000cbm Quadern.
In Neundorf verlassen wir die breite Strasse und
folgen dem links abgehenden Fahrweg nach Krietzsch-
witz. Der grosse Steinbruch zwischen der Strasse
und diesem Weg kann vorher besucht werden. Im
obersten Theile seiner "Wand lässt sich die Ueber-
lagerung des Labiatusquaders durch die untersten
Schichten der nächst höheren Stufe mit Inoceramus
Brongniarti Sow. gut erkennen. Diese bestehen aus
feinkörnigen, plattig geschichteten, glaukonitischen
Sandsteinen mit einer mergeligen Zwischenlage. Nörd-
lich von diesem Steinbruch, dort, wo die Kirsch-
plantage links vom Wege beginnt, steigen wir das
Gehänge hinauf, um diesen Grünsandstein näher zu
studiren. Wir finden plattige, fein- bis grobkörnige
glaukonitarme und reiche Bruchstücke umherliegen,
einige reich an den für diesen Horizont charakteristi-
schen Steinkernen der Rkynchonella bohemica Schlörib.,
andere bedeckt mit schlangenförmigen, oft sich gabeln-
den Wülsten unbestimmbarer Natur. Nahe dem Feld-
rand uns haltend, steigen wir höher das Gehänge
Neundorf und Krietzschwitz nach Vogelgesang und Zeichen. 101
hinauf und gelangen zu einem alten Steinbruch. Hier
steht ein den Grünsandstein überlagernder Pläner mit
Inoceramus Brongniarti Sow. an, der dieses Leitfossil
indessen nur recht spärlich enthält. Er wird seiner-
seits von einem oberen Grrünsandstein bedeckt, dessen
stark verwitterte und darum ihres Gehaltes an Glauko-
nit beraubte Bruchstücke wir am Wege vom Stein-
bruch zum nahen Vorwerk antreffen. Dieser "Weg führt
uns weiter ins Dorf Krietzschwitz. Nur zufällige und
temporäre Aufschlüsse, wie neugegrabene Brunnen,
würden uns hier das nächst höhere Gesteinslager,
einen sandigen Mergel, der directen Beobachtung zu-
gänglich machen. Den Ausstrich dieses Mergels haben
wir am Dorfteich zu suchen.
Auf unserer Wanderung von Neundorf nach
Krietzschwitz ist uns die Abhängigkeit des Eeliefs
der Thalwände von der Gesteinsfolge aufgefallen. Der
Labiatusquader streicht als steiler Hang, der Grün-
sandstein als sanfte Böschung, der Pläner wiederum
als Steilstufe aus. Dann folgt mit schwachem An-
stieg die Mergelzone, und endlich erhebt sich über
dieser zum Theil in schroffen Klippen und "Wänden
der Quadersandstein mit Inoceramus Brongniarti Sow.,
der auch die Oberfläche des Plateaus bildet.
Der obere Theil des Dorfes, das wir nun durch-
schreiten, steht bereits auf Brongniartiquader, der auf
der Hochfläche durch diluviale Lehme verhüllt wird.
102 X. Von Pirna über Dohma, Kottwerndorf,
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Der Weg trifft oben auf die breite Landstrasse nach
Königstein. Wir folgen dieser nur wenige Schritte,
um hinter dem letzten Gute den nach links abgehen-
den Fahrweg nach Struppen einzuschlagen. Von rechts
her grüsst die malerische Teste Königstein herüber.
Wir passiren mehrere Steinbrüche , in denen ein mittel-
körniger Brongniartiquader gebrochen wird. Die häu-
figsten Petrefacten, die man hier erhält, pflegen Stein-
kerne von Lima canalifera Gold f. und Yola quadri-
costata Sow. zu sein.
Wir erreichen das Struppener Thal und gehen
durch den Dorftheil Neustruppen hindurch, beim
untersten Wirthshaus vorbei, auf einem Fusspfad hin-
über zur Strasse, die uns hinunter nach Obervogel-
gesang bringt. Zur Rechten und auch am Thalrande
gegenüber ziehen sich Steinbrüche hin, die im Brongni-
artiquader angesetzt sind.
Beim Ueberschreiten der Bahnlinie fällt unser
Blick zur Rechten auf mächtige Stützmauern an den
Steilböschungen gerade unter der Felspartie , die man
Königsnase nennt. Diese wurden einst durch den hier
durch die Bahn angeschnittenen Ausstrich von Mer-
gelschichten mit Grünsandsteinbänken veranlasst, die
völlig dem Mergel im Dorf e Krietzschwitz entsprechen.
Wir sehen beim Yergleich der Höhenlagen der beiden
Aufschlüsse dort und hier, dass das Quadersandstein-
gebirge sanft nach NNO. einfällt.
Netindorf und Krietzschwitz nach Vogelgesang und Zeichen. 103
Unten an der Elbe lassen wir uns nach Ober-
posta übersetzen, um noch die am rechten Elbthal-
gehänge gelegenen Steinbrüche zwischen diesem Dorf e
und Zeichen zu besuchen. In diesen sehen wir zu-
nächst unmittelbar über der Schutthalde den gelblich
gefärbten Brongniartiquader anstehen. Darüber aber
hebt sich deutlich an der Steinbruchswand eine 1,5 bis
2 m mächtige grau gefärbte Thoneinlagerung ab. Diese
konnte von hier ab am rechten Elbthalrand abwärts
bis Copitz und von dort noch weiter bis in die Gegend
von Zatzschke verfolgt werden, wo sie zu grösserer
Mächtigkeit angeschwollen und als Mergel entwickelt
ist. Sie hat dort beim Eisenbahnbau die charakteristi-
schen Versteinerungen der Scaphitenstufe des Turon
geliefert, besonders Scaphites Geinüzi d'Orb. und
S. auritus Schlörib. Ueber diesem Scaphitenthon folgt
in den Steinbrüchen bei Zeichen noch einmal ein
Quadersandstein, dieser von weisslicher Färbung. Er
stellt den höchsten Horizont in der oberen Kreide -
formation der Sächsischen Schweiz dar. Auf manchen
Strecken des Thalrandes lagert dagegen unmittelbar
über dem Scaphitenthon das ältere Diluvium. Dieses
besteht zu unterst aus groben Elbschottern, zu oberst
aus sandigen Lehmen.
Man kann von Zeichen aus die Heimkehr mit
dem Dampfschiff oder mit der Bahn antreten, im
letzteren Falle nach vorherigem Uebersetzen über die
104 X. Von Pirna über Dohma, Rottwerndorf n. s.w.
Elbe. Auch führt drüben von Yogelgesang ab ein
schöner Promenadenweg am unteren Elbthalgehänge
nach Pirna. Wenig oberhalb von diesem "Wege zieht
sich ebenfalls bis Pirna der Ausstrich desselben Mer-
gels hin, auf den in Krietzschwitz und bei der Halte-
stelle Yogelgesang aufmerksam gemacht worden ist.
Bei der bergauswärts gerichteten allgemeinen Schich-
tenneigung dringen überall Quellwasser auf ihm her-
vor, die in zahlreichen Brunnen gesammelt und in
zwei Leitungen der nahen Stadt zugeführt werden.
Wer in den Abendstunden schliesslich noch die
im Beginn geschilderte Aussicht von der Eibbrücke
vervollständigen will, dem wird der Besuch desWirths-
hauses zur Schönen Höhe am rechten Eibthalrand
bei Copitz empfohlen. Yon hier hat man eine schöne
Fernsicht, besonders auf das allmählich ansteigende
Plateau des östlichen Erzgebirges bis hinauf zum zwei-
gipfligen Sattelberg oder Spitzberg bei Schönwalde
in Böhmen, ferner auch auf die Felsenberge der
Sächsischen Schweiz. Nicht minder entzückt der
Blick auf das vor unseren Füssen liegende freundliche
Stadtbild und den mit Fahrzeugen aller Art belebten
Strom. Unter den Eiesgeröllen der Hochfläche im
Norden dieses Aussichtspunktes können wir endlich
schöne Kantengeschiebe oder Dreikanter sammeln,
deren facettenartige, wie glasirt erscheinende Schliff-
flächen vom Sandgetriebe des Windes erzeugt wurden.
XI. Von Pirna mit der Bahn nach Berggiesshübel n. s.w. 105
XI.
Ton Pirna mit der Bahn nach Berggiesshübel
und Ton hier über Gottleuha und Göppersdorf durch
das Bahrethal hinab naeh Pirna zurück.
uf dieser einen vollen Tag in Anspruch neh-
menden Excursion lernen wir den Granit-
stock von Markersbach und seinen interessan-
ten Contacthof kennen, berühren den Turmalingranit
von Gottleuba und gewinnen schliesslich ein voll-
ständiges Querprofil durch das gesammte Schieferge-
birge nordwestlich von Berggiesshübel.
Die Strecke zwischen Pirna und Berggiesshübel
legen wir am besten schon am Tage vor der eigent-
lichen Excursion mit der Bahn zurück. Während der
langsamenFahrt auf dieser Secundärbahn haben wir Zeit
genug, um die Landschaft auch vom geologischen Ge-
sichtspunkt aus zu betrachten. Zunächst Pirna werden
die beiderseitigen Gehänge des Gottleubathales von der
oberen Kreideformation oder dem Quadersandsteinge-
birge gebildet. Da dessen Schichten sanft nach NO.
geneigt sind, gelangen wir auf der südwärts gerich-
teten Fahrt nach einander in immer tiefere Stufen
106 XI. Von Pirna mit der Bahn nach Beiggies&hfLbel
der Formation. Besonders zwischen den Stationen
Bottwerndorf und Neundorf lasst sich am rechten Ge-
hänge die Gliederung des Quadergebirges gut über-
sehen, da die einzelnen Stufen, wie bereits S. 101 er-
wähnt wurde, durch ein sehr charakteristisches Relief
von einander sich abheben. Die zahlreichen Stein-
brüche am unteren Gehänge stehen zu beiden Thal-
seiten im Quadersandstein mit Inoceramus labiatus
Schloth. sp. Darauf folgt die Stufe mit Inoceramus
Brongniarti Sow. und zwar zu unterst, eine sanft an-
steigende Böschung bildend, der Grünsandstein mit
Rhynehoneüa bohemica ScJüönb., darüber durch einen
häufig mit Buschwerk bewachsenen oder als Kirsch-
plantage benutzten Steilhang markirt, der Ausstrich
des Pläners mit Inoceramus Brongniarti Sow., über
diesem wiederum als massig geneigtes Terrain der
obere Grünsandstein und Mergel, und endlich hoch
oben auf dem Plateau, auf der Ebenheit, wie man
hier zu Lande treffend sagt, die Platte des Brongni-
artiquaders. Auf der linken Thalseite erblicken wir
eine viel niedrigere Ebenheit, weil hier die ganze
Brongniartistufe wieder von der Denudation abge-
tragen worden ist. Nur um die in grosser Nähe sicht-
bare Basaltkuppe des Cottaer Spitzberges herum haben
sich die ringförmigen Ausstriche auch der höheren
Schichten bis hinauf zum oberen Grünsandstein er-
halten können.
und von hier über Gottleuba and Göppersdorf a. s.w. 107
Unterhalb von der Haltestelle Langenhenners-
dorf sehen wir nach Regen oder Schneeschmelze
drüben am rechten Thalgehänge einen schönen Wasser-
fall über den Steilabbruch des Labiatusquaders herab-
stürzen. Zugleich ist von dort ab die Brongniartistufe
auch auf der rechten Seite am eigentlichen Thalrand
nicht mehr vorhanden, sondern weiter zurückgetreten,
sodass die beiderseitigen jetzt gleichhohen Plateaus
jetzt nur vom Labiatusquader gebildet werden. Die-
ser besitzt hier gröberes Korn und grössere Härte,
als thalabwärts im Cottaer Steinbruchsrevier.
Dicht oberhalb von der Haltestelle Langenhenners-
dorf hat die Gottleuba unter dem Labiatusquader
nicht nur Sandsteine und Conglomerate der Stufe der
Ostrea carinata Lam., sondern auch das Grundgebirge
angeschnitten und zwar den Markersbacher Granit,
der sich in einem röthlichen, vom Flusse gatt abge-
waschenen Felsenriff zu unserer Rechten erhebt. Un-
mittelbar an diesem Fels überschreitet die Bahn die
Gottleuba und zugleich beginnt eine landschaftlich
äusserst reizvolle Scenerie, da das Flüsschen in schäu-
menden Katarakten zwischen zahllosen mächtigen
Sandsteinblöcken und rings von Wald umgeben her-
niederrauscht.
Bei der Zwiesel genannten Häusergruppe er-
weitert sich das Thal, dessen untere Gehänge nun
schon aus silurischem Schiefergebirge bestehen. Berg-
108 XI. Von Pirna mit der Bahn nach Berggresshübel
werkshalden zeigen sich, denn hier mündet der Zwie-
seler Erbstolln der Eisenerzgruben von Berggiesshübel.
Bald haben wir das Städtchen selbst erreicht und er-
blicken dem Bahnhof gegenüber die Gebäude der
jetzt auflässigen Mutter Gottes -Zeche.
Man baute hier auf Magneteisenerz. Die Lager-
stätten liegen im Contacthof des Markersbacher Granit-
stockes , der sich südöstlich von der Stadt im Grossen
Hörn und der Hainleithe erhebt, auch nach 0. hin
mehrfach unter seiner dortigen Bedeckung durch
das Quadergebirge angeschnitten ist. Die Lager sind
ein Bestandtheil der Silurformation, deren Schichten
an der Peripherie des flach unter sie einschiessen-
den Granitmassives abstossen. Das Hauptgestein des
erzführenden Complexes ist ein dunkelgraugrüneT
Hornblendeschiefer, der oft in Strahlsteinschiefer oder
in hellgebänderte Augit- Hornblendeschiefer übergeht.
Diese Gesteine sind im Contact aus schalsteinähn-
lichen Diabastuffen und Tuffschiefern sowie Diabas-
tuffen mit kalkigen Zwischenlagen hervorgegangen,
die wir später auf unserer Excursion ebenfalls noch
kennen lernen werden. Diese „Grünschiefer", wie
wir sie zusammenfassend nennen wollen, enthalten
auch grössere Kalksteinlager zwischengeschaltet, die
im Contacthof theils marmorisirt, theils in Granat-
fels und Augitgranatfels umgewandelt wurden, theils
endlich durch Imprägnation vom Granit her an Stelle
und von hier über Gottleuba und GÖppersdorf u. s.w. 109
des kohlensauren Kalkes metallische Verbindungen
empfingen und zu Magneteisenerzlagern wurden. Das
Eisenerz enthält häufig Lagen, Putzen und Schnüre
des Granatf elses und umgekehrt, ferner sind Schwefel-
kies, Kupferkies, Buntkupferkies, Kupferglanz, Zink-
blende und andere Erze beigemengt. Von allen diesen
eben aufgeführten Gesteinen und Mineralien können
wir Material auf der Halde der ehemaligen Mutter
Gottes- Zeche sammeln, zu deren Betreten es der
einzuholende Erlaubniss des Besitzers bedarf. Man
erfragt deshalb dessen Wohnung am besten sofort bei
der Ankunft am Bahnhof.
Um zur Halde zu gelangen, gehen wir vom Bahn-
hof nach ein paar Schritten thalaufwärts links ab auf
einem über die Gottleuba führenden Weg. Dieser
fahrt uns an das Mundloch des Friedrichsstollns, wo-
selbst Material eines beim Stollnbetrieb gebrochenen
sehr schönen Quarzporphyrs mit grossen Feldspath-
einsprenglingen aufgehäuft ist. Yon hier aus schlagen
wir die Richtung zur Kirche ein und sehen alsdann
die gesuchte Halde bald zur Linken liegen. Wenn wir
schliesslich noch von dort aus Umschau halten, so
fällt uns am Thalgehänge gegenüber eine ruinenartige
Felspartie' auf. Sie besteht aus Labiatusqüader und
stellt einen inselartigen Denudationsrest des Sand-
steingebirges dar, das in der Otterndorf er Haide, also
nach N. hin, sich als zusammenhängende Decke aus-
110 XI. "Von Pirna mit der Bahn nach Berggiesshübel
zubreiten beginnt, nach S. aber, nach Gottleuba zu,
eine lange Halbinsel aussendet und auch einige der-
artige Inseln bildet, wie die vor uns liegende.
Wir suchen jetzt die Strasse nach Hellendorf
auf, um von hier aus am Ostende von Berggiesshübel
einen nach rechts hin auf die Panoramahöhe hinauf
führenden Feldweg einzuschlagen. Anfangs gehen
wir noch durch Grünschieferterrain. Dann deuten
zahlreiche an den Feldrainen umherliegende Bruch-
stücke von Fleckschiefer an, dass wir in den äusseren
Contacthof innerhalb der Phyllitformation eingetreten
sind. Auf dem Bergrücken der Panoramahohe selbst
dagegen herrschen ausschliesslich die stark umge-
wandelten Phyllite des inneren Contacthofes, die An-
dalusitglimmerfelse. Ausserdem lohnt hier ein präch-
tiger Kundblick besonders auf die nach S. hin sanft
ansteigenden Hochflächen der erzgebirgischen Gneiss-
landschaft. Sehr lehrreich ist auch der Anblick der
sächsichen Schweiz , die man hier gleichsam im Profil
vor sich hat. Deutlich verfolgt man das regelmässige
sanfte Ansteigen der Sandsteinplatten nach S. hin
und sieht, wie der Lilienstein, Königstein, Gohrisch
und andere schroffe Bergformen dieser schiefen Ebene
aufgesetzt sind als Zeugen für den starken Betrag
der bereits wieder von der Denudation entfernten
Massen. Bei klarem Wetter erkennt man endlich
auch rechts von der Brongniartiquaderplatte des Hohen
und von hier über Gottleuba und Göppersdorf u. s. w. 111
Schneeberges das Profil der entsprechend niedrigeren
Tafel des Labiatusquaders , die bei Tyssa steil nach
S. hin abbricht. Die bedeutende Denudation, die hier
stattgefunden haben muss, fällt noch mehr ins Auge,
wenn wir wissen, dass der im S. von uns dem Gneiss-
plateau aufgesetzte Sattelberg bei Schönwalde nur
im Gipfel aus Basalt, im unteren Theile jedoch aus
cenomanem Quadersandstein besteht, einem letzten
Kest der früher das ganze östliche Erzgebirge über-
ziehenden Quaderdecke.
Wir folgen dem Feldweg weiter nach S. hin,
um auf die Landstrasse nach Hellendorf zu gelangen.
Vorher passiren wir eine im Contact stark veränderte,
weil unmittelbar dem Granit benachbarte Gesteins-
partie, die wir ihrer jetzigen Beschaffenheit nach
als Biotitgneiss bezeichnen müssen. Das Gestein hat
indessen nichts mit der Gneissformation zu thun, son-
dern ist aus einem Chloritgneiss der Phyllitformation
hervorgegangen.
Etwas östlich von der Stelle, wo der Feldweg
die Strasse erreicht hat, liegt ein Granitsteinbruch.
Dieser ist gerade an der Grenze des Markersbacher
Granitmassives mit den Schiefern angesetzt. "Wir
sehen hier ganz deutlich, wie der zu einem schief e-
rigen Andalusitglimmerfels umgewandelte Phyllit den
Granit abstossend überlagert. Das Eruptivgestein ist
nahe am Contact feinkörnig entwickelt und sendet
112 XI. Von Pirna mit der Bahn nach Berggiesshübel
viele ebenfalls feinkörnige Apophysen schräg in das
Schieferdach hinauf. Im Granit selbst setzen viele
steil aufsteigende zarte Klüfte auf, an die beiderseitig
dunkel gefärbte Imprägnationsstreifen grenzen. Inner-
halb dieser Streifen, die stellenweise wolkig an-
schwellen, ist das Gestein verändert. Es besteht nur
aus Quarz und einem dunkelgrünen Glimmer, enthält
aber keinen Feldspath mehr. Es ist also zu Greisen
geworden , der nun in der That gerade wie der Grei-
sen der Altenberger Zwitterbänder als fein vertheilte
Körnchen und Kryställchen Topas und Zinnstein um-
schliesst. Hier und dort sitzen den erwähnten Klüften
auch andere charakteristische Mineralien der Zinn-
steinformation, nämlich Molybdänglanz, Turmalin und
Flussspath, sowie auch Zinkblende auf.
Wir kehren zur Landstrasse zurück und schlagen
kurz vor deren Umbiegung nach SSO. einen Feldweg
ein, der uns durch Fleckschieferterrain hinunter nach
dem freundlichen Städtchen Gottleuba führt. Ein
Theil seiner Häuser, wie die Kirche, ferner auch die
Promenaden des Tannenbusch südlich vom Orte liegen
im Gebiete der lang von NW. nach SO. gestreckten
Eruptivmasse eines eigenthümlichen glimmerfreien
Granites, der nicht selten Turmalin enthält, häufig
in radialstrahligen mit Quarz verwachsenen Aggre-
gaten. Dieser Granitstock sitzt gerade auf der Grenze
zwischen dem Gneiss und der hier aus einem Halle-
und von hier über Gottleuba und Göppersdorf u. s.w. 113
flinta ähnlichen feldspathreichen Quarzitschiefer be-
stehenden Phyllitformation. Dies Gestein, dessen nor-
male Beschaffenheit wir südöstlich vom Städtchen an
den Feldrainen in der Nähe des Vierzehn -Nothhelf er -
Felsens studiren können, ist unmittelbar am Tur-
malingranit in einen feldspathreichen Biotithornfels
umgewandelt worden. Um diesen kennen zu lernen,
begeben wir uns nach Rosch's Höhe, deren Besuch
Gästen der dortigen Restauration gestattet wird. Am
nördlichen Gehänge der pingenartigen Schlucht finden
wir das Contactgestein anstehend.
Gleich von hier aus gehen wir alsdann hinüber
auf die nahe vorbei führende Strasse nach Göppers-
dorf, die auf eine grössere Strecke hin im Gebiet des
Turmalingranites sich hält, der hier wesentlich grob-
körnig ist, während wir ihn im Städtchen unten
nahe der Kirche oder an dem Vierzehn -Nothhelf er -
Felsen im Leichengründel feinkörnig hätten antreffen
können.
Oben auf der Höhe, von wo wir weithin über
das Elbthal zu schauen, ja bei klarem Wetter die
Thürme von Dresden zu erblicken vermögen, gabelt
sich die Strasse. Zur Rechten erhebt sich hier der
Spitzberg, der aus Labiatusquader und zuunterst aus
einem kieseligen Gestein der Carinatenstufe mit Ci-
daris Sorigneti Des. aufgebaut ist. Ein an der Weg-
gabel nach S. abgehender Feldweg würde uns zu einem
Beck, Geologischer Wegweiser. 8
114 XI. Von Pirna mit der Bahn nach Berggiesshübel
zweiten derartigen Denudationsrest des Quadergebir-
ges, zum Kaabstein, führen.
"Wir erreichen bald die Südwestgrenze des gang-
artig langgestreckten Granitstockes und befinden uns
im Gneissgebirge, das aus kleinkörnig -schuppigen
Biotitgneissen besteht. Blockanhäufungen von Quarz
und Quarzbrockenfels rühren von ein paar nach NW.
streichenden Quarzgängen her. Auf der Höhe zwi-
schen dem ersten und dem zweiten Wiesengrund, über
die unser Weg Mnwegfuhrt, finden wir am Waldrand
viele Bruchstücken eines plattigen Muscovitgneisses,
der kleine Einlagerungen im Hauptgestein bildet.
Dicht jenseits des zweiten Grundes verlassen wir den
Fahrweg und benutzen den kürzeren Fusssteig. An
diesem finden wir den Ausstrich von ein paar klei-
neren Einlagerungen von dichtem Gneiss, während
zur Rechten die umherliegenden Fragmente einen Gang
von Quarzporphyr anzeigen. Wir erreichen Wingen-
dorf und gehen darauf über das ganz nahe Ostende
von Göppersdorf das Bahrethal abwärts.
Der Gneiss wird hier von einem Schwann zum
Theil sich gabelnder und wieder sich vereinigender
Gänge und von breiteren Intrusivmassen von Quarz-
porphyr durchsetzt, die wir rechts vom Wege wieder-
holt anstehen sehen. Etwa 1 km unterhalb von Göppers-
dorf verlassen wir wieder das Gneissgebirge, das wir
hier wie das nun folgende Schiefergebirge nach NW.
und von hier über Gottleuba und Göppersdorf u. s.w. 115
streichen und sehr steil aufgerichtet sehen. Die stark
vom Gebirgsdruck gestauchten Schichten des zum
Theil stengelig gestreckten Gneisses hatten strecken-
weise völlig saigere Stellung oder fielen gar wider-
sinnig nach Südwesten ein. Schon dicht unterhalb
von Göppersdorf begann sich zur Rechten des Thaies
der steile Bergrücken des Herbstberges zu erheben,
der zum grössten Theile aus einem petrographisch
ganz gleichen Turmalingranit aufgebaut wird, wie der
von Gottleuba es ist. Auch hier bildet der Granit
eine lang nach NW. gestreckte Eruptivmasse, die in
der Streichlinie des Gottleubaer Vorkommnisses und
wiederum in der Hauptsache gerade zwischen Gneiss-
und Phyllitformation aufsetzt. Etwas oberhalb der
Brücke, auf der die Strasse vom linken auf das rechte
Bächufer übersetzt, steht am linken Gehänge ein
feldspathreicher Quarzit der Phyllitformation an, die
auch hier unmittelbar an die Gneisse sich anschliesst.
Eine merkwürdige Riefung und Neigung zu stenge-
liger Structur, die wir an diesem Quarzit bemerken,
sind Folgen starker Streckung durch den Gebirgs-
druck. Bei aufmerksamer Beobachtung gewahren wir
an der felsigen linken Wegböschung, wie diese Quar-
zite von dem spitz auslaufenden Nordwestende jener
granitischen Eruptivmasse durchsetzt werden. Jen-
seits der Brücke folgen glimmerige Phyllite, deren
Bruchstücke wir auf den Feldern vorfinden. Sie
8*
116 XI. Von Pirna mit der Bahn nach Berggiesshübel
werden von mehreren Porphyrgängen durchzogen.
Ein stärkerer derartiger Gang, der an der rechten
Wegböschung ansteht, bildet zugleich die Yerwer-
fungsgrenze zwischen der Phyllitformation und der
von hier thalab auf weite Strecken hin folgenden
Silurformation, die mit steil nach NO. fallenden grauen
Thonschiefern beginnt.
Bei der Sandmühle erreichen wir die Südwest-
grenze eines mächtigen aus schalsteinartigen Diabas-
tuffen, aus Tuffschiefern und Thonschiefern zusam-
mengesetzten Schief ercomplexes , dem dicht östlich
von der Mühle ein kleines Kalksteinlager eingeschaltet
ist. Wir finden dieses oben im Felde durch einen
alten Bruch aufgeschlossen. Der Kalkstein bildet hier
keine geschlossene Einlagerung, sondern es wechsel-
lagern Lagen von streifigem Kalkstein mit solchen
von kalkigem Thonschiefer und Tuffschiefer. Die ge-
sammte hier an der Sandmühle entwickelte Schichten-
gruppe ist dieselbe, die wir zu Berggiesshübel im Con-
tact verändert fanden und deren Um wandlimgsproducte
wir auf der Halde der Mutter Gottes -Zeche studirten.
Ein paar Hundert Schritt unterhalb der Sand-
mühle kreuzt unsere Strasse abermals einen mäch-
tigen Porphyrgang. Wir gelangen hierauf nach Nieder-
gersdorf und später zur Bornmühle, in deren Nähe
an dem rechten Thalgehänge wieder schalsteinähn-
liche Diabastuffe anstehen.
und von hier über Gottlenba und Göppersdorf u. s. w. 117
Dem eben durch wanderten silurischen Schichten-
verband gehören auch die schwarmf örmig geschaarten
Kalksteinlager an, die mit nordwestlichem Streichen
nördlich vom Dorfe Borna hinziehen. Wir könnten
unter Umständen den links nach diesem Dorfe sich
wendenden und alsdann den nach dem Lotze'schen
Kalkbruche rechts abführenden Weg einschlagen, um
den lichtgrauen, theils massig erscheinenden, theils
plattig geschichteten, immer versteinerungsleeren Kalk-
stein kennen zu lernen. Die einzelnen Lager werden
durch graue, zum Theil sehr kalkhaltige Thonschiefer
von einander getrennt. Alsdann würden wir wieder
die vorhin verlassene Babrethalstrasse aufnehmen.
Wo diese den Fuss des linken Thalgehänges er-
reicht, stehen dicht erscheinende, hornsteinähnliche
Quarzite an, die den scharf im Terrain hervortreten-
den Rücken des Mühlberges bilden. Dann kreuzen
wir eine breite Einlagerung von eigentümlichen
Kieselschiefern, die aus dünnen Lagen und Schmitzen
von verschieden gefärbtem, schwarzem, grauem oder
weissem , bald kohlenstoffreichem , bald armen Quarzit
zusammengesetzt ist. Durch den Gebirgsdruck ist
dies Gestein dermaassen zerstückelt worden, dass es
gewöhnlich einer Breccie gleicht.
Weiter thalab folgen schwärzliche kohlenstoff-
reiche Thonschiefer. Sie sind besonders gut an der
Steilböschung an der linken Strassenseite kurz vor
118 XI. Von Pirna mit der Bahn nach Berggiesshübel
Friedrichswalde aufgeschlossen. Man gewahrt in
ihrem Verband Zwischenschichten von einer Kalk-
grauwacfce und von Kieselschiefer. Zugleich beginnen
sich hier auf den Flächen des schwarzen Thonschief ers
Knötchen zu zeigen. Diese Knotenthonschiefer ver-
rathen uns, dass bis hierher der contactmetamorphische
Einfluss unterirdischer granitischer oder syenitischer
Massen sich geltend macht. Yon hier bis zum nächsten
Granitauf schluss, bis zur Südwestgrenze des Lausitzer
Granites, sind in der Luftlinie 1,5 km. Weiter west-
lich bei Nenntmannsdorf finden wir sogar eine noch
grössere Breite der Contactzone südwestlich von jenem
Granit (3 km). Es erklärt sich dies am einfachsten durch
die Annahme, dass der Hornblendegranitit von Weesen-
stein, der am rechten Gehänge des Müglitzthales flach
unter seine Schieferhülle einschliesst, in südöstlicher
Richtung unterirdisch bis in die Gegend von Friedrichs-
walde flach unter dieser Schieferdecke fortstreicht.
So musste sich sein Einfluss mit dem des Lausitzer
Granitites vereinen, und die beiderseitigen Contactzonen
konnten zu einer einzigen von so ungewöhnlicher
Breite verschmelzen. "Wir treffen denn auch bei der
weiteren Wanderung von hier thalabwärts bis zum
Lausitzer Granit nur Gesteine an, die ihrer Structur und
Zusammensetzung nach typische Contactgesteine sind.
Unterhalb von Friedrichswalde, dort wo die
Strasse den Fuss des rechten Thalgehänges erreicht,
und von hier über Gottleuba und Göppersdorf u. s. w. 119
steht zunächst an der Böschung ein körniges Horn-
blendegestein an, ein im Contact amphibolitisirter
Diabas, von dessen ehemaligem Augit nur noch spär-
liche Reste inmitten der neugebildeten Hornblende
übrig sind. Dann folgt eine mächtige Schichtengruppe
von steil nach NNO. einfallenden schieferigen Horn-
blendegesteinen, die zum Theil in Strahlsteinschiefer
übergehen. Sie entsprechen den Grünschiefern der
Berggiesshübeler Gruben und sind, wie diese, im
Contact aus Diabastuffen, zum Theil vielleicht auch
aus durch Gebirgsdruck vorher schieferig gewordenen
Diabasen hervorgegangen. Kurz vor dem alten Kalk-
ofen finden wir am linken nur bei niedrigem Wasser-
stand zugänglichen Bachufer einen alten verlassenen
Bau auf ein im Contact marmorisirtes Kalksteinlager
mit Schwefelkiesimprägnationen. Das Hangende bilden
schieferige Hornblendegesteine, das Liegende dunkele
Knotenschiefer und Kieselschiefer. Dicht unterhalb
der Einmündung des nächsten Seitenthalchens von
links her steht zur Rechten Knotenschiefer an, dann
aber folgen wieder massige Hornblendegesteine, um-
gewandelte Diabase. Etwa 100 Schritt unterhalb
ihrer Südgrenze bemerken wir an der rechten Bö-
schung in ihnen eine Zwischenbank von gebändertem
Hornfels, ein Beweis dafür, dass mindestens zwei
Lager des Eruptivgesteines vorliegen. Mit schwarzem
Knotenschiefer und einem kleinen Kalklager, das
120 XI. Von Pirna mit der Bahn nach Berggiesshflbel
durch einen alten Stolln rechts von der Strasse auf-
geschlossen ist, schliesst nach Nord hin die Gruppe
von Gesteinen sicher silurischem Alters ab.
Es folgt jetzt ein Gesteinscomplex unsicheren
Alters, der aus stark durch Contact veränderten und
dadurch krystallin gewordenen Grauwacken und Hörn-
felsen mit Zwischenschichten von Knotenglimmer-
schiefer besteht. Seinem Verbände ist ein auf 6 km
Entfernung zu verfolgendes Lager von Quarzit ein-
geschaltet, das wie die Schiefergesteine seiner Um-
gebung nach NW. streicht und sehr steil nach SW.
einschiesst. Am Hallstein bildet dieser Quarzit eine
Strecke weit das rechte Thalgehänge und erscheint
als eine mächtige , oben in zackige Zinnen auslaufende
Felsenmauer, an der augenscheinlich der Bach nach
W. hin abgelenkt worden ist, um sie erst nach er-
neutem Anlauf an einer schwächeren Stelle zu durch-
brechen. In der Nähe eines Hauses , an dem wir vor-
bei gehen, sind krystallin e Grauwacken und Knotenbio-
titschiefer durch einen Steinbruch gut aufgeschlossen.
Wenig unterhalb dieses Hauses, aber dicht jenseits
der aufs linke Ufer hinüber führenden Brücke unserer
Strasse haben wir die Gebirgsscheide zwischen Schiefer-
gebirge und Lausitzer Granit erreicht.
Um sie genauer kennen zu lernen, müssen wir
östlich von der Brücke das rechte Steilgehänge näher
untersuchen. Hier finden wir, dass die eigentliche
nnd von hier über Gottleuba und Göppersdorf u. s. w. 121
Contactfläche nach WNW. streicht und unter 80 — 90 °
nach S. einfällt. Unmittelbar vor derselben aber wird
das Schiefergebirge von einer Anzahl mächtiger Grani-
titgänge durchzogen, die der Gebirgsscheide anschei-
nend parallel gestellt sind. Ihr Gestein ist stark
durch Gebirgsdruck zerrüttet.
Der Strasse weiter thalabwärts folgend passiren
wir nach etwa 420 Schritten einen nur etwa 1 m mäch-
tigen Gang von feinkörnigem glimmerarmen Granit
im Granitit und ein paar Schritte weiter einen stär-
keren von gegen 5 m Mächtigkeit. Dicht unterhalb
der Einmündung eines Seitenthalchens von links her
ist ferner an der Strassenböschung ein Gang von
Gimmerdiorit, der mit ein paar Apophysen den Granitit
durchsetzt, gut aufgeschlossen. Bald darauf ver-
schwindet der Granitit unter der Thalsohle, und die
obere Kreideformation, deren Schichten unter 3 — 5°
nach NNO. einfallen, lagert sich auf. Ein alter Stein-
bruch zur Linken der Strasse hat die untersten Schich-
ten der Formation, die der Carinatenstufe angehören,
aufgeschlossen. Das dortige Profil wurde bereits
S. 96 angegeben.
Bis wir Zuschendorf erreichen, wo sich Bahre
und Seidewitz zum Zehistabach vereinen, sehen wir
noch wiederholt Sandsteine und Conglomerate der
Carinatenstufe an den Strassenböschungen ange-
schnitten zum Theil unter einer Decke von jungdilu-
122 XI. Von Pirna mit der Bahn nach Berggiesshübel n.s.w.
vialen Schottern oder Gehängelehm. Die Strasse
führt nun in einem breiteren Thale über Zehista nach
Pirna. Die Ziegeleien bei dem genannten Dorf e bauen
den Gehängelehm des rechten Thalgehänges ab,
während das linke einen aus Labiatuspläner bestehen-
den Steilabfall uns zukehrt. Am Kohlberg, der sich
kurz vor Pirna zur Rechten der Strasse erhebt, kommen
auch Schichten der auf jenem folgenden Brongniarti-
stufe (vergl. S. 100), nämlich Grünsandstein mit
BhynchoneUa bohemica Schlönb. und Pläner mit Ino-
ceramus Brongniarti Sow. zum Ausstrich. Um sie
näher kennen zu lernen, müssten wir den vom Nord-
fusse des Berges hinauf zum Wirthshause führenden
Feldweg einschlagen. Die Kuppe der Erhebung wird
dagegen von einem feuersteinreichen Diluvialkies
gebildet.
XII. Von Liebstadt das Seidewitzthal hinab nach Pirna. 123
XII.
Ton Liebstadt das Seidewitzthal hinab nach Pirna.
uch diese Excursion gilt dem Schiefergebirge
und den Contacterscheinungen an dessen
Grenze nach dem Granit hin. Sie hat grosse
Aehnlichkeit mit der vorigen und bietet wie diese
ein sehr vollständiges Querprofil durch das Gebirge
dar. Man kann sie von Dresden aus in der Weise
recht gut an einem Tage ausführen, dass man früh
über Hügeln nach der Haltestelle Oberschlottwitz
fährt und von dort über Berthelsdorf nach dem eigent-
lichen Ausgangspunkt Liebstadt geht. Auch lässt
sich diese Excursion leicht an den ersten Theil von
Route XI anschliessen, wenn man von Göppersdorf
nach Liebstadt hinüber geht und in diesem freund-
lichen Städtchen übernachtet.
Solche, die von der Haltestelle Oberschlottwitz
ausgehen, werden auf den Schlottwitzer Achat und
Amethyst führenden Quarzgang aufmerksam gemacht,
der mit dem Streichen NNO. von Döbra bis Unter-
schlottwitz auf eine Entfernung von über 6 km hin
das Gneissgebirge durchzieht und hierbei auch die
seine Linie kreuzenden Gänge von Quarzporphyr durch-
124 Xll. Von Liebstadt das Seide witzthal hinab nach Pirna.
setzt. Am besten ist dieser Gang am linken Müglitz-
ufer dicht unterhalb von der Neumühle und der
Friedensmühle aufgeschlossen. Er bietet dem Sammler
Bandachat, Trümmerachat, Jaspis, Chalcedon und
Amethyst.
Liebstadt, unser eigentlicher Aussichtspunkt, liegt
innerhalb des Gebietes der erzgebirgischen Gneiss-
formation, die hier fast ausschliesslich aus mittelkör-
nig-schuppigen bis körnig -flaserigen Biotitgneissen
besteht. Das Streichen der Schichten ist schon hier
und weiterhin das ganze Thal abwärts durchweg nach
NW. gerichtet, das Einfallen nach NO. Die Lausitzer
Eichtung, der das gesammte Schiefergebirge südöst-
lich von Dresden unterworfen ist, hat also schon hier
in der nordöstlichen Randzone der erzgebirgischen
Gneissformation die Herrschaft erlangt.
Die Strasse an der Seidewitz abwärts wandernd
sehen wir unterhalb des Städtchens mehrfach Quarz-
porphyr an der Thalböschung entblösst. Eine ganze
Anzahl von Gängen dieses Gesteines übersetzt mit
ostwestlichem Streichen das Thal, wobei sich einige
gabeln und zum Theil wieder vereinigen oder endlich
an gewissen Stellen zu breiten Intrusivmassen an-
schwellen. In der Gegend der Schneckenmühle be-
ginnen die Gneisse feinkörniger und feinschuppiger
zu werden. Etwa 300 Schritt oberhalb der Mühle
sehen wir an der Strassenböschung sogar eine dicht
Xll. Von Liebstadt das Seidewitzthal hinab nach Pirna. 125
erscheinende sclüeferige , phyllitähnliche Abände-
ung anstehen , die eine Einlagerung im "normalen Ge-
stein bildet. Dicht unterhalb der Mühle verräth
wiederum ein Porphyrgang seinen Ausstrich im Gneiss,
dann aber, etwa 200 Schritte von der Mühle abwärts,
passiren wir die Grenze zwischen Gneiss- und Phyllit-
formation. Die Phylüte sind hier nicht gut aufge-
schlossen, am besten noch am schwer zugänglichen
rechten Bachufer. Auch finden wir sie an den Bö-
schungen eines links von der Strasse abgehenden Weges
wenige Schritte am bewaldeten Gehänge aufwärts
angeschnitten.
Bald mündet von links her ein Seitenthälchen.
Der an seinem nördlichen Gehänge hinführende Weg
würde uns anfangs durch Phyllitterrain führen, dann
ins Gebiet von Chloritgneiss (siehe S. 80), der hier
durch starken Gebirgsdruck stengelig- streifige Struc-
tur erhalten hat.
Die Strasse weiter abwärts gelangen wir dicht
unterhalb jenes Seitenthälchens in eine Zone von grün-
lichgrauen, matt glänzenden, dünnspaltigen Schiefern
mit vielen Zwischenlagen von chloritischem Horn-
blendeschiefer. Petrographischen Analogien nach ge-
hört dieser Gesteinscomplex vermuthlich insCambrmm.
Diese Schiefer bilden auf der rechten Thalseite an
einer Stelle ein weit nach NW. vorspringendes Fel-
senriff, das den Bach eine Strecke weit von seinem
126 XII. Von Liebstadt das Seidewitzthal hinab nach Pirna.
nördlichen Lauf nach W. hin ablenkt. Wenig unter-
halb von diesem Felsenriegel legen sich concordant
auf jene wahrscheinlich cambrischen Schiefer die
Gesteine der Silurformation, die von jetzt ab auf eine .
weite Strecke hin die Thalwände bilden. Die For-
mation beginnt mit einem Diabaslager, dann folgen
graue Thonschiefer, schalsteinähnliche Diabastuffe und
Tuffschiefer. Bald führt die Strasse an einem alten
Anbruch vorbei, in dem wir einen wie die Schiefer
unter etwa 30° nach NO. einfallenden Lägergang von
Quarzporphyr aufgeschlossen finden. Eine Reibungs-
breccie aus eckigen Bruchstücken von grauem und
schwarzem Thonschiefer bezeichnet sein hangendes
Salband. Nach wenigen Schritten ist gleichfalls dicht
an der Strasse durch einen anderen verfallenen Stein-
bruch ein zweiter nach NO. einschiessender Lager-
gang angeschnitten , der nahe am Strassengraben nach
seinem Hangenden zu anschwillt und eine der Schich-
tung folgende Apophyse aussendet. Sein Dach bilden
kohlenstoffreiche Thonschiefer, darüber folgt eine
Kalksteinlage, in die jene Apophyse eingedrungen ist,
und endlich ein schmutzig graugrüner Diabastuff.
Eine genaue Untersuchung des Terrains hat seiner
Zeit ergeben , dass beide Gänge sowohl am linken wie
am rechten Thalgehänge sich vereinen. Wir haben
also hier ein Beispiel anastomosirender Eruptiv-
gänge.
r
XII. Von Liebstadt das Seidewitzthal hinab nach Pirna. 127
Bald gelangen wir zu den Kingöfen des Nennt-
mannsdorfer Kalkwerkes. Die in deren Nähe im Ab-
bau begriffenen Kalklager gehören dem Lagerzug an,
der sich in südöstlicher Richtung von hier über Borna
bis Berggiesshübel erstreckt. Wir besuchen das nächst-
liegende Lager, das durch einen grossen Tagebau
gegenüber vom Gasthof zum Ringofen aufgeschlossen
ist. Das Lager ist grünlich grauen, zum Theil kalk-
haltigen Thonschiefern eingeschaltet und besitzt eine
Mächtigkeit von über 30 m einschliesslich einiger un-
brauchbarer Zwischenmittel von schwarzem Schiefer.
Der wahrscheinlich untersilurische blaugraue, streifige,
plattig geschichtete Kalkstein hat bis jetzt noch nie-
mals Versteinerungen geliefert. An dieses Lager
legt sich weiter nordöstlich ein zweites an, das nur
durch eine schmale Schieferwand von jenem getrennt
ist. Wir kehren zur Strasse zurück und setzen unsere
Thalwanderung jetzt im Gebiete von Section Pirna
weiter fort.
Die beiderseitigen Gehänge bestehen aus grauem
oder schwärzlichem Thonschiefer. Wir befinden uns
jetzt in einem Horizonte, der von hier nach NW. hin
bis in die Gegend von Maxen zu verfolgen ist und
dort durch Graptolithenfunde als Obersilur zu be-
stimmen war. Ein paar Hundert Schritt unterhalb
des Biensdorfer Seitenthaies, dort, wo der Fahrweg
nach Nenntmannsdorf rechts abgeht, steht als Ein-
128 XII. Von Liebstadt das Seidewitzthal hinab nach Pirna.
lagerung dieser Schiefer am linken Gehänge ein dicht
erscheinender, hornsteinartiger, häufig gemeinem Opal
ähnlicher Quarzit an , dessen 1 — 3 cm dicke Schichten
durch zahlreiche Querklüfte in lauter scharfkantige
parallelepipedische Stücke zerlegt sind. Folgen wir
dem eben erwähnten Fahrweg eine kurze Strecke nach
rechts hin, so finden wir auf den Schieferflächen der
an seiner Böschung anstehenden schwarzen Thon-
schiefer die ersten dunkelen Knötchen, ein Anzeichen
dafür, dass wir die äusserste Grenze der contactmeta-
morphisch veränderten Gesteinszone im Schiefergebirge
erreicht haben. Zwischen hier und dem ersten Granit-
aufschluss weiter thalabwärts liegt eine Strecke von
5 km. Die vermuthliche Ursache dieser so auffälligen
Breite der Contactzone findet sich auf S. 118 ausein-
andergesetzt. Yon jenen Knötchen abgesehen zeigen
die hier anstehenden Thonschief er noch keine weiteren
Unterschiede von den normalen. Die Kieselschiefer
dagegen, die den nordöstlich vor uns sich erhebenden
Kücken des Geyersberges zusammensetzen und die
wir beim "Weiterverfolgen der Thalstrasse auch am
linken Gehänge ausstreichen sehen, verrathen über-
haupt noch keine Anzeichen von Contactmetamorphis-
mus. Diese Kieselschiefer sind übrigens keine eigent-
lichen Lydite, vielmehr bestehen sie aus lauter
Schmitzen und schmalen Lagen von verschieden ge-
färbtem, theils von Kohle geschwärztem, theils lichtem
Xu. Von Liebstadt das Seidewitzthal hinab nach Pirna. 129
Quarzit. Genau so wie wir es im Bahrethale unter-
halb der Bornmühle fanden, sind diese Gesteine auch
hier durch den Gebirgsdruck in eine breccienartige
Masse verwandelt. Oben auf den durchweg von der
Eeldwirthschaft eingenommenen Hochflächen zu bei-
den Seiten des Thaies markirt sich dieser Kieselschiefer-
zug in Gestalt von langgestreckten, mit Buschwald
bedeckten Bergrücken, die dem nordwestlichen Haupt-
streichen folgen, so im Kanitzberg und dem vorhin
erwähnten Geyersberg.
Thalabwärts bis zur Nenntmannsdorfer Mühle
durchwandern wir hierauf eine breite Zone von schwar-
zem Knotenschiefer. Auf dem felsigen Yorsprung
zwischen dem Hauptthal und dem Nenntmannsdorfer
Seitenthal dicht südwestlich von der Mühle können
wir sie näher studiren. Den tief schwarzen, durch
einen gewissen Glanz grösseren Reichthum an neu-
gebildetem Biotit verrathenden Knotenschiefern sind
häufig schmale Lagen von Lydit und von Grauwacke,
sowie von Kalkgrauwacke zwischengeschaltet. Die
Schichten in der Umgebung der Mühle stehen senk-
recht oder sind sehr steil nach NO. oder SW. geneigt.
An der Strasse dicht nördlich von den Gebäuden sind
sie stark gestört und zeigen einen vielfach gewundenen
Verlauf.
Dicht unterhalb der Mühle beginnt eine andere
Gesteinszone, die wir in einem Steinbruch daselbst
Beck, Geologischer Wegweiser. < 9
130 XII. Von Liebstadt das Seidewitzthal hinab nach Pirna.
links an der Strasse aufgeschlossen finden. Sie besteht
wesentlich ans einer dünnplattig geschichteten Grau-
wacke, die imContact eine körnig-schuppige krystalline
Structur erhalten hat, zum Theil auch fast dicht und
hornf eisartig erscheint. Unter ihren umkrystallisirten
oder neugebildeten Gemengtheilen sind schon für das
unbewaffnete Auge silberweisse , lappig umrandete
und oft quer zur Schichtung gestellte Muscovitschüpp-
chen erkennbar. Die Strasse schneidet diese krystal-
linen Grauwacken auf einer Strecke von 600 bis
700 Schritt.
Jenseits dieser Zone verengert sich das Thal,
seine Wände werden steiler und bestehen vielfach
aus nacktem Fels. Besonders eine Klippe mit einem
fingerförmig aufragenden Felszacken macht sich be-
merklich. Das Thal durchschneidet hier den Zug
von Grünschief ern , der sich von Weesenstein nach
SO. bis Friedrichswalde verfolgen lässt. Dieser Schich-
tencomplex besteht vorwiegend aus strahlsteinsehiefer-
ähnlichen Hornblendeschiefern, enthalt aber auch
Schmitzen von Kalkstein. Diese sind oberflächlich
ausgewittert und haben flach linsenförmige, der Schich-
tung parallele Hohlräume hinterlassen. Die mikro-
skopische Untersuchung hat bewiesen, dass diese deut-
lich geschichteten Hornblendeschiefer durch die
Contactmetamorphose aus schalsteinähnlichen Diabas-
tuffen und Tuffschiefern, zum Theil vielleicht auch
XII. Von Liebstadt das Seidewitzthal hinab nach Pirna. 131
aus gequetschten, also durch Gebirgsdruck schieferig
gewordenen Diabasen erzeugt sind.
Dicht jenseits der Brücke, auf der wir die Seide-
witz überschritten haben, stehen nun auch körnig -
krystalline massig entwickelte Hornblendegesteine an,
die in analoger Weise als Contactproducte aus eigent-
lichen Diabasen aufgefasst wurden. Sie enthalten
local noch Reste von nicht völlig amphibolisirtem
Augit. Das dioritähnliche Gestein ist durch einen
grossen Steinbruch zur Gewinnung von Strassen-
schotter aufgeschlossen. Hier gelingt es mitunter,
die erwähnten Augitreste schon mit einer guten Loupe
aufzufinden. Nordöstlich grenzt dieser amphiboli-
tisirte Diabas wiederum an Hornblendeschiefer, die
in einem verlassenen Steinbruch an der Strasse an-
geschnitten sind. Sie enthalten als Einlagerung einen
Schichtencomplex, der aus 1 bis 3 cm dicken Lagen
und Schmitzen von im Contact marmorisirtem Kalk-
stein und von schieferigem Hornf eis besteht. Weiter
nördlich schneidet die Strasse ein zweites Lager von
körnigem amphibolitisirtem Diabas. Dieses ist auf
eine Erstreckung von im ganzen über 4 km nach
NW. und nach SO. hin verfolgt worden. Es scheint
hier von Lagerungsstörungen betroffen zu sein, denn
auf der Sohle des auf ihm hart an der Strasse an-
gesetzten Steinbruches ist eine von Klüften allseitig
begrenzte fremde Gesteinspartie von mindestens bis
9*
132 Xu. Von Liebstadt das Seidewitzthal hinab nach Pirna.
5 m itn Durchmesser entblösst. Sie besteht aus stark
zerdriicktemschwärzHchemSchieferundKieselschiefer.
Unweit dieses Bruches befindet sich ein kleines
Brückchen, auf dem der Pfad nach den Gehöften von
Oberseidewitz den Bach überschreitet. Hier steht am
rechten Bachufer ein ziemlich grobkörnig -schuppiges
feldspathreiches Andalusitglimmergestein an. Diese
Einlagerung kann von hier aus weit nach NW. hin
immer längs der Zone von Hornblendegesteinen ver-
folgt werden. Es ist derselbe Gesteincomplex, den
wir zum Theil als feldspathreiches Cordieritgestein
mit ziemlich breitem Ausstrich auf der Excursion im
Lockwitzthal entwickelt sahen. Er gehört bereits der
ihrer stratigraphischen Stellung nach unsicheren Grau-
wackenformation von Weesenstein an. Seine nach
NW. streichenden Schichten fallen hier im Seidewitz-
thale nach SW. hin ein.
Noch ehe die Strasse eine kurze Biegung nach
0. hin macht, sind an der Böschung zur Linken
schieferige Hornfelse und krystalline Grauwacken ent-
blösst, die mit stark glänzenden grauen oder röt-
lichen Knotenglimmerschiefern wechsellagern, ein
Schichtenverband, dessen Ausstrich ganz wie bei
Weesenstein als eine ziemlich breite Zone das Thal
übersetzt. Die Schichten fallen hier steil nach SW.
ein. Bei der Strassenbiegung selbst gerade, wo von
links her eine Seitenschlucht einmündet, stösst das
XII. Von Liebstadt das Seidewitzthai hinab nach Pirna. 133
Gestein des langen Quarzitlagers hervor, das wir
auf der Excursion durch das Bahrethal am Hallstein
kennen lernten. In seiner massigen Ausbildung gleicht
das Quarzitlager hier eher einem Quarzgang, wie es
denn überhaupt dahingestellt sein mag, ob diese im
allgemeinen nur richtungslos körnig -kry stallin struirte
Quarzmasse ein Lager oder ein Gang ist. Wenn
auch eine nicht selten in derselben auftretende Ban-
kung einer Schichtung zu entsprechen scheint, so
lassen sich gewisse andere Merkmale dieses langen
Quarzzuges eher durch seine Auffassung als Gang
erklären, besonders die ausserordentlich weite Er-
streckung bei verhältnissmässig geringer Mächtigkeit.
Auch an die Gegenwart von ähnlichen Quarzzügen
in der granitischen Lausitz, wo Niemand an ihrer
Gangnatur zweifeln wird, mag hier erinnert werden.
Bei dieser Auffassung wäre das Gebilde als ein kleineres
Analogon mit dem böhmischen und dem bayerischen
Pfahl zu vergleichen, die früher auch als Lager be-
trachtet worden sind.
Die Strasse führt uns jetzt eine grosse Strecke
thalab, ohne dass sich die Gesteinsbeschaffenheit am
Gehänge wesentlich ändert. Bald sind Hornfelse
oder krystalline Grauwacken, bald Knotenglimmer-
schiefer entblösst. Dort wo von links her ein Fahr-
weg herab kommt, haben wir die letzten Aufschlüsse
im Schiefergebirge erreicht. Im lehmigen Yerwitte-
134 XII. Von Liebstadt das Seidewitzthal hinab nach Pirna.
rungschutt des röthlich zersetzten Schiefers fallen
uns hier schon einzelne verrollte Fragmente vonPläner-
sandstein auf, ein Beweis, dass die sanft nach NO.
geneigte Auflagerungsfläche der oberen Kreidefor-
mation nun bald die Thalsohle erreichen wird.
Um den Lausitzer Granit selbst, an den sich die
bis hierher durchwanderte breite Contactzone an-
schliesst, noch aufzusuchen, folgen wir dem eben
erwähnten Weg nach rechts über die Wiesen und
über den Bach, an der Eulmühle vorüber und das
Gehänge hinauf, wo in den Feldern Bruchstücke eines
quarzitischen Schiefers sich zeigen. Noch ehe dieser
Weg nach S. umbiegt, schlagen wir einen nach SO.
abgehenden Fusspfad ein, der uns in das Dorf Zwirtsch-
kau bringt. Hier steht in einer Grube an der Land-
strasse der allerdings stark zersetzte und theilweise
zu Grus zerfallene Granitit an. Wir gehen alsdann
auf der Strasse nach Zuschendorf hinab. Kurz vor
diesem Dorf e ist zur Rechten durch einen kleinen ver-
lassenen Bruch der Quadersandstein der Stufe der
Ostrea carinata Lam. aufgedeckt. Wir sehen liier den
untersten, dem Granitit unmittelbar auf ruhenden Schich-
tencomplex der oberen Kreideformation.
Yon Zuschendorf aus erreichen wir Pirna auf der
im Thale des Zehistabaches hinführenden Strasse, die
wir bereits auf der vorigen Excursion (vergl. S. 122)
kennen lernten.
XIII. Von Gottleuba über Tyssa nach Tetschen. 135
XIII.
Von Gottleuba über Tyssa nach Tetschen.
IfKULmj&MmV
iese Excursion dient vor allem dazu, die auf
den frühereu Ausflügen erlangte Kenntniss
der Kreideformation zu vervollständigen und
zugleich einen Einblick in die grosse nordböhmische
Bruchzone zu gewinnen. Der Ausflug beansprucht
einen vollen Tag und wird sich am besten an den
ersten Theil von Tour XI anfügen lassen, nachdem
man in Gottleuba übernachtet hat.
Yon dem Städtchen aus führt uns die Hellen-
dorf er Strasse zunächst durch das Leichengründel durch
den Ausstrich des gangartigen Stockes von Turmalin-
granit hindurch, den wir zur Rechten in Felsklippen an-
stehen sehen. Der dann folgende Quarzitschief er lässt
sich nur an sehr spärlichen Lesesteinen constatiren,
wenn man nicht die Anhöhen zur Linken erklimmen
will. Dort wo die Strasse die Höhe gewinnt, lagert
sich auf das ältere Gebirge die Kreideformation auf.
Die grosse städtische Sandgrube zur Linken ist in
dem hier ganz mürben, zum Theil zu lockerem Sand
zerfallenen Labiatusquader angesetzt. Das Binde-
mittel dieses Sandsteines ist hiervielfach eisenschüssig.
Auch bemerkt man auf Klüften und Hohlräumen nierige
136 XIII. Von Gottleuba über Tyssa nach Tet sehen.
Ueberzüge von Stilpnosiderit und Psilomelan. Bei
dieser Sandgrube geht zur Rechten ein Fusspfad ab,
dem wir folgen. Kurz vorher, ehe dieser die Haupt-
strasse nach Teplitz erreicht, finden wir im "Walde
viele Bruchstücke eines Quarzconglomerates und eines
feinkörnigen Quarzsandsteines mit Ostrea carinata
Lara. Diese Schichten unterteufen den Labiatusquader
als unterstes Glied der Kreideformation. Die Strasse
bergab gelangen wir nach Hellendorf, das im Gebiet der
Gneissformation gelegen ist. Mittelkörnig -schuppige
bis flaserige Biotitgneisse walten vor. Das linke Thal-
gehänge unterhalb des Dorfes dagegen am Wege nach
Markersbach besteht aus dem ganz gleichen Turmalin-
granit, den wir in Gottleuba antrafen. Die Strasse,
der wir weiter folgen, kreuzt kurz vor Peterswalde
eine grössere Einlagerung von Muscovitgneiss, wie
wir an den Lesesteinen uns überzeugen. Wenig ober-
halb des ersten Teiches im Dorfe schlagen wir den
linksab nach Raitza führenden Fahrweg ein. Auf der
nächsten Höhe, die er bald gewinnt, sehen wir den
Gneissen Conglomerate auflagern mit erbsen- bis faust-
grossen Gerollen von Quarz und einem thonig-
sandigen Bindemittel. Es sind die zur Carinatenstufe
der oberen Kreide gehörigen Grundconglomerate.
Bald gelangen wir nach Neuhof und Eaitza. Jenseits
des Ortes sehen wir eine lange, vielfach zerrissene
Felsenmauer sich erheben. Sie besteht aus Labiatus-
XIII. Von Gottlenba über Tyssa nach Tetschen. 137
quader. Bei der Zerstörung dieses Sandsteines macht
die Erosion wesentlich ihre Fortschritte längs der
senkrechten Klüfte und der annähernd horizontal ver-
laufenden Schichtfugen. Da die unmittelbar über dem
Boden oder dem Oberrand der Schutthalden gelegenen
Schichtfugen ganz besonders stark von der Erosion
ausgenagt werden, wie wir an den im ganzen Sand-
steingebiet so häufigen Ueberhängen sehen können , so
kommt es schliesslich zu einem Unterminiren und
Umlegen ganzer Felswände, die hierauf weiterhin
zerkleinert und in Sand verwandelt werden. Der
sandige Schutt wird mit Leichtigkeit von dem Regen-
wasser thalabwärts geschlämmt. Diese Vorgänge sind
dann die Ursache, dass die Gebiete des Labiatusquaders,
wie auch des Brongniartiquaders, allenthalben mit
felsigen Terrainstufen beginnen. Dahingegen wird
der Verwitterungsdetritus der zwar weicheren aber
viele zähe, thonige Bestandteile enthaltenden ceno-
manen Schichten nicht so schnell vom fliessenden
Wasser hinweggenommen. Die Carinatenstufe bildet
in Folge dessen am Fusse der senkrechten oder steilen
Labiatusquaderwände sanft abgeböschte Vorterrassen.
Im Süden von den zuletzt genannten Dörfern streichen
die Carinatensandsteine auch in grösseren unbedeckten
Arealen zu Tage aus. Die fein poröse Beschaffen-
heit dieser Sandsteine lässt vermuthen, dass sie vor
ihrer jetzt schon weit vorgeschrittenen Verwitterung
l
138 XIII. Von Gottleuba über Tyssa nach Tetschen.
neben dem thonigen auch ein kalkiges, jetzt völlig
ausgelaugtes Bindemittel besassen. Zuweilen enthalten
sie auch Glaukonit. Ausserdem sind sie reich an
organischen Resten. Besonders lohnt das Absuchen
der Lesesteinhaufen auf den Grundstücken bei den
südöstlichsten Häusern von Raitza. Hier findet man
besonders häufig die folgenden Arten:
Ostrea carinata Lam.,
Exogyra columba Lam.,
Frotocardium hillanum Sow.,
Turritella granulata Sow.
Hierauf gewinnen wir die nach S. führende Strasse,
die uns durch ein von cenomanem Sandstein gebildetes
Terrain nach Tyssa bringt. Der obere Theil dieses
Ortes ist auf dem sanft nach S. abgeböschten Ausstriche
der Carinatenschichten erbaut, die unteren Häuser
dagegen stehen bereits auf Gneiss. Die Carinaten-
sandsteine sind auch hier reich an Versteinerungen.
Man sammelt deren am vortheilhaftesten am Ostende
des Ortes auf den Lesesteinhaufen, die am oberen
Ende eines nach SW. hinabführenden Thälchens auf-
geschichtet sind. Manche Platten wimmeln von Stein-
kernen namentlich der schon von Raitza angeführten
Arten. Im ganzen sind gegen 30 Spezies von Tyssa
bekannt geworden.
Aus einem der dortigen Gasthäuser nehmen wir
einen Knaben als Führer durch die sogenannten Tyssaer
XHI. Von Gottleuba über Tyssa nach Tetschen. 139
Wände mit, die wir in der Richtung von W. nach 0.
durchschreiten. Sie stellen ein merkwürdiges Felsen-
labyrinth dar, dessen Südgrenze als geradlinig ver-
laufende senkrechte Wand von Labiatusquader gebildet
wird. Hat man in diese natürliche Mauer, die sich
in bedeutender Höhe oberhalb des Ortes erhebt, durch
eine Scharte Eingang gefunden, so trifft man dahinter
ein Gewirr von grotesken Felsbildungen an, die sich
um ein nach NW. hin ausmündendes weites Circus-
thal gruppiren. Durch den verhältnissmässig schmalen
Ausweg dieses Kessels ist der gesammte Detritus,
den die grossartige Zerstörungsarbeit der Verwitterung
hier geliefert haben muss, thalab befördert worden. Der
östliche Flügel dieser halbkreisförmig angeordneten
Felsenmassen hängt durch ein schmales Joch mit dem
geschlossenen Plateau von Labiatusquader zusammen,
das mit sanfter nordwärts gerichteter Neigung, sonst
aber ganz ebener Oberfläche nach dem Hohen Schnee-
berg hin sich ausdehnt. Die Tyssaer Wände eignen
sich wie kein anderes Terrain zum Studium der sonder-
baren Erosionsformen im Quadergebiet. Schon auf
den ersten Blick gewahren wir, dass diese Formen
bei aller ihrer Mannichfaltigkeit doch immer durch den
Verlauf der Klüfte bedingt sind. Diese bilden hier,
wie im ganzen weiten Sandsteingebiet von hier bis
Pirna, Hohnstein und Schandau zwei Systeme: die
einen streichen nach N. 60 — 75° W., die anderen
140 XTTT. Von Gottleaba über Tyssa nach Tetschen.
nach N. 15 — 30° 0. Beide weichen dabei nur un-
bedeutend von der Senkrechten ab. Ausser diesen
Hauptklüften aber machen sich an unserem Standorte
nach OW. streichende kleinere und minder scharfe
Sprünge bemerkbar, die unter 45 — 75 ° nach N. fallen.
Sie deuten die beginnende Zerrüttung der Quader-
schichten in der Nähe der nordböhmischen Bruchzone
an, die südlich von Tyssa vorüberzieht. Jene Haupt-
klüfte sind überall von der Verwitterung erweitert,
und die Felsmassen hierdurch förmlich in Säulen zer-
legt worden, die dann wieder in Felsgestalten von
grossartiger Mannigfaltigkeit umgeformt werden. Auch
die horizontalen Schichtfugen sind erweitert worden
und haben Ueberhänge geliefert, die oft von sanduhr-
artigen Pfeilern gestützt werden oder zu Höhlen ver-
tieft sind. Selbst pilzförmige Felsen können durch
besonders energische Verwitterungsarbeit an einzelnen
nahe am Boden gelegenen Fugen aus einem Felspfeiler
heraus modellirt werden. Einen solchen Pilzfelsen
werden wir später kurz vor dem Ausgang aus den
Wänden antreffen. Überall macht sich eine narbig -
zellige Structur der Oberfläche der Felsen bemerkbar,
die in besonders starkem Hochrelief auf den vor auf-
fallendem Regen geschützten Unterseiten massig
tiefer Ueberhänge entwickelt zu sein pflegt. Nicht
selten ist an den angewitterten Flächen auch eine
äusserst regelmässige Kreuzschichtung des Sandsteines.
XIII. Von Gottlenba über Tyssa nach Tetschen. 141
zum Yorschein gekommen. Diese kleinen zu den
eigentlichen horizontalen Linien der Schichtung dis-
cordanten Parallellagen fallen sämmtlich nach WNW.
bis NW, ein.
Auf vielfach gewundenen Pfaden verlässt man
das Felsenlabyrinth und gelangt auf die Strasse nach
dem Dorfe Schneeberg. Diese führt uns über das
vorhin erwähnte Plateau von Labiatusquader, das
durch seine ausserordentlich ebene Oberfläche uns
auffällt. Obwohl von dieser Labiatusplatte früher
durch die Denudation die gesammte Schichtenfolge
der Brongniartistufe entfernt worden ist, unterbricht
keine Klippe, keine Blockanhäufung die tischglatte,
kaum merklich geneigte Fläche, die nach S. hin mit
einer hohen Steilwand abbricht.
Beim Verlassen des Waldes sehen wir das Dorf
Schneeberg vor uns liegen und dahinter den Hohen
Schneeberg sich erheben. Schon im Dorfe selbst
finden wir dem Labiatusquader das unterste Glied der
Brongniartistufe, einen Glaukonit führenden Sandstein
mit Rhynchonella bohemica Sehlönb. aufgelagert. "Wir
sammeln dieses Petrefact am besten oberhalb der
östlichsten Häuser des Ortes. Ueber dem Rhynchonellen-
sandstein folgt Brongniartipläner, dessen rings um den
Hohen Schneeberg herumlaufender Ausstrich durch
zahlreiche Quellen markirt ist. Zuoberst liegt der
Brongniartiquader, ein mittel- bis grobkörniger Sand-
142 XIII. Von Gottleuba über Tyssa nach Tet sehen.
stein. Er ist an Versteinerungen arm. Am ehesten
findet man in ihm noch eine Lima canalifera Ooldf.
oder die nicht leitende Exogyra columba Lam. Aus
diesem Gestein besteht der oberste tafelförmige, fast
nach allen Seiten in Steilwänden abbrechende Theil
des Berges.
Oben lohnt den Aufstieg eine herrliche Kundsicht.
In geologischer Hinsicht achte man hierbei namentlich
auf folgendes: Während der Blick nach N. hin über
die einförmigen elbwärts geneigten Hochflächen der
Sächsischen Schweiz schweift und nur hier und da
durch einen das allgemeine Niveau überragenden Tafel-
berg von Brongniartiquader aufgehalten wird, dehnt
sich nach S. hin das böhmische Mittelgebirge mit
zahlreichen oft dicht gescharten vulkanischen Berg-
kegeln aus. Die Bruchzone, die beide landschaftlich
so verschiedenartig ausgeprägte Gebiete von einander
trennt, markirt sich trotz dieser Gegensätze hier in-
dessen lange nicht so deutlich, wie etwa in der Gegend
des Mückenthürmchens oder noch mehr nach SW.
hin. "Wie namentlich ein Blick nach 0. hin auf die
jenseits der Elbe gelegenen Höhen lehrt, zeichnet
sich dort das südlich von jener Bruchzone gelegene
Gebiet keineswegs durch eine viel geringere relative
Höhe vor den nördlich sich ausdehnenden Hochflächen
aus. Wir sehen vielmehr, wie dort dem eigentlichen
Plateau der Sächsisch -Böhmischen Schweiz noch das
XIII. Von Gottleuba über Tyssa nach Tetschen. 143
Plateau des Poppenberges, Falkenberges und Spitz-
berges bei BirMgt vorgelagert ist, das zwar schon
südlieh der Hauptbrüche liegt, aber die noch nicht
dislocirte Labiatusquaderplatte am Rosenkamm an
Höhe sogar überragt. Noch weiter nach S. hin,
südlich vom tiefen Einschnitt des Polzenflusses erheben
sich weitere derartige Hochflächen. Die dort gelegene
weithin sichtbare Kirche von Reichen zum Beispiel
liegt 609 m hoch. Das gesunkene Gebiet stellt
darum topographisch hier durchaus keine Einsenkung
dar, und die Denudation hat hier noch nicht das Tertiär
und die obersten Kreidestufen abtragen können, wie
nördlich der Bruchzone. Interessant ist auch der
Blick nach ONO. , NO. und NNO. Wir erkennen hier
nach einander eine Anzahl von ziemlich ebenen Hoch-
flächen bei Binsdorf, Eibleiten, Jonsdorf, Stimmers-
dorf, Reinhardtsdorf, Ostrau und Rathmannsdorf , die
zwar jetzt durch tiefe Thaleinschnitte von einander
getrennt sind, aber in altdiluvialer Zeit einen zu-
sammenhängenden Thalzug der Elbe darstellten. Die
Einheitlichkeit dieser Denudationsflächen und ihr
Charakter als ein unter etwa 2° geneigter alter, jetzt
hochgelegener Eibthalboden lässt sich von unserem
Standpunkte aus sehr überzeugend demonstriren. Den
Hochflächen aufgesetzt ist der prächtige Kegel des
Rosenberges, ein Zeuge der grossartigen, in der Haupt-
sache vordiluvialen oder altdiluvialen Denudation,
144 XIII. Von Gottlenba über Tyssa nach Tetschen.
denn bis zu 560 m. hinauf besteht er aus horizontalen
Sandsteinschichten, nur die 620 m. hohe Gipfelpartie
ist basaltisch.
Zum Abstieg nach Tetschen wählen wir den zugleich
kürzesten und durch "Wegweiser gut markirten Weg
über Neudorf, Tscheche und RothbeTg. Schon bei
Neudorf überschreiten wir einige der hier indessen
bei flüchtiger Wanderung kaum nachweisbaren Bruch-
linien. Yon Tscheche ab folgen wir dagegen einem
deutlichen zwischen zwei nach WNW. streichenden
Parallelverwerfungen eingesenkten DislocationsthaL
Die beiden Gehänge im N. und S. bestehen aus grob-
körnigem Brongniartiquader, der Thalboden aus einem
Mergel, der bereits der nächst höheren Stufe der
Scaphiten angehört. An der Theresienmühle, wo
wir das Bielathal kreuzen, können wir in einem
Steinbruch unter einer Lehmdecke diese Mergel oder
weichen Pläner dem unter 15° nach SSO. geneigten
Brongniartiquader aufgelagert sehen. Hier lieferten
sie auch Scaphites auritus SchlÖnb. Die nördliche
der beiden diesen Graben von Tscheche begrenzenden
Bruchzonen macht sich an der Felswand hinter den
Häusern an der Strasse nördlich vom Steinbruch durch
aussergewöhnliche Zerklüftung und Zerrüttung be-
merklich. Wie uns wenige Schritte thalauf- und
thalabwärts von der Mühle erkennen lassen, besitzen
auch die nach N. und S. angrenzenden Gebirgsstreifen
£111. Von Gottleuba über Tyssa nach Tetschen. 145
, nicht mehr horizontale Lagerung, sondern sind beim
! Absinken zugleich aufgerichtet worden. Sie fallen
r
nach S. ein. Die Grabenversenkung von Tscheche
setzt sich nach Ost hin bis zur Elbe fort und Rothberg,
durch das unser Weg uns führt, liegt innerhalb dieses
eingesunkenen Streifens von ScaphitenmergeL Am
Eibufer angelangt, haben wir an der Felswand nördlich
von der Kettenbrücke dicht unterhalb der Mündung
des Rothberger Dislocationsthales Gelegenheit, auch
hier die starke Zerrüttung festzustellen. Die Bankung
des Sandsteines ist durch zahlreiche Klüfte und längst
dieser erfolgte Verschiebungen liier vollkommen ver-
wischt. Die meisten der Spalten streichen nach N.
60 — 90° 0. mit einem Einfallen von 65 — 85° nach
NNW., während andere nach WNW\ verlaufen und
unter 80 ° nach SSW. einfallen. Fast alle führen einen
Belag von Baryt.
Yon der Brücke aus, die wir nun überschreiten,
fällt der Blick auf die aus Brongniartiquader bestehende
j Schäferwand, deren Bänke, wie die des gegenüber
I liegenden Tetschener Schlossfelsens unter 15 — 20°
nach S. fallen. Gehen wir drüben am Eibufer ab-
wärts, so schauen wir bald in ein zweites von WWW,
her in das Eibthal mündendes schmales Dislocations-
thal hinein, worin der Ort Peiperz und weiter oben
Kalmswiese gelegen ist. Nördlich von Peiperz folgen
Sandsteinschollen in höherem tektonischen Niveau,
Beck, Geologischer Wegweiser. 10
146 XIII. Von Gottleuba über Tyssa nach Tetschen.
und es taucht nun die Labiatusstufe, ja bei Mittel-
grund sogar die Carinatenstufe auf. Hierüber wird
uns die folgende Exeursion noch Belehrung bringen.
Die Stadt Tetschen, in der wir die Wanderung
beschliessen , steht zum Theil auf Mergel der höchsten
hier überhaupt bekannten Kreidestufe , der des Inoce-
ramvs Ouvieri Sow. Wir befinden uns demnach hier
am rechten Eibufer in einem Gebiet besonders tiefer
Versenkung, die längs einer nördlich von der Stadt
am Südfusse des Quaderberges hinziehenden Haupt-
bruchlinie erfolgt ist. Der Quaderberg selbst ist aus
Brongniartiquader aufgebaut mit südwärts geneigten
Bänken. Das kleine Plateau mit der Bohemia dagegen,
das wir jetzt aufsuchen, besteht noch aus Labiatus-
quader. Eine NO. streichende Transversalverwerfung
scheidet beide verschieden tief hinabgezogene Schollen.
Yon der Bohemia aus gemessen wir den Blick nach
N. zu in das herrliche Durchbruchsthal der Elbe.
Der Eosenkamm, der den Abschluss dieses grossartigen
Landschaftsbildes macht, liegt bereits nördlich von
dem nördlichsten Bruch der Verwerfungszone. Wer
längere Zeit in Tetschen zur Verfügung hat, wird
endlich nicht versäumen, den Quaderberg selbst zu
besteigen. Man hat von dort eine äusserst instructive
Aussicht auf das Schneeberggebiet und die beiden
vorhin berührten Dislocationsthäler von Rothberg -
Tscheche und Peiperz -Kalmswiese. Der ganze Me-
XIII. Von Gottleuba über Tyssa nach Tetschen. 147
chanismus des Gebirgsabbruches wird hier geradezu
greifbar deutlich. Scharf heben sich die gesunkenen
und dabei aus ihrer horizontalen Lage gebrachten
Schollen von dem noch unbeeinflussten Schneeberg-
plateau ab, und wieder ein ganz anderes Bild ge-
währen die vulkanischen Bergkuppen noch weiter im
Süden des Bruchgebietes.
10 1
148
XTV. Von Tetschen am rechten Eibufer abwärts
XIY.
Von- Tetschen am rechten Eibufer abwärts
bis Herrnskretschen.
iese einen halben Tag erfordernde Tour gilt
dem Durchbruchsthal der Elbe und den
hier unter der Quadersandsteindecke bloss
gelegten älteren Gebirgsmassen.
An dem schon bei der vorigen Excursion be-
rührten Aussichtspunkt mit dem Standbild der Bo-
hemia vorüber führt uns ein Promenadenweg zunächst
nach Laube. Wir bewundern schon hier die gross-
artigen Dimensionen des von uns zu durchschreitenden
Thaies, dessen Wände sich um 150 — 300 m über
dem Spiegel des Stromes erheben. Dabei sind die
Thalränder einander sehr genähert. Am Rosenkamm
zum Beispiel, jener vor uns aufstrebenden, alle an-
deren überragenden Felswand beträgt ihre Entfernung
nur 1,5 km. Zunächst vom Ufer aus steigen mit
Blockwerk überschüttete Steilgehänge an, weit oben
erst gewahrt man senkrechte Sandsteinwände.
Bei normalen Lagerungsverhältnissen würden
wir hier bei Laube bis hinauf an den obersten Thal-
rand Granit oder Schiefer anstehen sehen müssen,
die wir bei Rasseln später kennen lernen werden.
bis Herrnskretschen. 140
Es wäre dies eine nothwendige Folge des nach S.
zu ganz gleichmässigen Ansteigens der Auflagerungs-
fläche der oberen Kreidef ormation , wie es uns bei
früheren Excursionen in der Gegend von Dohna und
Berggiesshübel bekannt geworden ist. Nun sind aber
längs einer Anzahl meist OW. streichender Parallel-
brüche mehrere langgestreckte Streifen des hier ge-
legenen Gebirges eingesunken. Wir hatten bereits auf
der vorigen Excursion Gelegenheit, solche gesunkene
Schollen kennen zu lernen. "Wir fanden schon damals
die auch für diesen Theil des Elbthales giltige Kegel,
dass im allgemeinen jede nach S. zu folgende Zone
etwas tiefer hinabgezogen worden ist, als die nördlich
anstossende. Diesem staffeiförmigen Abbruch ist
nicht|nur die Kreide, sondern auch das Grundgebirge
anheim gefallen. "Wir sehen daher hier zwischen
Tetschen und Laube bis zum Eibufer herab Quader-
sandstein anstehen. Erst unterhalb von Laube hat
der Strom unter den Quaderschichten deren Sockel
blossgelegt, also gleichsam den Kamm des älteren
Gebirges angeschnitten. Bei den letzten Häusern
der genannten Ortschaft verrathen Bruchstücke und
Verwitterungsschutt den Ausstrich von Grauwacken-
schiefer und Diabasschiefer. Auch haben sich Spuren
von krystallinem Kalkstein gezeigt.
Wir steigen von hier durch die Gärten hinauf
zu dem am unteren Gehänge hinführenden Prome-
150 XIV. Von Tetschen am rechten Eibufer abwärts
nadenwege, dem wir nach N. hin folgen. An den
Böschungen sehen wir bald gneissähnliche Sericit-
gesteine anstehen, die durch starken Gebirgsdruck aus
Granit hervorgegangen sind. Diese kleinen Stöcke
von dynamometamorphem Granit sind die Yorläufer
des weiter thalab erst folgenden Lausitzer Granit-
massives. Weiter nördlich stösst dieser gequetschte
Granit an Thonschiefer imd Grauwackenschiefer von
palaezoischem Alter. Bei unausgesetzter Musterung
der Böschungen wird uns auch ein diese Schiefer
durchsetzender Lamprophyrgang nicht entgehen.
Die schon erwähnte grösste Erhebung des Thal-
randes in dieser Gegend, der Rosenkamm gerade vor
uns, ist zugleich die Marke für die Nordgrenze der
Bruchzone. Dicht südlich vom Rosenkamm zieht die
nördlichste Verwerfungsspalte vorüber. "Weiter nach
N. hin folgt nun ungestörtes Gebirge. Yon hier an
senkt sich in Folge dessen ganz gleichmässig die Auf-
lagerungsflache der Kreide desto weiter herab, je
weiter wir uns nach N. hin bewegen. Am Rosenkamm
liegt sie noch in 340 m Höhe. Auf dem Schiefer
folgt hier zunächst die Carinatenstuf e , die fast nur
aus feinkörnigen Sandsteinen besteht, darüber der
Quadersandstein mit Inoceramus labiatus Schloth.
Weiter nördlich entwickeln sich in dem untersten
Niveau der Carinatenstuf e Grundconglomerate und
grobkörnige Sandsteine. Das Relief der Thalwände
bis Herrnskretschen. 151
finden wir dort ständig, wie folgt, ausgeprägt: Auf
die steile, mit besonders üppigem Laubwald bestandene
Böschung des Schieferausstriches folgt zunächst als
ein sehr steiler Hang oder eine senkrechte Wand
jener grobkörnige Sandstein, darüber als nur flache
Böschung, auf der viele Quellen austreten, der fein-
körnige Carinatenquader. Noch höher wird der Hang
wieder steiler und ist besonders stark mit Blockwerk
überrollt, das den nun aufgelagerten und endlich als
senkrechte Wand frei aufsteigenden Labiatusquader
zunächst verhüllt. Wir haben also auch hier, wie im
Gottleubathal (ä. 101) eine strenge Abhängigkeit des
Reliefes der Thalwände von der Gesteinsbeschaffen-
heit nachweisen können.
Die Carinatenschichten hier schon oben am Ge-
hänge aufzusuchen, lohnt nicht, zumal da wir später
an leichter zu erreichenden Aufschlüssen sie studiren
können. Wir setzen darum unseren Weg nach N.
zu fort.
Schon mehrere Hundert Schritte bevor wir Rasseln
erreichen, fällt uns eine Veränderung in der Beschaffen-
heit des Thonschiefers und Grauwackenschiefers auf.
Es zeigen sich nämlich auf den Schichtflächen ver-
waschen erscheinende Flecken, noch weiter nach N.
hin an deren Stelle schärfer umrandete Knötchen. Zu-
gleich verräth schon der vermehrte Glanz hier eine
mehr krystalline Ausbildung des Gesteins, besonders
152 XIV. Von Tetschen am rechten Eltrafer abwärts
veranlasst durch, das Auftreten zahlloser winziger Biotit-
Schüppchen und durch eine grössere Entwicklung der
Quarzkörnchen. Endlich, bei Easseln selbst, ist an
die Stelle der Schiefer ein durchaus krystalliner Horn-
fels getreten, der aus Quarz, Biotit und untergeord-
netem Cordierit zusammengesetzt ist. Diese Metamor-
phose ist verursacht durch das Lausitzer Granitmassiv,
dessen Südgrenze wir nach ein paar Hundert Schritten
nördlich von Hasseln erreichen. Schon vorher, dicht
hinter der Ortschaft, passiren wir ein paar der Haupt-
masse parallel verlaufende kleinere Intrusivkörper des
granitischen Gesteins.
Den frischen Granit treffen wir am besten in den
weiter stromab gelegenen Steinbrüchen, an denen der
Weg vorüber führt, an. An einem Felsen am "Wege
nahe an der Mündung des Studenbachthales entgeht
uns bei einiger Aufmerksamkeit nicht ein interessanter
kleiner Gang von feinkörnigem Granit oder Aplit, der
das Hauptgestein durchsetzt und längs flach geneigten
Parallelklüften mehrmals eine treppenförmige Ver-
werfung erlitten hat.
Wenn wir am Studenbach auf eine kleine Strecke
hin den Weg verlassen und etwas weiter oben am
Gehänge hingehen, so erreichen wir bald den Ausstrich
der Carinatenstuf e , deren Gestein hier ansteht. Die
an der Basis entwickelten Conglomerate enthalten in
einem festen sandig -thonigen oder eisenschüssigen
bis Herrn skretschen. 153
Bindemittel erbsen- bis nussgrosse Quarzgerölle. In
den darüber folgenden Sandsteinen gelingt es bis-
weilen Steinkerne von Ostrea carinata Lam., Proto-
cardium hillanum Sow. u. a. aufzufinden. Gegenüber
von Niedergrund ist die Carinatenstufe bis zur Thal-
sohle selbst herabgestiegen, und zugleich liegt auch
der Fuss der senkrechten Labiatuswand hier schon in
weit tieferem Niveau über dem Strom. Gegenüber
den am weitesten stromabwärts gelegenen Häusern
von Medergrund tauchen die Carinatensandsteine
völlig unter die Thalsohle unter. Unterhalb der ein-
zelnen hier am rechten Ufer gelegenen Häuser tritt
eine Quelle aus, die uns die obere Grenze des durch
seinen Thongehalt schwer durchlässigen Gesteines
markirt. Dasselbe gilt für die Quelle nahe der Ein-
mündung des Dürrkamnitzthales. Folgen wir der Dürr-
kamnitz einige Schritte aufwärts bis oberhalb der
Mühle, so gewahren wir in Sandsteinblöcken des
meist fast trockenen Bachbettes schöne Strudellöcher.
"Wenn wir hier und auf unserem weiteren Weg
an der Elbe hin nach Herrnskretschen auf die zahl-
reichen senkrechten oder nahezu senkrechten Klüfte
achten, finden wir auch hier, wie bei unserer vorigen
Excursion bei Tyssa (S. 139), eine grosse Regelmässig-
keit in deren Verlauf. Doch ist die Orientirung hier
eine andere, wie in jenem Gebiet. Das eine System
ist nach ONO. gerichtet und wird geschnitten durch
154 XIV. Von Tetschen am rechten Eibufer abwärts
ein zweites nach WNW., minder häufig auch durch
Spalten nach NW. bis NNW.
Schon von der Dürrkamnitz an, besonders schön
aber im Orte Herrnskretschen, den wir bald erreichen,
finden wir im Labiatusquader, dessen Steilwand sich
hier unmittelbar am Strome erhebt, eine sehr deutliche
Kreuzsehichtung entwickelt. Besonders an ange-
witterten Wänden, wie an denen am Holzlagerplatz
im unteren Dorftheile, tritt sie sehr auffällig hervor.
Das Einfallen der kleinen diagonalen Schichten ist
auch hier, wie bei Tyssa (S. 141) es war, nach W.
bis NW. gerichtet.
Für Sammler von Petrefacten bietet sich am
gegenüberliegenden Eibufer in den sogenannten Teich-
steinbrüchen oberhalb der Haltestelle Schöna eine
Ausbeute an Steinkernen von Inoceramus labiatus
Schloth., während die Brüche im nahen Schönaer
Grund oberhalb der Hirschmühle gemäss ihrer höheren
geologischen Stellung Inoceramus Brongniarii Sow.
liefern.
Yon der Haltestelle Schöna aus kann die Heim-
fahrt nach Dresden angetreten werden. Yiele werden
dagegen von Herrnskretschen aus die allgemein be-
liebte Boute nach dem Prebischthor, dem Grossen
Winterberg und dem Kuhstall einschlagen. Man hat
auf dieser ausreichende Gelegenheit, die Erosionsvor-
gänge im Quadersandsteingebiet im Grossen und
bis Herrnskretschen. 155
Kleinen zu studiren. Eines geologischen Wegweisers
wird man jedoch hierbei kaum bedürfen. Man ver-
säume dabei nicht, den säulenförmig abgesonderten
Basaltgang zu beachten, der mit dem Streichen nach
NNO. den eigentlichen Kamm des Grossen "Winter-
berges bildet. Auf dem Gipfel des Kleinen Winter-
berges wird man dem in derselben Richtung streichen-
den Gang von Glasbasalt nachgehen, auch wohl den
Steinbruch in einem anderen Glasbasalt besuchen,
der den höchsten Theil des Hausberges nordöstlich
vom Kuhstall ausmacht und interessante Einschlüsse
von Sandstein und Granit enthält. Auf dem Wege
vom Kuhstall durch das Kirnitzschthal nach Schandau
streift man endlich zwischen dem Kirnitzschberg und
der Ostrauer Mühle das Gebiet des Lausitzer Granites
und erinnert, sich, dass dieser hier in derselben Weise
über den Quadersandstein geschoben ist, wie bei
Weinböhla (S. 56) der Syenit über den Pläner. Die
Kutschflächen im Sandstein und die mechanischen
Deformationen des Granites nahe der Ueberschiebungs-
grenze werden keinem aufmerksamen Beobachter ent-
gehen.
4> »
Sachregister.
Achat 123.
Acanthoceras Woolgari 29.
33. A. Austern 33.
Adular 68.
Amethyst 123.
Ammonites peramplus 17.
Amphibolitisirung 50. 108.
119. 130.
A ndalusitglim merfels 87 . 1 1 1 .
132.
Andalusit 73.
Anthophyllitschiefer 50.
AragODit 8.
Artesische Bohrung 31.
Apatit 7. 8. 68.
Augit 86.
Augit - Hornblendeschiefer
108.
Augengneiss 41.
Baryt 68. 145.
Basalt 80. 95. 106. 155.
Biotitgneiss 83. 111.
Bildhauersandstein 98.
Branchiosaurus 22.
Breccientuff 21.
Brecciengänge 6.
Brongniartipläner 56. 101.
141.
Brongniartiquader 101. 141.
Bruchzone, nordböhmische
142. 149.
Biyozoen 14.
Carinatenpläner 2. 11. 12.
31. 32. 71. 90. 92. 98.
Carinatenquader 10. 31. 92.
96. 137. 150.
Cambrium 81. 84. 125.
Chalcedon 124.
Chlorit 8.
Chloritischer Hornblende-
schiefer 125.
Chloritgneiss 80. 82. 84.
111. 125.
Cerithium 14.
Cidaris Sorigneti 14. 97. 113.
Cidaris vesiculosa 14.
Cordierit 73. 76. 85.
Crednerienstufe 97.
Cuvierimergel 146.
Bejectionsgänge 5. 12.
Diabas 81. 126. D. amphi-
bolitisirt 119. 131.
Sachregister.
157
Diabastuff 50. 79. 84. 108.
116.
Dichter Gneiss 114.
Diluvialkies 95. 122.
Dislocationsthal 144.
Dünen 61. 64.
Dynamometamorphismus 64.
66.
Eisenspath 8.
Eisenerze 108.
Epidot 8.
Erosionserscheinungen 140.
154.
Exogyra columba 11. 24. 96.
99. 138. 142.
Exogyra sigmoidea 13.
Exogyra lateralis 14.
Fleckschiefer 112.
Flussschotter 51. 71. 85.
Flussspath 112.
Flugsand 61.
Geschiebemergel 17.
Gehängelehm 122.
Glaukonit 100. 138.
Glimmerporphyrit 48. 66.
Glimmersyenit 90.
Glimmerdiorit 121.
Gneiss 34. 41. 55. 83. 124.
138.
Granophyr 41. 44.
Granat 86. 108.
Granatfels 108.
Granit 93.
Granitit 64. 66. 71. 89. 92.
96. 107. 121. 134. 152.
155.
Grabenverwerfung 145.
Grauwacke, kry stalline 72.
120. 130.
Grauwackenschief er 149.151.
Graphitquarzit 74. 76. 77.
Graptolithen 78.
Grünsandstein 41. 58. 95.
100. 141.
Haifische 14.
Haidesand 16. 52. 55. 60.
Hornblendeschiefer 50. 108.
130.
Hornblendeporphyrit 9. 54.
Hornblendegranitit 86.
Hornfels 72. 85. 89. 120.
132.
Hornsteinkugeln 47.
Jaspis 124.
Inoceramus Brongniarti 17.
57. 100. 122. 154.
Inoceramus Cuvieri 146.
Inoceramus labiatus 2. 29.
57. 98. 154.
Iuoceramus striatus 24.
Kalkspath 8. 68. 79.
Kalkstein 22. 50. 85. 108.
116. 117. 119. 127. 149.
158
Sachregister.
Kalkgrau wacke 129,
Kalksilicathornfels 86.
Kantengeschiebe 104.
Kersantit 79. 92.
Kieselschiefer 74. 78. 85.
117. 128.
Klüftung 139. 153.
Knotenschiefer 85. 117. 128.
Knotenglimmerschiefer 72.
87. 120. 132.
Kupfer, gediegen 7.
Kupfererze 8. 109.
Kupferkies 68. 109.
Labiatusquader 98. 107. 135.
137. 150.
Labiatuspläner 2. 29. 57. 93.
Laumontit 8. 68.
Lausitzer Hauptverwerfung
2. 15. 53. 68.
Lamprophyr 42. 44. 150.
Lima canalifera 102. 142.
Lösssand 54.
Lössartiger Lehm 28. 71.
Lydit 129.
Malakon 8.
Marmor 79. 86.
Magneteisenerz 108.
Mergel 18. 101. 103.
Micraster cor testudinarium
18. 57.
Molybdänglanz 112.
Muscovitgneiss 113. 136.
[Nautilus sublaevigatus 2. 33.
Nerinea Geinitzi 11.
Oltersteine 63.
Orthit 8.
Ostrea carinata 2. 13. 24. 96.
107. 134. 136. 138. 153.
Ostrea diluviana 13.
Ostrea hippopodium 13.
Oxyrrhina angustidens 14.
Oxyrrhina Mantelli 57.
Pachydiscus peramplus 57.
Pechstein 47.
Pectunculus obsoletus 11.
Phillipsit 8.
Phyllit 80. 82. 84. 125.
Pistazit 8.
Pinna 99.
Pläner 2. 32. 36. 56.
Plänersandstein 32.
Pleurotomaria 14.
Porphyrit 19. 20. 33. 48.
Porphyrbreccie 23.
Porphyrconglomerat 74.
Protocardium hillanum 138.
153.
Psilomelan 136.
Ptychodus mammillaris 57.
Quellkuppe 91.
Quarzporphyr 23. 27. 37.
43. 46. 87. 90. 109.
114. 126.
Sachregister.
159
Quarzbiotitschiefer 51.
Quarzglimmerfels 67. 89.
Quarzglimmerdiorit 77.
Quarzaugitdiorit 77.
Quarzit 84. 115. 120. 128.
133.
Quarzitschiefer, feldspath-
reicher 113.
Radiolites Germari 11.
Reibungsbreccie 5. 126.
Khynchonella bohemica 100.
122. 141.
Khynchonella plicatilis 57.
Rothliegendes 21. 25. 30.
73. 78.
Kother Ochse 19.
Scaphites auritus 103. 144.
Scaphites Geinitzi 18. 57.
103.
Scheelit 8.
Schieferletten 21.
Schwefelkies 119.
Silur 20. 84. 127.
Sillimanit 75.
Serpula gordialis 24.
Spondylus striatus 11. 14.
Spondylus spinosus 17.
Stalactiten 51.
Stilpsnosiderit 136.
Syenit 1.32. 33. 36. 41. 62. 75.
Syenitgranit 42.
Syenitconglomerate 10. 12.
Terebratula biplicata 2.
Terebratula semiglobosa 17.
57.
Terebratula striatula 17.
Terebratulina gracilis 18. 57.
Tertiär 63.
Titanit 7. 8. 86.
Titaneisenerz 8.
Thonschiefer 81. 151.
Thonstein 21. 74. 78.
Thallehm 70.
Topas 112.
Tonalit 77.
Turmalin 8. 68. 112.
Turmalingranit 112. 115. 135.
136.
Turritella granulata 11. 138.
Vola aequicostata 24.
Vola notabilis 31.
Vola quadricostata 102.
Wasserführende Schichten
10. 104.
'Weisseritzschotter 12. 16.
Zinkblende 109. 112.
Zinnstein 112.
Zwitterbänder 112.
I
K
Ortsregister.
Altcoschütz 9.
Begerburg 8.
Berggiesshübel 108.
Biensdorf 127.
Binsdorf 143.
Bielathal 144.
Blauberg 74.
Borna 117.
Bornmühle 116.
Briessnitz 40.
Colin 41.
Cossebaude 34. 35.
Cotta 32.
Cottaer Spitzberg 106.
Copitz 94. 104.
Döltzschen 7.
Dohna 90.
Dobritz 48.
Dohma 97.
Dresden 1. 31. 59.
Dürrkamnitz 153.
Eichberg 20.
Elbleiten 143.
Eulmühle 134.
Friedensburg 53.
Garsebach 49.
Gauernitz 35.
Geyersberg 128.
Goldene Höhe 25.
Gottleuba 112. 135.
Grobem 58.
Haidemühle 67.
Häselich 83.
Hallstein 120.
Hausberg 155.
Heidenschanze 9. 10.
Heller 62.
Hellendorf 111. 136.
Herrnskretschen 154.
Himmelsbusch 54.
Hoher Stein 12. 13. 14.
Hummelmühle 73.
Jonsdorf 143.
Kanitzberg 129.
Kalmswiese 145.
K
K
K
E
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Ortsregistor.
161
Kemnitz 29.
Kirnitzschthal 155.
Klotzsche 63.
Kleinborthcn 76.
Kleinnaundorf 23.
Knorre 42.
Kohlberg 94.
Kötzschenbroda 52.
Köttewitz 89.
Kohlenweg 16.
Korbitz 46.
Kreischa 78.
Krietzschwitz 101.
Laube 148.
Langenhennersdorf 106.
Leuben 70.
Leichengründel 113. 135.
Liebonecke 34.
Liebstadt 124.
Lochmühle 33.
Markersbach 107.
Maxen 78. 81.
Meissen 38. 40. 40.
Merbitz 31.
Miltitz 50.
Mügeln 93.
Neusörnewitz 57.
Neundorf 99.
Neuhof 13(3.
Neudorf 144.
Nenntmannsdorf 127.
Niederwartha 36.
Niedersedlitz 70.
Niedergersdorf 116.
Oberau 58.
Obervogelgesang 102.
Oberseidewitz 132.
Oberschlottwitz 123.
Ockerwitz 32.
Omsewitz 32.
Ostrau 143.
Ottendorf 109.
Peiperz 145.
Peterswaido 136.
Pirna 94. 105.
Plauen 1.
Plauenscher Grund 1.
Podemus 33.
Poisenbach 22.
Potschappel 8. 19.
Prinzenhöhe 24.
Priessnitzgrund. 64.
Preusserschacht 75.
Raitza 136.
Rathsbrüche 5.
Rathmannsdorf 143.
Rasseln 151.
Raupschen 91.
Riesenstein 41.
Rhänitz 63.
162
Ortsregister.
Rosenberg 143.
Rosenkamm 146. 151.
Rothberg 144.
Rottwerndorf 106.
Roschs Höhe 113.
Sattelberg 111.
Sandmühle 116.
Schlottwitz 123.
Schänkhübel 63.
Schneeberg 141.
Schwarzer Teich 54.
Spaargebirge 38.
Spitzberg 111.
Spitzgrund 55.
Sobrigau 73.
Strahlen 18.
Struppen 102.
Studenbach 152.
Stimmersdorf 143.
Tannen busch 112.
Tetschen 146. 148.
Timshübel 41.
Theresieninühle 144.
Tscheche 144.
Tyssa 138.
Tyssaer Wände 138.
Vogelgesang 104.
Weesenstein 85.
Weinböhla 56.
Weisstropp 38.
Winterberg 155.
Wittgensdorf 78.
Zehren 44.
Zeichen 103.
Zehista 96. 121.
Zitzschewig 55.
Zuschendorf 121.
Zschoner Grund 30.
Zwiesel 107.
Zwirtzschkau 134.